+3 Magazin Oktober 2014 | Page 16

+2 16 Sabine Bobert, evangelische Theologin Äußere Stille, innerer Lärm Christlicher Lifestyle antwortete über Jahrhunderte auf den „Tod als Katastrophe“ mit der individualisierten Kultivierung des Todes. Man altert nicht plötzlich. Die biologische Kurve nimmt bereits zwischen dem 35. und 40. Lebensjahr ab. Mystiker wie Johannes Tauler verstanden den Umkehrschub in der Lebensmitte als Aufforderung, sich nach innen zu wenden, um nach dem eigenen Lebenszentrum, dem „Seelengrund“ zu suchen. Wer in den Seelengrund und damit in vielleicht den Tod überdauernde Bewusstseinsschichten herabtauchen will, begibt sich freiwillig in eine Zone, EWIGES LEBEN ? die Sterben und Tod meist umgibt: in die Stille. In äußerer Stille wird innerer Lärm laut. Das gelebte Leben holt die Stillstehenden ein: in Bildern, Stimmen und Verstimmungen. Einsiedler nutzen einen mentalen Anker, um von Bewusstseinsfetzen, die in der Stille lärmen, nicht fortgerissen zu werden. Ein Zen-Buddhist verankert sich im Atemstrom. Die christlichen Einsiedler des vierten Jahrhunderts wiederholten einen Psalmvers als Anker für den Geist und als Schutz vor Wahnsinn. Die orthodoxen Mönche und Nonnen wiederholen noch heute möglichst nonstop innerlich die Worte „Jesus Christus“. Solches MantraBeten macht den Geist krisenfest. Er lernt, Heilsames festzuhalten und ängstigende Stimmungen und Stimmen loszulassen. Die Mönche wissen: Die Dinge, denen du Aufmerksamkeit schenkst, werden stärker werden. Wer dies beizeiten einübt, wird in erzwungener Stille einen klaren Geist behalten. 125 Menschen haben sich bis September 2014 beim Kryonikunternehmen Alcor erfolgreich einfrieren lassen, um nach dem Tod in der Zukunft wiederbelebt werden zu können (Präservation). DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Claus Mischler, Head of Customer Solutions bei Standard Life Deutschland 50plus: Umdenken bei der Altersvorsorge „Best Ager“ und „Golden Ager“ – dies sind übliche Beschreibungen fü r die Generation 50plus, die vor allem eines ausdrücken: die Generation 50plus steht mitten im Leben, schaut sehr positiv in die Zukunft und ist durchaus aufgeschlossen für Neuerungen. Dies zeigt sich auf privater Ebene in einem veränderten Freizeit- und Konsumverhalten. Im beruflichen Bereich erfüllen sich über 50-Jährige nicht selten den Traum der Selbstständigkeit. Aber auch bei der eigenen Altersvorsorge findet ein Umdenken statt. Insbesondere über 50-Jährige suchen Johannes H., Leser N GEWONNE leben statt vorSORGEN 42 80 3 33 Körperpräservation Gehirnpräservation Gehirn und Körper getrennt präservierte Haustiere Quelle: Alcor Helmut Wallrafen-Dreisow, Geschäftsführer der Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach Messbare Lebensqualität Kaum eine Branche in Deutschland wird so engmaschig durch Behörden auf die Einhaltung von Qualitäts- und Sicherheitsstandards überprüft wie die Altenpflege. Insbesondere der seit Jahren durchgeführte jährliche „Pflege-TÜV“ durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen soll es den Menschen ermöglichen, sich ein Bild über die Qualität einer Pflegeeinrichtung zu machen. Unklar bei den derzeitigen Prüfungen ist allerdings, wessen Qualität gemessen wird. So liegt der Fokus auf strukturellen und pflegefachlichen Standards, die von der Wissenschaft entwickelt wurden und von diesen als bedeutend angesehen werden. Dabei zeigen unsere zahlreichen Gespräche und systematischen Befragungen mit pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen, dass ihnen ganz andere Dinge wichtig sind. Für die Familien stehen an erster Stelle die ganz normalen Dinge des Lebens, die sich unter dem Begriff Lebensqualität zusammenfassen lassen. Dazu gehört zuallererst eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Mitarbeitern, die mit Respekt und Freundlichkeit den Betroffenen und ihren Familien begegnen und die sich für die Menschen und ihre Probleme