+3 Magazin November 2018 | Page 4

+1 4 WAS LERNEN WIR VON STARTUPS? WIR FRAGEN: ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] Wer nichts wagt, gewinnt auch nichts. Den Umgang mit Fehlern können wir dabei von Kindern (und US-Unternehmern) lernen: aufstehen, schütteln, weitermachen. Quelle: Scobel/3sat Günter Faltin, Hochschullehrer, Unternehmensgründer und Initiator Stiftung Entrepreneurship Chancen neu verteilt Heute können wir das Thema Grün- den ganz anders angehen als in der Vergangenheit. Wissen steht uns dank Digitalisierung mit kurzem Zugriff zur Verfügung. Was früher Geschäfts- geheimnisse waren, wird für uns alle zugänglich. Es ist die Transforma- tion dieses Wissens in erfolgreiche Geschäftsmodelle, das den Ausschlag gibt. Kopf schlägt Kapital. Wir leben im Zeitalter der konzept-kreativen Gründungen. Früher war Kapital der Engpass, heute sind es gute Konzep- te. Überzeugenden Konzepten laufen die Kapitalgeber hinterher. Auch die Mittel stehen uns zur Verfügung wie nie zuvor. Große Teile der Infrastruk- tur eines Unternehmens können wir heute als fertige Komponenten heran- ziehen. Damit müssen wir nicht mehr alle Teile eines Unternehmens selbst aufbauen und finanzieren. Wir benö- tigen weit weniger Kapital als früher, können von Anfang an professionell arbeiten und uns auf das konzent- rieren, was den Kern eines Startups ausmacht: ein innovatives Konzept auszuarbeiten und es zur Praxisrei- fe zu bringen. Die Zeit ist reif, diese Chancen zu erkennen und zu nutzen. Von vielen Menschen, nicht nur den schnellen Jungs. Zum ersten Mal in der Geschichte kann jeder von uns ein Unternehmen gründen. Als David ge- gen Goliath. Großorganisationen sind bürokratisch, meiden Risiken, vertei- digen eher den Status quo. Gründer gehen mit hohen Erfolgsaussichten an den Start, wenn sie das vorhandene Wissen und die bereits existierenden Mittel überlegt einsetzen. © iStock./Imgorthand Mario Ohoven, Präsident Bundesverband mittelständische Wirt- schaft, Unternehmerver- band Deutschlands (BVMW) Mittelstand von morgen Wenn ein traditioneller mittelständi- scher Unternehmer und der Gründer eines Startups zusammenkommen, prallen häufig zwei Welten aufeinan- der. Viele Startups setzen auf Disrup- tion und schielen auf kurzfristigen Erfolg, Mittelständler denken dagegen in Generationen und sind eher risiko- avers. Beide eint jedoch die Freude am Unternehmertum. Die ständige Suche nach Kapitalgebern zwingt Startups, ihr Geschäftsmodell stetig an die Be- dürfnisse des Kunden anzupassen. Auch das Scheitern und ein Neuanfang gehören dazu. Dagegen verfügen mit- telständische Unternehmer oft über längere Erfahrung am Markt, höheres Eigenkapital und ein breiteres Pro- duktportfolio. Die Zusammenarbeit von Startups und Mittelständlern ver- spricht also Vorteile für beide Seiten – und sichert die Innovationskraft in Deutschland. Mittelständler können von Start-ups lernen, wie Kundenbe- dürfnisse schneller und flexibler be- friedigt und neue Technologien sinn- voll eingesetzt werden können. Dies gilt auch, wenn es darum geht, attrak- tiver für (junge) Fachkräfte zu werden. Start-ups bieten sich Kooperations- möglichkeiten, die ihre Unabhängig- keit sichern und neue Geschäftsfelder erschließen. Sie können zudem von Mittelständlern viel bei der Organisa- tion des eigenen Betriebs lernen, etwa in den Bereichen Personalplanung und Rechnungswesen – aber auch, wie man sich am Markt behauptet. Mit einer langfristigen Wachstumsstrategie wird aus Startups von heute der Mittelstand von morgen.