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Raúl Aguayo-
Krauthausen,
Aktivist
STRESSLEVEL Wo uns Verantwortung anstrengt
Familie und
Kindererziehung
Haushalt
Jeder für jeden
Die Frage, ob soziale Verantwortung
mehr als eine politische Forderung
ist, würde ich mit einem klaren Ja
beantworten. Soziale Verantwortung
ist eine gesamtgesellschaftliche Auf-
gabe. Doch was bedeutet das für je-
den Einzelnen? Wir müssen unsere
eigenen Privilegien hinterfragen und
schauen, wo wir Türen öffnen und
Barrieren abbauen, damit andere
Menschen in die gleiche Lage kom-
men können. Diesen Ansatz versucht
das Prinzip der inklusiven Gesell-
schaft zu verfolgen und damit gegen-
sätzlich zu einer leistungsorientierten
Gesellschaft zu stehen. Wir dürfen
daher nicht nur fordern, dass die
Politik mehr soziale Verantwortung
übernehmen muss, sondern auch
selber zeigen, dass wir dieses soziale
Miteinander wollen. Wir dürfen bei-
spielsweise bei einer Diskussion um
eine barrierefreie Renovierung nicht
mehr mit dem Thema Geld argumen-
tieren, Schulsysteme, in denen Kinder
mit und ohne Behinderungen lernen,
dürfen nicht mehr von Argumenten
nur einer Seite bestimmt werden und
auch der Arbeitsmarkt muss sich für
13
30%
32%
17%
4%
3%
Manchmal
32%
24%
19%
18%
3%
Ehrenamt
51%
48%
29%
19%
Private Finanzen
53%
49%
48%
Häufig
Pflege von
Angehörigen
Selten
13%
3%
3%
Nie
Umfrage unter 1.039 Personen in Deutschland; Abweichung von 100 Prozent durch Rundung
Quelle: Statista
Menschen öffnen, die auf den ersten
Blick nicht der „Norm“ entsprechen.
An diese Verantwortung müssen wir
uns immer wieder erinnern und ab
und zu nach hinten schauen, ob Men-
schen an Barrieren scheitern, die uns
selbst nicht auffallen. Diese eigene
Arbeit an einer inklusiven Gesell-
schaft nimmt die politischen Verant-
wortungsträger nicht aus der Pflicht,
im Gegenteil. Also lasst uns gemein-
sam das Ja zur Verantwortung mit
sozialem Leben füllen.
Günther Bachmann,
Generalsekretär
Rat für Nachhaltige
Entwicklung
Bewährtes erhalten
Verantwortung entsteht im Mikro-
kosmos gegenüber den Kindern, in
der Familie, in der Nachbarschaft
und im Beruf. Wir haben Verant-
wortung nicht einfach, sondern wir
übernehmen sie und sie wird uns zu-
geschrieben. Dann entscheidet sich,
ob und wie wir sie tragen. Auch im
Großen. Verantwortung ist, was die
Gesellschaft, was Institutionen und
Unternehmen erhält. Wo sie fehlt,
brechen die natürlichen Lebens-
grundlagen weg und gehen politische
Systeme kaputt. Die Bedrohung der
Umwelt lehrt uns, dass Verantwor-
tung global ist – ebenso unteilbar
wie jene zur Einhaltung der Men-
schenrechte. Heute buchstabiert sich
Verantwortung als Nachhaltigkeit.
Das meint den Wechsel vom Immer-
mehr zum qualitativ Besseren. Unse-
re Verantwortung beginnt im Alltag
und hört in der Politik nicht auf. Als
ihr Grundsatz muss gelten: Was sich
bewährt (hat), gilt es zu erhalten;
den Rest gilt es zu ersetzen. Nachhal-
tigkeit ist keine Ersatzreligion und
schon gar keine Lizenz zum Green-
washing. Es geht um harte Politik
und zugleich um individuelle Konse-
quenzen. Anders wird es kaum gelin-
gen, die Grundfeste von Energie und
Mobilität, Finanzsystem und Sozial-
staat zukunftsfest zu machen. Von al-
len Beteiligten erfordert das Mut und
Verantwortung, zumal Führungsver-
antwortung. Es geht letztlich um die
Selbstbehauptung des ganzheitlichen
Denkens gegen partikuläre Inter-
essen. Ich behaupte nicht, dass das
einfach ist. Aber Wert, sich daran zu
beteiligen.
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