LINKEDIN-DISKUSSION |
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Hans-Peter Kleebinder , Studienleiter Smart Mobility Management , Universität St . Gallen
Ökoromantische Utopie
Klimaneutrale Mobilität wird eine ökoromantische Utopie bleiben . Wir hinterlassen – außer als Fußgänger – immer einen CO 2 -Abdruck . Allein die Herstellung von Fortbewegungsmitteln und die Bereitstellung von Infrastruktur brauchen Energie und Rohstoffe . Die Frage ist , wie uns zumindest eine möglichst nachhaltige Mobilität gelingt . Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden , dass Mobilität als menschliches Grundbedürfnis von hohem Nutzen für uns ist – trotz der externen Folgeschäden . Sie ist Grundlage für soziale und ökonomische Teilhabe und damit für Lebensqualität und Wohlstand . Wir müssen in unserer vernetzten Welt diesen Zielkonflikt zwischen sozialem , ökologischem und ökonomischem Mobilitätsfußabdruck austarieren . Was braucht es für eine möglichst nachhaltige Mobilität ? Alternativen , Anreize und Aufklärung – statt Verbote . Weniger Besitz , mehr Sharing . Nicht nur Pkws inklusive SUVs mit Umweltbonus fördern , son-
Helmut-Mario Reiter , Leser
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Klimaneutral ist ein smartes Ziel und daher nervt es so sehr – weil da jedes sinnfreie Bewegen in Maschinen schon mal wegfällt . Wie viel Spaß ( fast ) klimafreie Mobilität machen kann , kann jeder Wandernde , Herumtollende , Radelnde selbst erleben .
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dern auch Kleinstwagen ( LEV ) sowie die intelligentere Nutzung und Auslastung vorhandener Infrastruktur und Transportmittel . Digital vernetzte Verkehrsmittel , die uns „ Mobilität auf Knopfdruck “ ermöglichen , in dem Moment , für den Zweck und an dem Ort , wo wir diese benötigen . Mehr und bessere Alternativen zum eigenen Auto . Für eine smarte Mobilität , die möglichst nachhaltig , effizient , bequem und wieder freudvoll ist . Auf der Grundlage von Kreislaufwirtschaft , Mobilitätsfußabdruck und den wirklichen Kosten .
Lukas Neckermann , Leser
Der wahre Mobilitätskreislauf erzeugt wirtschaftliches Wachstum . Wachstum , da in die komplette Wertschöpfungskette der Elektround autonomen Mobilität investiert wird . Wachstum , da mehr Personen an Mobilität und dem wirtschaftlichen Leben teilhaben können . Wachstum , da Lebensqualität und Gesundheit mit der Luftqualität ansteigen . Wachstum , da „ smarte “ Lösungen für Menschen gebaut und akzeptiert werden .
Michael Becker , Leser
Erstmal ist Mobilität ein menschliches Grundrecht und der Zugang sollte allen Menschen , unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit , gewährt sein . Orte werden durch Verkehrswege verbunden . Diese sollten mit Verkehrsmitteln zu Fuß , mit Fahrrad , Automobil , Zug , Flieger und Schiff möglichst emissionslos , bequem , preiswert und barrierefrei sowie stau- und unfallfrei benutzt werden . Ohne Straßen und Infrastruktur geht nichts . Darum sollte man meines Erachtens Mobilität als zu optimierendes ganzheitliches sozio-technologisches Ecosystem betrachten . Aus der Automobilindustrie wird die Mobilitätswirtschaft .
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Katja Diehl , Mobilitätsberaterin , Keynote-Speakerin und Trägerin Deutscher Mobilitätspreis
Eine Frage , viele Antworten
Meiner Meinung nach kann Mobilität nur nachhaltiger werden . Je maschineller und individueller desto mehr negative Auswirkung auf Klima , Ressourcen und Umwelt . Drei Schritte können unsere Mobilität nachhaltiger machen : 1 ) Mensch statt Maschine . Zu viele sitzen gegen ihren Willen im Auto . Wenn sich Verfügbarkeit , Barrierefreiheit , Sicherheit und Bezahlbarkeit in der alternativen Mobilität nicht finden , steigen diese Menschen nicht aus ihrem Auto aus . 2 ) Weniger Wege , weniger Ineffizienz , weniger Ego . In der Pandemie hat sich herausgestellt , dass über 60 Prozent der Jobs in Deutschland mobil abbildbar sind . Das eröffnet ungeahnte Möglichkeiten . Beginnend beim Videomeeting , das Flüge ersetzt , bis hin zu Coworking im ländlichen Raum . Aber auch weniger Hypermobilität . Innerdeutsches Fliegen morgens hin und abends zurück , das sind die Details , die Wohlhabende zu den größten Emittenten im Vergleich zu Menschen mit kleinem Einkommen machen . Wir haben eine große Verantwortung . Als Handelnde , aber auch als Vorbilder im eigenen Unternehmen . 3 ) Sharing muss zum Caring werden . Ob E-Scooter oder Leihräder , immer werden die Gefährte demoliert oder unachtsam anderen Menschen in den Weg gestellt . Das Caring muss bei den Städten und Kommunen beginnen : Aufstellflächen müssen her . Aber auch das Caring im Sinne von integrierter Mobilität . Keine Insellösungen mehr , sondern innerhalb einer Plattform die Mobilitätskette organisieren – und bezahlen .
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Kerstin Kortekamp , Leserin
Ich halte Radfahren für nachhaltiger als das Zufußgehen . Nachgerechnet habe ich es nicht , aber ich schätze , dass der Quotient aus Material- und Energieeinsatz auf der einen Seite sowie Reichweite und Gesundheitseffekte auf der anderen bei keinem Verkehrsmittel günstiger ausfällt als beim Fahrrad . Natürlich nur , wenn es rein muskelbetrieben ist . Sonst halte ich nicht viel von der Hierarchie der Verkehrsteilnehmenden . Wonach wird gewertet ? Nach Geschwindigkeit ? Nach Verletzlichkeit ? Nach Flächenverteilung ? Radfahrende und Fußgänger : innen sollten sich nicht über- oder unterlegen fühlen , sondern die gemeinsamen Interessen nach vorn stellen .
Stefan Mueller , Leser
Nachhaltigkeit muss die Grundlage zukünftiger Mobilität sein . Nur dann müssen nicht unbedingt weniger Wege sein und wir können weiter im Austausch bleiben mit anderen . Freundeskreise besser über Distanzen erhalten als nur in der Nachbarschaft , andere Kulturen kennenlernen und einfach mehr miteinander agieren . Genau das ist es nämlich , was wir meiner Meinung nach gesellschaftlich brauchen , statt eines immer verkehrteren Rückzugs in die eigene ( virtuelle ) Blase .
Florian Kobler , Leser
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Ich glaube , der soziale Austausch wird total unterschätzt in der Diskussion . Sofort ergeben sich positive Effekte , sobald wir aus unseren Blechschüsseln aussteigen und uns gegenseitig wieder als Menschen , nicht als potenziell tödliche Maschinen und damit als Gegner wahrnehmen . ›
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