+3 Magazin November 2018 | Page 12

+2 12 › BIS DAS DER TOD EUCH SCHEIDET? Till Hoheneder, Autor Geben und nehmen Gute Frage. Vor allem, wenn man wie ich ein neurotischer Kontrollfreak ist, der eher misstraut und allem „Nicht- vertrautem“ ängstlich gegenüber- steht. Ich mag Veränderungen, solan- ge sich nichts verändert. Vertrauen heißt aber für mich, keine Angst vor Kontrollverlust zu haben. Nur wer vertraut, kann sich öffnen. Seine Ängste, Liebe oder kontroversen An- sichten offenlegen, ohne befürchten zu müssen, deswegen schutzlos vor Angriffen oder Spott zu sein. Als Co- Autor vieler Biografien prominenter Persönlichkeiten versuche ich vor dem Schreiben Vertrauen zu säen: Ich verbringe Zeit mit den Menschen und rede mit ihnen über Gott und die Welt. Natürlich auch über meine Sor- gen, Ängste und Freuden. So aufrich- tig wie möglich, auch wenn das nicht immer einfach für mich ist. Bildlich gesprochen: Ich hebe meine Hände und lasse die Hosen runter. Ich zei- ge meine Verletzlichkeit und signa- lisiere meinem Gegenüber, dass ich unbewaffnet bin. Vor mir muss man nicht auf der Hut sein. Keine Angst haben. Ich mache meinem Auftragge- Joan Claude Guerre, Blindenführhundtrainer Aufeinander bezogen Vertrauen spielt in der Ausbildung eines Blindenführhunds eine ent- scheidende Rolle. Dabei ist es hilf- reich, zu verstehen, was Vertrauen für Hunde bedeutet. Seine ausge- prägte Rudelmentalität ist der Kon- text, in dem er Vertrauen in einer Ge- meinschaft finden kann. Das Rudel basiert auf einem klar strukturierten, kommunikativen Zusammenleben. Eine Leitfigur sichert die Existenz und verkörpert eine stabile Persön- Udo Hahn, Leser Eheschließungen und Scheidungen in Europa Slowakei Schweden Dänemark 5,5 5,4 5,4 1,7 Kroatien 4,9 1,7 Belgien 3,9 2,1 2,4 Irland 4,8 0,7 Niederlande 3,8 2,0 3,0 5,1 Tschechien 4,8 2,4 4,6 Spanien 3,7 Österreich 1,7 5,1 Griechenland 2,1 3,5 1,8 Finnland 1,0 4,5 Frankreich Eheschließungen pro 1.000 Einwohner 2,5 Italien 1,9 3,4 1,6 Deutschland 5,0 2,0 Großbritannien 4,4 1,8 Portugal 3,1 2,2 Scheidungen pro 1.000 Einwohner Quellen: Eurostat, bpb ber klar, dass er sich mir genauso of- fen anvertrauen kann. Meistens geht diese Saat nach einiger Zeit auf und es entsteht das nötige Vertrauen, um eine möglichst echte, ungefilterte und faszinierende Lebensgeschichte auf- zuschreiben. Es ist ein bisschen wie zwischen den Filmcharakteren Han- nibal Lecter und Clarice Starling aus „Das Schweigen der Lämmer“: Quid pro quo. Nur ohne Angst vor einem gemeinsamen Abendessen. lichkeit mit einer souveränen Aus- strahlung. Im Verlauf seiner Ausbil- dung im Rudel erlernt der Junghund eine feine Kommunikations-, Bezie- hungs- und Anpassungsfähigkeit. Dabei entwickelt er auch sein eigenes Vertrauensgefühl, um später eine vertrauensvolle Beziehung zu seinem Gefährten, dem sehbehinderten oder blinden Menschen, aufzubauen. In der rund neunmonatigen Ausbildung werden typische Abläufe und Situati- onen seiner zukünftigen Führarbeit eintrainiert. Dazu gehört die Arbeit an seiner Selbstsicherheit, um in schwierigen Situationen selbststän- dig Entscheidungen treffen zu kön- nen. Sind dem Hund die Umgebung Anna-Maija Mertens, Geschäftsführerin Transparency International Deutschland Offene Prozesse Für das Vertrauen in der Gesellschaft ist das Grundgefühl, dass die Dinge gerecht zugehen, entscheidend. Dass das, was vereinbart wurde, eingehal- ten wird. Dass man selbst Teil des Miteinanders ist. Wer Macht anver- traut bekommt, muss damit verein- barungsgemäß umgehen und Bericht und Abläufe vertraut und agiert er souverän, gewinnt