+3 Magazin November 2017 | Page 8

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› Renate Künast , ehemalige Bundesministerin für Ernährung , Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Wunsch und Realität
DEIN FREUND , DER BAUER
So nah sind wir dem Produzenten unserer Lebensmittel
Wann waren Sie zuletzt auf einem Bauernhof ?
Im Laufe der letzten Woche
Im Laufe des letzten Monats
Im Laufe der letzten drei Monate
Im Laufe des letzten halben Jahres
Im Laufe des letzten Jahres
Länger her als ein Jahr
( Noch ) nie
6 % 9 % 8 % 7 % 10 % 47 % 14 %
Umfragen unter 1.000 bzw . 1.286 Personen in Deutschland , Juni 2017
Viele Bauern haben alles so gemacht , wie es ihnen jahrzehntelang von Agrarindustrie und Deutschem Bauernverband aufgedrängt wurde : Wachse oder weiche . Ein Beispiel ist die Fleischerzeugung , wo massiv für den Export produziert wird . Der Exportüberschuss beträgt bei Schweinefleisch fast drei Milliarden Euro pro Jahr . Was in der alten Logik als Erfolg gewertet wird , ist aus Sicht von immer mehr Verbrauchern , Natur- und Tierschützern Ausdruck einer Fehlentwicklung . Denn er geht einher mit belasteten Böden , gentechnisch veränderten Futtermitteln , massiven Waldrodungen , vermehrtem Einsatz von Ackergiften , verschmutztem Grundwasser und Gesundheitsgefahren . Den schwarzen Peter bekommen die Bauern , die eigentlich nichts anderes getan haben , als so zu wirtschaften , wie es von ihnen erwartet wurde . Wir müssen mit einem Dreiklang eine
Welche Produkte kaufen Sie aus der Region ? Mehrfachnennungen möglich
45 % Eier
35 % Fleisch
14 % Fisch
Agrarwende herbeiführen und Sorge tragen , dass 1 . Pestizide wie Glyphosat und Neonikotinoiden verboten werden und unsere Äcker von Gentechnik freigehalten werden , 2 . die Förderung stimmt , damit die Bauern den Umbau mitgehen können , und 3 . es eine verbindliche Tierhaltungskennzeichnung gibt , damit die Menschen wissen , was sie kaufen und bessere Tierhaltung belohnen können . Echte Bauernfamilien achten auf Boden , Wasser , Tiere und die Kulturlandschaft . Agrarindustrie betreibt Raubbau und schafft eine stille Natur , weil Vögel ohne Futter bleiben und verschwinden . Aus „ Wachse oder weiche “ muss „ Klasse statt Masse “ werden .
36 % Milch / Milchprodukte
29 % Wurstwaren
44 % Obst / Gemüse
Quelle : Statista
Werner Wald , Zuckerrübenbauer
Umkämpfte Märkte
Seit dem 1 . Oktober 2017 , dem Ende der EU-Subventionen für Zuckerrüben , hat sich die Lage für Landwirte , die diese Pflanze anbauen , komplett geändert . Während es früher einen Festpreis für die Tonne gab , sind die Rüben jetzt freie Ware . Wir Zuckerrübenbauern müssen mit dem Weltmarkt konkurrieren , allen voran mit Erzeugnissen aus Brasilien , Indien , China und den AKP-Staaten . Dabei ist der Anspruch an die Zuckerreinheit in Europa höher und die Auflagen wie Dokumentationen sind weit umfangreicher . Während zwar für alle EU-Staaten die Subventionen entfallen , wird trotzdem nicht mit gleichen Waffen gekämpft , denn Länder wie Polen , Schweden , Italien oder Spanien vergeben Flächenprämien für den Zuckerrübenanbau , in Deutschland müssen wir Landwirte rein vom Tonnenpreis leben . Beschlossen wurde das Ende 2006 , seitdem haben viele Betriebe ihre Zuckerrübenlieferrechte verkauft , trotz der guten Weltmarktpreise vor vier , fünf Jahren . Derzeit brechen die Preise zusammen und der Preis pro Tonne ist um rund 150 bis 200 Euro gesunken . Hinzukommt die unsichere Wetterlage . Als leidenschaftliche Zuckerrübenbauern hatten mein Sohn und ich uns entschlossen , die Rübe auch weiterhin anzubauen – jetzt machen wir uns natürlich Gedanken , was am Ende im Geldbeutel noch übrig bleibt . Und ob der freie Markt letztendlich dem Verbraucher zugutekommt oder ob die Verarbeiter den Preisunterschied für sich verbuchen , werden wir sehen .
