+3 Magazin November 2017 | Page 18
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WIR FRAGEN:
WANN WIRD DESIGN
ZU KUNST?
... und was ist
Ihre Meinung?
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Im Jahr 2015 waren 32.832 Trabis in Deutschland angemeldet
Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt
– 1993 waren es noch rund 900.000.
© iStock./bluejayphoto
Fritz Frenkler,
Professor für
Industrial Design,
TU München
Keine Gleichung
Gutes Design ist nicht Kunst und
kann es niemals werden. Der Typo-
graph und Gestalter Kurt Weide-
mann hat einmal die Gegensätze der
beiden Disziplinen wie folgt markant
beschrieben: „Kunst fertigt Origina-
le. Design Serien. Kunst ist um ihrer
selbst willen da. Design ist auftrags-
bezogene Dienstleistung. Design
braucht reichlich Objektivität. Kunst
ist subjektiv. Design schließt intelli-
gente Kompromisse. Kunst schließt
sie aus. Design ist auf das Machbare
ausgerichtet. Kunst ist Utopie. Design
muss greifbar und verständlich sein.
Kunst nicht. Design geht von etab-
lierten Gepflogenheiten aus. Kunst
verlässt sie.“ Damit macht er deutlich,
dass sich Kunst und gutes Design ei-
nander grundsätzlich ausschließen.
Er spricht gleichzeitig Aspekte an,
die für das Design von Produkten
und Dienstleistungen von Bedeutung
sind, zum Beispiel Verständlichkeit,
Objektivität oder die Beachtung von
Gewohnheiten sowie die Realisier-
barkeit einer Designidee. Für ein her-
vorragendes Design müssen deshalb
wissenschaftliche Erkenntnisse aus
Soziologie, Philosophie, Psychologie
und Medizin berücksichtigt werden.
Designer müssen komplexe Gestal-
tungsprozesse in Zukunft moderieren
können. Dazu müssen sie wissen, wie
sie die Erkenntnisse der einzelnen
Disziplinen einordnen und gemein-
sam mit partizipativen Ergebnissen
in den Entwicklungsprozess integ-
rieren können. Das ist die eigentliche
Herausforderung. Deshalb muss De-
sign Wissenschaft und nicht Kunst
werden.
Johannes Ahrens,
Leser
Höhere Weihen
Auch mit sehr viel Fantasie kämen
die wenigsten auf die merkwürdige
Geschichte dieses eigentümlichen
Gegenstands, an dem sich zeigt, wie
sich Bedeutung verändern kann, je
nachdem, was wir in den Dingen se-
hen. Dieses „Produkt“ – ein in Silber
gefasster Bergkristall aus den Jahren
um 1500 – wurde bis 1901 als Griff
eines Klingelzuges im Magistrats-
zimmer des Flensburger Rathauses
benutzt. In der vorreformatorischen
Wirklichkeit hatte es wahrscheinlich
noch als Röhrenreliquiar gedient,
mithin als ein Behältnis, in welchem
irdische Überbleibsel eines Heiligen
aufbewahrt und verehrt wurden. Na-
türlich ließe sich das Objekt auch
unter rein kunsthandwerklichen Ge-
sichtspunkten betrachten oder nach
seiner kunsthistorischen Relevanz
beurteilen. Den Wert des Objekts hat
eine Versicherung auf etwa 40.000
Euro taxiert – eine Angabe, die rele-
vant wurde, als das Reliquiar kürzlich
gestohlen wurde. Offenbar war die-
ses Diebesgut unverkäuflich; wenig
später wurde es von Polizeitauchern
aus dem Flensburger Hafenbecken
gefischt. Ob Sakralkunst, praktischer
Handgriff oder heiße Hehlerware:
Die Bedeutung von Gegenständen ist
noch immer liquid, heutzutage nur
meist in die umgekehrte Richtung:
Manche Meilensteine der Designge-
schichte – ursprünglich al