Zeit nehmen. Dafür notwendige Personalanhaltszahlen fehlen bis heute. Darüber hinaus werden gutes Essen, ein sauberes Umfeld und gute Kontakte in angenehmer Atmosphäre als sehr wichtig angesehen. Wir führen deshalb in unseren Einrichtungen eigene Qualitätsmessungen durch, in denen wir neben fachlichen Standards den Fokus auf die subjektiv wahrgenommene Lebensqualität legen. Wer sonst sollte diese Ergebnisqualität vorgeben als die Bewohner selbst! Ich verwehre mich dem Gedanken, aufgrund ökonomischer und gesellschaftlicher Zwänge alt werden zu müssen. Besser wäre also die Frage: Wie wollen wir leben? Oder noch besser: Wie will ich/wie willst du leben?, da ich hinter dem alt werden bzw. leben keinen kollektiven Willen erkenne. Und da wäre meine Antwort: Ich will mich mit meinen Kenntnissen, Fähigkeiten und Bedürfnissen gesellschaftlich einbringen und in Würde leben. Wenn ich „alt“ bin, werde ich das Marion A. Weissenberger-Eibl, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung Innovativ fit Älter werden und gesund bleiben: Das ist für immer mehr Menschen in Deutschland möglich. Neben einer besseren medizinischen Versorgung lässt sich dies vor allem auf stetig neue Forschungserkenntnisse zurückführen. Die steigende Lebenserwartung, die sich seit 1970 um zehn Jahre erhöht hat und heute bei rund 80 Jahren liegt, unterstreicht dies eindrucksvoll. Allerdings stellen diese Entwicklungen das deutsche Sozialsystem vor große Herausforderungen. Denn trotz aller Fortschritte geht die demografische Alterung mit der Zunahme chronischer Krankheiten einher. Aus diesem Grund bedarf nach Möglichkeiten, ihr bislang angespartes Vermögen weiter zu vermehren, ohne dabei allerdings ein hohes Risiko eingehen zu müssen. Gerade traditionelle Vorsorge- und Sparprodukte werden diesem Anspruch nicht mehr gerecht. 50plus-Kunden entscheiden sich daher immer häufiger für moderne Investmentkonzepte, die bei überschaubaren Risiken attraktive Renditen erzielen. Dies allein reicht aber nicht: Die Produkte müssen zusätzlich die Möglichkeit bieten, flexibel auf Veränderungen reagieren zu können und jederzeit Zugriff auf das angesparte Kapital zu bekommen. Will man darüber hinaus noch von bestehenden Steuervorteilen profitieren, bietet sich die Entscheidung für ein Versicherungsprodukt an. Die Überprüfung der Altersvorsorge ist sehr wichtig. Kunden sollten sich umfassend informieren und den Rat eines unabhängigen Beraters einholen, um das für sie individuell passende Produkt auszuwählen. genauso wollen, auch wenn ich nicht wissen kann, welche Dinge mich dann beschäftigen. Wer seine Möglichkeiten im Alter am Konsumismus festmacht und deswegen das ganze Leben finanziell vorplant und absichert, der oder die führt ja kein Leben im eigentlichen Sinne, sondern ein Roboterdasein. Wer versteht, was Mitmenschlichkeit, Solidarität und Lebensfreude ausmacht, der oder die braucht weder großartige Versicherungen noch ein Altersheim. Ihr Name, Ihr Beruf Was ist ihre Meinung? Schreiben Sie uns doch Ihre Antwort. Unsere nächsten Fragen finden Sie auf Seite 22. es weiterer Innovationen wie zum Beispiel mobiler Mikrosysteme für die medizinische Diagnostik, deren Marktfähigkeit das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in einem Projekt untersucht – schließlich stehen diese für eine frühere Krankheitserkennung, bessere Therapiechancen und geringere Folgekosten. (Medizin-)Technische Innovationen alleine können die gesellschaftlichen Umwälzungen der kommenden Jahrzehnte jedoch nicht bewältigen. Vielmehr gilt es, technische und soziale Innovationen stärker zu verknüpfen. Ein Beispiel sind vernetzte SmartHome-Geräte, die ältere Menschen an Arzttermine oder den laufenden Fernseher erinnern, ihnen im Falle eingeschränkter Mobilität genauso eine einfache Kontaktaufnahme zu Freunden oder Angehörigen ermöglichen – und sie dadurch weiterhin aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben lassen.