Alfons Bauschmid , Leser
Am Scheideweg
rie- und Dienstleistungsgesellschaft geht beim Verbraucher das Wissen über landwirtschaftliche Produktionsmethoden vollkommen verloren . Viele Städter , die die Landwirtschaft nur aus romantischen Filmen und Bilderbüchern kennen , sind von der modernen Landwirtschaft über-
rascht und zum Teil entsetzt . Ein konventionell arbeitender Landwirt steckt in einem Dilemma : Wenn er so wirtschaftet , wie der Verbraucher es erwartet , dann ist er nicht existenzfähig , wirtschaftet er aber so weiter wie bisher , wird er vom Verbraucher nicht akzeptiert . Damit unsere
konventionelle Landwirtschaft zukunftsfähig bleibt , müssen Entwicklungen hinterfragt und angepasst werden . Es wird nicht reichen , mit Aufklärungsarbeit den Verbraucher von den aktuellen Produktionsmethoden zu überzeugen .
Unsere konventionelle Landwirtschaft konnte seit dem Zweiten Weltkrieg durch den Einsatz industriell gefertigter Inputs wie Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel und durch den züchterischen Fortschritt im pflanzlichen und tierischen Bereich ihre Produktivität enorm steigern . Als Folge dieser Entwicklungen wurden biologische Grundregeln außer Kraft gesetzt . Enge Fruchtfolgen , hohe Stickstoffüberschüsse , intensive Tierhaltung und vieles mehr führten zu erheblichen Umweltproblemen . Diese Probleme werden von den einflussreichen Vertretern der Landwirtschaft verharmlost und diese Produktionsmethoden auch noch verteidigt . Gleichzeitig mit der Entwicklung hin zu einer Indust-
Bernd Kambach , Unimog-Fahrer bei der Raiffeisen-Warengenossenschaft Hildburghausen
Technik mit Zukunft
Landwirte sind auf gute Ernten angewiesen . Und greifen für den Düngeeinsatz gern auf leistungsstarke Dienstleister wie uns zurück . Für solche Aufträge setzen wir einen Unimog U 530 ein . Die integrierten Extras des Fahrzeugs sind zukunftsweisend für unsere Branche . Zum
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT , ALSO EINE ANZEIGE
Beispiel die lenkbare Hinterachse für schonendes Wenden im Feld und die Reifendruckregelanlage der neuesten Generation . Seitdem navigiere ich , ohne dabei Pflanzen plattzufahren . Uns steht auch eine Schnittstelle für das Datenmanagement des Hightech-Düngemittelaufsatzes zur Verfügung . Per Software wird auf der zu düngenden Agrarfläche exakt die Menge Dünger ausgebracht , die der Boden für eine optimale Qualität benötigt . So sparen die Landwirte , die uns beauftragen , eine Menge Geld durch eine reduzierte Düngemenge – und das Grundwasser wird als positiver Nebeneffekt erheblich weni- ger belastet . Die Technik , die wir zur Verfügung haben , bringt völlig neue Impulse fürs Düngegeschäft – und das würde viele Kollegen begeistern . Ebenso wichtig ist die Tatsache , dass der Unimog das ganze Jahr über genutzt werden kann . Während ein Selbstfahrer nämlich ausschließlich zur Feldarbeit taugt , ist der Unimog als leistungsfähiges Winterdienstfahrzeug im Einsatz . Hier im Thüringer Wald haben wir als klassische Mittelgebirgsregion teilweise sehr viel Schnee . Daher sind wir auch in den Wintermonaten , wenn die Feldarbeit ruht , mit Räumen und Streuen sehr gut ausgelastet .