+3 Magazin November 2019 | Page 10

+2 10 WIE LEBT MAN MIT DIABETES? WIR FRAGEN: ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] Obst ist zwar gesünder als Schokolade, enthält aber natürlich ebenfalls Zucker. Ein Glück, dass das Zuckerverbot für Diabetiker wissenschaftlich nicht mehr haltbar ist. Quelle: Apotheken-Umschau © iStock./Rawpixel Ltd Barbara Bitzer, Geschäftsführerin Deutsche Diabetes- Gesellschaft Das Versorgungsnetz muss stimmen Bei Diabetes Typ 2 ist ein gesunder Le- bensstil die erste Maßnahme, um die Erkrankung hinauszuzögern. Betrof- fene sollten zunächst ihre Ernährung umstellen und sich mehr bewegen. Die- se eigenverantwortliche Basistherapie trägt schon viel dazu bei, den Blutzu- ckerspiegel zu senken. Doch eine diszi- plinierte Umsetzung im Alltag ist nicht leicht und reicht allein oft nicht aus. Vor allem bei einem Typ-1-Diabetes, der meist bereits im Kindes- und Ju- gendalter diagnostiziert wird, kommt hinzu, dass die chronische Erkrankung lebenslang in allen Lebenslagen ge- meistert werden muss. Hierzu gehören tägliche Blutzuckermessungen, die In- sulintherapie, regelmäßige Arztbesu- che, vorausschauende Planung von Ta- gesablauf, Mahlzeiten und sportlichen Aktivitäten, Einschränkungen bei der Berufswahl und vieles mehr. Die täg- lichen Herausforderungen, die Diabe- tes mit sich bringt, rufen oft Ängste und Unsicherheiten hervor. Betroffene sollten uneingeschränkt vom Zusam- menspiel ambulanter und stationärer medizinischer und psychologischer Hilfe profitieren können. Dazu ge- hört, dass Diabetesabteilungen nicht aus ökonomischen Gründen wegrati- onalisiert werden dürfen. Es gilt auch, Forschung und Lehre zu stärken. Die Politik ist gefragt, endlich die im Ko- alitionsvertrag verankerte „Nationale Diabetesstrategie“ zu verabschieden, um den Betroffenen flächendeckende und bestmögliche Versorgung und Le- bensqualität zu ermöglichen. Hellmut Mehnert, Ehrenpräsident Deutsche Diabetes Union und Deutscher Dachver- band Endokrinologie/ Diabetologie Besser beherrschbar In der wechselvollen Geschichte des Diabetes spielt das Jahr 1921 eine ent- scheidende Rolle. Hier wurde das Insu- lin in eine injizierbare Form gebracht, wodurch Hunderttausenden Diabeti- kern ein Überleben ermöglicht wurde. Die Insuline wurden dann weiterent- wickelt – bis hin zu den Analog-Insu- linen, die jetzt vorwiegend in Gebrauch sind. Diabetiker leben heutzutage in vielen Bereichen anders als früher. Dazu beigetragen haben auch orale Antidiabetika. Hier hat es bedeutsame Fortschritte gegeben. Während die so- genannten Gliptine die körpereigene Insulinsekretion ohne Unterzucker- gefahr anregen, wirken die Gliflozine durch eine vermehrte Zuckerausschei- dung im Harn blutzuckersenkend und gewichtsreduzierend sowie güns- tig auf die Herz-Kreislauf-Situation. Diese Substanzen können zusammen mit Metformin sogar zu einer Triple- Therapie zusammengeführt werden, wodurch die sonst fällige Insulinbe- handlung hinausgeschoben werden kann. Unentbehrlich ist inzwischen die Blut- oder Gewebezuckerselbstmes- sung. Hier wird auf dem Oberarm ein Sensor angebracht, von dem man mit einem Scanner die Gewebezuckerwer- te unblutig messen kann. Bei Behand- lung der diabetischen Netzhauterkran- kung hat sich im Laufe der Jahre eine Lasertherapie durchgesetzt, mit der krankhaft veränderte Areale verödet werden. Sonst gilt, dass neben der gu- ten Einstellung des Blutzuckers ohne Über- und Unterzuckerungen auch die Blutfette und der Blutdruck annähernd normalisiert werden sollten.