+3 Magazin November 2020 | Page 4

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WIR FRAGEN :

WIE DIGITAL IST DIE

LANDWIRTSCHAFT ?

Nur 36 Prozent der rund 940.000 deutschen Landwirte sind weiblich – über alle Berufssparten hinweg liegt der Frauenanteil bei 46,5 Prozent .
Quelle : Bundesinformationszentrum Landwirtschaft
© iStock ./ fotografixx
Joachim Rukwied Präsident Deutscher Bauernverband
Nicht mehr ohne
Digitalisierung ist ein Chancen- und Zukunftsthema – insbesondere auch für die Landwirtschaft . Unsere Branche kann davon in hohem Maße profitieren , weil sie mit Boden , Wasser , Luft und Tieren umgeht und hier die Entwicklungspotenziale , auch mit Blick auf den Klima- und Umweltschutz , besonders groß sind . Die Digitalisierung wird von einer immer effizienter werdenden Datenerfassung über Sensortechniken , der Datenverarbeitung über Algorithmen und verschiedene Formen der Künstlichen Intelligenz beschleunigt – einzig schwache Netzabdeckungen im ländlichen Raum
bremsen diesen Fortschritt in den Betrieben noch aus . Die Digitalisierung der Landwirtschaft kann auch zu mehr Akzeptanz in der Gesellschaft beitragen . Präzisionstechniken helfen , den Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln noch weiter zu optimieren , Pflanzen individueller zu ernähren und Unkraut punktgenau zu bekämpfen . In den Ställen unterstützen Sensortechniken eine Tierwohl-fördernde Haltung . Hightech hilft zusätzlich , den Tieren eine bestmögliche Tiergesundheit und Wohlbefinden zu ermöglichen . Außerdem werden digitale Hofmanagementsysteme die Landwirte auch betriebswirtschaftlich unterstützen , um vor allem die Bürokratie leichter bewältigen zu können . Wir gehen davon aus , dass inzwischen fast jeder Landwirt in irgendeiner Weise digitale Techniken einsetzt – vorausgesetzt , sie funktionieren unter Praxisbedingungen und rechnen sich unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten .
Andreas Schweikert , Bereichsleiter Landwirtschaft , Bundesverband Informationswirtschaft , Telekommunikation und neue Medien ( Bitkom )
Durch und durch digital
Die Landwirtschaft in Deutschland ist digitaler , als viele denken . Von Apps zur Diagnose von Pflanzenkrankheiten bis hin zu Drohnen zur Kartierung der Ackerflächen : Mehr als 80 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe setzen bereits digitale Anwendungen ein . Der technologische Fortschritt ist seit jeher ein fester Bestandteil der Landwirtschaft . Noch vor 70 Jahren ernährte ein Landwirt etwa zehn Personen , heute sind es über 135 . Ohne Traktoren und mechanische Erntemaschinen
wäre das nicht möglich gewesen . Technologie und Natur sind dabei kein Widerspruch . Im Gegenteil . Die Digitalisierung ist ein Werkzeug , um mithilfe von Daten die Umwelt besser zu verstehen und zu schützen . Über Sensoren und Satelliten kann der Stickstoffbedarf von Pflanzen exakt bemessen und Düngemittel effizienter eingesetzt werden . Durch Künstliche Intelligenz gestützte Systeme im Stall analysieren den Gesundheitszustand der Tiere und können auftretende Krankheiten frühzeitig erkennen . Durch die Digitalisierung wird die Landwirtschaft nicht zuletzt für Verbraucherinnen und Verbraucher nachvollziehbarer . Digital erfasste Informationen über die Herkunft und Herstellung von Lebensmitteln können direkt zum Endkonsumenten weitergegeben werden und ermöglichen die transparente Rückverfolgbarkeit vom Acker bis zum Teller .