+3 Magazin November 2022 | Page 11

Rainer Koch , Leser
Nachhaltig ist es , am Wohnort zu arbeiten oder am Arbeitsort zu wohnen . Diese basale Tradition vergangener Zeiten scheint seltsamerweise nicht mehr relevant ?
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Was ist Ihre Meinung ?
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FAHRRADKULTUR BESCHLEUNIGT DEN MOBILITÄTSWANDEL

Thomas Büermann , Koordinator Projekt fLotte – Freie Lastenräder für Berlin , ADFC Berlin
Bessere Alternative
Es ist eine Binsenweisheit , die in der Diskussion über die Mobilität von morgen kaum vorkommt : Die nachhaltigste Mobilität ist diejenige , die gar nicht stattfindet . Aber da unsere Gesellschaft verinnerlicht hat , dass sich unsere Freiheit ganz wesentlich über unbegrenzte Mobilität definiert , kann man mit viel Empörung rechnen , wenn man diese vermeintliche Selbstverständlichkeit infrage stellt . Also rütteln wir nicht an Tabus , sondern setzen am anderen Ende an , nämlich bei unseren alltäglichen Fahrten . Diese sind meist nur wenige Kilometer lang und oftmals geht es um den Transport von Kindern oder Einkäufen , um den Wochenendausflug oder den kleinen Umzug . Für all dies ist das Lastenrad das ideale Fahrzeug : emissionsfrei , gesundheitsfördernd , flexibel und preiswert . Wie kann man diese Erfahrung populärer machen ? Indem man Lastenräder möglichst niedrigschwellig zur Verfügung stellt . Die mehr als 100 Initiativen des Forum Freie Lastenräder stellen in ihren Kommunen Lastenräder kostenfrei und einfach buchbar zur Ausleihe zur Verfügung . Ehrenamtliches Engagement und großzügige Sponsoren machen dieses Wunder möglich . Die
Daniel Gwercher , Geschäftsführer Zaptec Deutschland
Vorbild Norwegen
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT , ALSO EINE ANZEIGE
Wir stehen erst am Anfang eines generationenübergreifenden Wandels hin zu einer neuen Art der Mobilität . Zaptec verfügt über eine starke Synergie aus Hard- und Software , die uns zu einem entscheidenden Akteur auf dieser Reise machen wird . Gerade junge Generationen verstehen Mobilität heute anders . Elektroautos gehört die Zukunft und wir werden die nötigen Ladelösungen dazu liefern . Unsere Produkte bieten modernste Ladetechnologie verpackt in skandinavischem Design . Mit unseren beiden Ladelösungen können wir jeden Bedarf abdecken – vom Einfamilienhaus bis zur
Schreiben Sie uns , was Sie zu den kommenden Fragen auf der letzten Seite denken – vielleicht erscheinen Sie dann im nächsten Heft .
Christiane Roth , Leserin
Wille und Wahrheit
Ganz einfach : Unsere Mobilität kann so nachhaltig sein , wie wir das wollen . Allein der Wille dazu ist nicht sehr ausgeprägt , sonst wären wir resilienter gegenüber etwaigen Einschnitten . Wer sich mit dem Umbau hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft beschäftigt , weiß , dass wir uns von liebgewonnen Angewohnheiten verabschieden müssen . Doch leider wird der Klimawandel als aktuell größtes Problem der Menschheit seit Jahrzehnten zur Seite geschoben . Doch ohne Verzicht wird es nicht gehen . Das gilt auch in Bezug auf unser Mobilitätsverhalten . Den politischen Entscheider : innen fehlten und fehlen Wille , Mut und Kreativität , um dieses Problem von der Wurzel aus und mit Nachdruck und Ausdauer anzugehen .