auch der sehbe- hinderte oder blinde Mensch Ver- trauen in die Führarbeit des Hundes. Hunde finden im Menschen eher schnell Respekt, Sympathie und Ver- trauen. Dagegen braucht der Mensch eine gewisse Zeit, sich auf den Hund einzulassen, um ein inneres Vertrau- ensgefühl aufzubauen. Diese vertrau- liche Bindung zu einem Tier kann für Menschen auch eine therapeutische Wirkung haben. erstatten, wofür die Macht eingesetzt wird. Auch, damit man die Entschei- dung treffen kann, die Macht wieder zu entziehen. Nur durch diese Inter- aktion bekommen die Menschen das Gefühl, Subjekte des gesellschaftli- chen Miteinanders zu sein. Verschie- dene Erhebungen der letzten Jahre zeigen, dass das Misstrauen in die Wirtschaft im politischen Kontext wächst. Viele Menschen haben den Eindruck, nicht mehr die Politik, son- dern größere Konzerne besäßen die Macht, das Miteinander zu regeln. Für das Vertrauen ist dieser Eindruck fatal. Dieser Verstoß gegen unsere gesellschaftlichen Spielregeln würde bedeuten, dass das Primat der Politik wackelt und die Menschen von Sub- jekten zu Objekten werden. Daher müssen wir handeln. Für die Men- schen muss transparenter werden, wer was, wann und warum entschie- den hat, welche Argumente und Inte- ressen gewonnen haben und wie die Gegenargumente lauteten. Wenn po- litische Entscheidungen nachvollzieh- bar und überprüfbar kommuniziert werden, wenn nicht nur das Ergebnis, sondern auch der Prozess Gegenstand der Diskussion ist, besteht die Mög- lichkeit, das Vertrauen in das System zu stärken. Weil die Menschen dann selbst ein Teil davon sind. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Marta Schlichting, Managerin Qualitätssiegel, SGS Institut Fresenius Schlüsselerlebnis „Ich vertraue Ihnen.“ So hatte ich die erste Begegnung mit einem Kollegen zusammengefasst. Gemeinsam konn- ten wir viel erreichen. Für den Fall wechselseitiger Abneigung wäre das Zerstörungspotenzial beträchtlich ge- wesen. Ich erinnere nicht mehr den Grund für meine Vertrauensbekun- dung. Rückblickend war sie jedoch der Schlüssel für eine erfolgreiche Zusam- menarbeit. Polen Neutrale Kontrolle Das kennt jeder aus dem Supermarkt: Es gibt Lebensmittel, die man direkt in den Einkaufswagen legt, und solche, bei denen man vor dem Kauf genau auf die Verpackungsangaben schaut. Auf dem Kassenband liegen dann Ver- trauen und Skepsis dicht nebenein- ander. Woher weiß ich, dass der Käse wirklich „aus bayerischer Milch“ her- gestellt wurde? Was macht ein natürli- ches Mineralwasser zu einem „Premi- ummineralwasser mit Bio-Qualität“? Und was verbirgt sich hinter Produkt- hinweisen wie „ohne Konservierungs- stoffe“ oder „für die vega- ne Ernährung geeignet“? All das sind Vertrauens- fragen. Der Verbraucher schaut genau hin. Er will wissen, was sich hinter Werbung und Produktauf- drucken verbirgt. Im besten Falle sind das regelmäßige Prüfungen durch un- abhängige Labore. Solche Qualitäts- prüfungen können Kundenvertrauen aufbauen. Und Hersteller haben die Möglichkeit, in dieses Vertrauen zu investieren. Seit 45  Jahren stärkt das Qualitätssiegel von SGS Institut Fre- senius das Vertrauensverhältnis zwi- schen Hersteller und Verbraucher. Nur wenn ein Produkt den strengen, regelmäßigen Überprü- fungen entlang der ganzen Produktionskette stand- hält, darf sein Hersteller das Qualitätssiegel von SGS Institut Fresenius verwenden. Die Prüfplä- ne können im Internet eingesehen werden. Durch unsere unabhängigen Kontrollen und die Transparenz der Hersteller schaffen wir das Vertrauen, das Verbraucher heutzutage von Le- bensmitteln erwarten.