+3 Magazin November 2022 | Page 4

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WIR FRAGEN :

WIE NACHHALTIG

KANN MOBILITÄT SEIN ?

Im Jahr 2013 sind sechs Tretrollerfahrer die Strecke der Tour de France gefahren .
Quelle : Wikipedia © iStock ./ AleksandarNakic
Rauf aufs Rad
Vivianne Heijnen , Ministerin für Umwelt der Niederlande
Wer über Nachhaltigkeit spricht , kommt um eines nicht herum : das Fahrrad . Auch bei Themen wie Gesundheit , saubere Luft und Staubekämpfung oder Tipps zum Geldsparen landet man schnell bei diesem vielseitigen Gefährt . Ob alt oder jung , arm oder reich , mit oder ohne Nachwuchs im Kindersitz , auf dem Weg in die Firma , zum Supermarkt oder zum Sportverein – in Holland schwingen sich wirklich alle in den Sattel . Bei uns gibt es mehr Fahrräder als Einwohner . Darauf bin ich stolz . Mit dem Rad zur Arbeit , das soll in Deutschland attraktiver werden . Daran arbeiten
wir auch bei uns intensiv . Oder bis zum Bahnhof und dann weiter mit dem Zug . Innovative Fahrradtiefgaragen direkt unter dem Bahnhof ermöglichen bei uns den raschen Umstieg aufs Gleis . Wir bauen Radschnellwege , auf denen man zügig und sicher von Stadt zu Stadt gelangt . Besonders begeistert bin ich von der Kooperation mit den Arbeitgebern . Ein neuer Job ist eine ideale Gelegenheit , sein Mobilitätsverhalten zu ändern . Mit attraktiven Kilometererstattungen und einer fahrradfreundlichen Infrastruktur am Arbeitsplatz können Arbeitgeber wichtige Anreize setzen . Und auch die Unternehmen selbst profitieren . Wenn die Reisekosten sinken , der Krankenstand zurückgeht und mehr Arbeitnehmer zufrieden sind , ist allen gedient . Auch Deutschland verfolgt ehrgeizige Pläne zum Ausbau seiner Radinfrastruktur . Als benachbarte Radfahrernation hören wir das nur allzu gern .
Matthias Ballweg , Leser
Freiheit geht auch ohne Auto
Mobilität muss oder darf Spaß machen . Ohne diese Zielgröße mit auf dem Radar zu haben , wird es schwer . Versteht mich nicht falsch . Niemand sollte zum Spaß übergroße Verbrenner-SUVs durch Innenstädte fahren dürfen , ohne für die wahren Kosten dessen zu bezahlen . Egal , wie viel fragwürdige Freude das Einzelnen machen mag . Aber es ist essenziell , dass es gelingt , die Vision einer nachhaltigen Mobilität nicht mit Verzicht , sondern mit Spaß , Genuss und Freude zu assoziieren . Begriffe wie Freiheit und Spaß gilt es mit kollektiver , geteilter , nachhaltiger Mobilität zu assoziieren , statt wie aktuell mit PSstarker Individualmobilität . Ein Beispiel aus München : Es macht zum
Beispiel einfach Laune , mit Wifi und Getränk in der Hand mit dem Bergbus in die Berge zu fahren und auf die Autofahrer herunterzuschauen . Der Bus hat nichts mit Verzicht auf Freiheit zu tun , er schafft Freiheit . Die Freiheit , im Internet zu sein während der Fahrt . Die Freiheit , sich schon auf der Heimfahrt ein Bier aufzumachen , und vieles weitere mehr .
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