fLotte , die größte dieser Initiativen , stellt knapp 250 Lastenräder in allen Kiezen Berlins und vielen Orten Brandenburgs bereit . Für bisher rund 100.000 Fahrten brauchte man kein Auto , konnte die Idee der „ Commons “ im Alltag erleben , den Nutzen solidarischen Handelns genießen und neue Mobilität konkret erfahren . ›
Großimmobilie . Beide erfüllen höchste europäische Sicherheitsstandards und sind TÜV-zertifiziert . Für unser Produktdesign sind wir mit dem Red Dot Award ausgezeichnet worden – das zeigt , dass wir nicht nur technologisch auf dem richtigen Weg sind . Zudem bereiten wir den Produktionsstart an unserem neuen Standort in Deutschland vor . So entstehen unsere Ladelösungen im Zentrum Europas unter optimalen Bedingungen und in hoher Qualität . Zusätzlich verkürzen wir so die Lieferwege und sparen zusätzliches CO 2 ein . Unsere DNA ist von A bis Z elektrisch und nachhaltig . Wir können nicht glaubhaft die Elektromobilität vorantreiben und gleichzeitig als Unternehmen nichts in diesem Bereich machen . Entsprechend reduzieren wir Verpackungsmaterial , setzen auf erneuerbare Energien und schauen stets , wo wir unsere eigene Nachhaltigkeit in Zukunft weiter optimieren können .
Eine ganzheitliche Fahrradkultur und sichere Fahrrad- Infrastruktur sind Impulsgeber der Mobilitätswende , sagt Claus Fleischer , Geschäftsleiter von Bosch eBike Systems .
Die Diskussion um eine nachhaltigere Mobilität konzentriert sich zumeist auf das Auto . Was können das Fahrrad und eBike zur Mobilitätswende beitragen ? Sehr viel . Für die Verkehrswende und CO 2 -neutrale Städte brauchen wir das Fahrrad und das eBike . Ihr Beitrag zum Erreichen dieses Ziels ist zehn Mal wichtiger als der elektrischer Autos , hat die Universität Oxford errechnet . In Deutschland sind mehr als 40 Prozent der Autofahrten Strecken unter fünf Kilometern – auf diese Distanzen ist das eBike effizienter und schneller .
Was braucht es dazu ? Wir brauchen ein Umdenken in der Verkehrsplanung und -leitung und in der Legislative . Warum werden Straßen um- und ausgebaut , ohne gleichzeitig mehr Platz für aktive Fortbewegungsmittel zu schaffen ? Warum denken wir beim Verbessern der Verkehrsströme immer daran , wie das Auto möglichst wenig im Stau steht ? Wichtiger ist , Menschen unabhängig vom Transportmittel in Bewegung zu bringen . Wenn ich am Stau vorbeiradle , bin ich nachhaltiger und schneller am Ziel – und sitze nicht im Auto , das den Stau zusätzlich verlängert .
Also keine Mobilitätswende ohne Mentalitätswandel ? Entscheidend ist eine attraktive und sichere Infrastruktur . Wachsenden Fahrradverkaufszahlen sowie häufigeren und längeren Fahrten mit eBikes stehen fehlende Radwege gegenüber . Deshalb müssen neue Raumkonzepte die Radfahrer : innen gleichberechtigt berücksichtigen . Die zu Pandemiebeginn entstandenen Pop-up-Radwege waren ein erster Ansatz . Jetzt geht es darum , diese im Interesse einer positiven , ganzheitlichen Fahrradkultur in nachhaltige strukturelle Veränderungen zu überführen – in der Stadt wie auch im ländlichen Raum . Die Einrichtung sicherer Fahrradstraßen und Radschnellwege sowie sicherer Abstellmöglichkeiten ist durch die Fördermittel von Bund und Ländern finanzierbar . Die Kommunen müssen nun priorisieren und sie zielgerichtet , pragmatisch und schnell nutzen .
Würden mehr sichere , gut ausgebaute Radwege tatsächlich den Umstieg auf das Fahrrad und damit den Nachhaltigkeitsgewinn fördern ? Nicht nur in Paris haben provisorisch eingerichtete Radwege genau diesen Effekt erzielt . Dort sind sechs von zehn Nutzer : innen zuvor nicht mit dem Rad gefahren . In Deutschland hat eine repräsentative GfK-Umfrage ergeben : Mehr als ein Drittel der Menschen , die bislang nicht täglich Fahrrad fahren , würden es häufiger nutzen , wenn es mehr sichere Radwege gäbe . Das zeigt , welchen wichtigen Beitrag das Fahrrad zur Verkehrswende leisten kann . Fahrrad fahren ist zukunftsgerichtete , nachhaltige und gesunde Mobilität .