+3 Magazin November 2017 | Page 10

+1 10 › Uli Heß, Leser Alternativen zum Mainstream Landwirte sind eine inhomogene Gruppe, die ich für mich als Inhaber eines Bio-Lieferdienstes zunächst da- nach aufteile, ob sie konventionell oder ökologisch wirtschaften. Die Bio- Landwirtschaft bietet die Möglichkeit, nachhaltig und ressourcenschonend gesunde Lebensmittel zu produzieren. Kleinere Betriebe, die möglichst re- gional und direkt ihre Produkte ver- markten, kommen nicht so sehr unter den Druck, zu Weltmarktpreisen pro- duzieren zu müssen. Insbesondere für die Verbandsbetriebe der ökologischen Landwirtschaft sehe ich hier große Chancen für die Zukunft. Der wirt- schaftliche Druck, unter dem Landwir- te stehen, und der globale Handel mit Lebensmitteln haben dagegen dazu ge- führt, dass in den letzten 40 Jahren vie- le Betriebe aufgegeben oder ihr Heil in größeren und wirtschaftlicheren Struk- turen gesucht haben. Bei diesen Groß- betrieben habe ich das Gefühl, dass diese aufgrund von Existenzangst und dem Preisdruck durch die Strukturen VORBILDLICH WIRTSCHAFTEN des deutschen Lebensmittelhandels stets versuchen, maximale Erträge zu minimalen Kosten zu generieren. Da- bei riskieren sie durch die Ausbeutung von Ressourcen ihre eigene Zukunft, vor allem aber die der nächsten Gene- rationen. Immer wieder sehe ich aber auch Betriebe, die mit guten Ideen eine Nische für sich erschließen. Oft wird dabei die eigentliche Landwirtschaft mit Angeboten wie Ferien auf dem Bauernhof ergänzt und der Betrieb so unabhängiger von den Lebensmittel- märkten. Joachim Rukwied, Präsident Deutscher Bauernverband Was sich Verbraucher von einen Agrarbetrieb heute wünschen Pflege ländlicher Räume 57% Faire Entlohnung der Mitarbeiter Anzeige www.rentenbank.de 70% Qualität der Produkte Transparenz des Betriebes 45% Umfrage unter 1.000 Personen in Deutschland, 2016; Mehrfachnennungen möglich Quellen: BMEL, Statista richten unsere Bauernfamilien ihre Ziele bei der Betriebsentwicklung nicht nur auf eine effizientere Erzeu- gung hochwertiger Nahrungsmittel aus, sondern auch auf die Verbesse- rung der Wettbewerbsfähigkeit und die Erhaltung intakter Ökosysteme. Als Ackerbauer habe ich größtes Interesse an der Verbesserung der Fruchtbarkeit meiner Böden, aber genauso an einer Vielfalt an Flo- ra und Fauna – Voraussetzungen für einen dauerhaft erfolgreichen Ackerbau. In den weitgehend glo- balisierten Agrar- und Lebensmit- telmärkten sind konventionelle wie Bio-Bauern heute als Unternehmer Silke Finkelmeyer, Leserin Erfahrungen aus erster Hand Wir tun alles, damit die deutsche Agrarwirtschaft wächst und gedeiht. Als Förderbank der Land- und Ernährungswirtschaft sorgt die Rentenbank für eine stabile Kreditversorgung und finanziert damit den Fortschritt in dieser zukunfts- trächtigen Branche. Die Mittel für unsere Förderprogramme nehmen wir an den internationalen Finanzmärkten auf — mit anhaltendem Erfolg. Deshalb können wir sagen: Der Bulle steht uns näher als der Bär. Förderbank für die Agrarwirtschaft 118s168_RB_Kanne_131117_HiRes.indd 1 Umweltschonende Produktionsmethoden Artgerechte Haltung der Tiere 69% Der Natur verpflichtet Die Arbeitswelt der Bauernfamilien hat sich in den vergangenen Jahr- zehnten sehr verändert und ist trotz- dem weiterhin von Kontinuität und Bodenständigkeit geprägt. Nach wie vor arbeiten wir in und mit der Na- tur. Auch wenn die Betriebe größer geworden sind: In Deutschland wer- den 95 Prozent der Höfe als Fami- lienbetrieb bewirtschaftet. Deshalb 49% 46% Als Stadtmensch bekommt man sel- ten Einblicke, wie Bauern arbeiten. Mein Cousin brachte uns aber auf die Idee, mit unseren zwei Kindern die Ferien auf dem Bauernhof zu ver- bringen. Seitdem haben wir schon sechsmal auf Bauernhöfen Urlaub gemacht. Auf der einen Seite kann man sich erholen, auf der anderen be- kommt man auch vieles aus dem All- tag der Bauern mit. So konnte mein Mann einmal mit den Traktor fahren und bei der Kartoffelernte helfen, die Kinder durften beim Kühemel- ken mitmachen. Die Kinder konnten Montag, 13.11.17 17:04 gefordert. Jährlich investieren sie zehn bis zwölf Milliarden Euro, um mit Innovationen Nachhaltigkeit, Tierwohl und Klimaschutz weiter- zuentwickeln. Die Digitalisierung bietet hier viele Chancen: Die Ver- braucher erhalten mehr Transparenz in der Nahrungsmittelerzeugung, die Landwirte können umweltschonen- der wirtschaften und ihre Nutztie- re tiergerechter halten. Die digitale Technik wird aber niemals das Auge des Landwirts ersetzen, denn der landwirtschaftliche Betrieb verlangt auch zukünftig individuelle Ent- scheidungen und vorausschauendes Handeln. auch immer frei herumrennen und mit den Kaninchen und Katzen spie- len, die Pferde striegeln und reiten oder die Gänse füttern. Das ist für Eltern natürlich sehr entspannend. Schön war auch, dass wir die frische Milch immer mit dem Krug direkt vom Kanister zapfen konnten. Es gab auch einen traurigen Moment, als ein Kalb kurz nach der Geburt starb, aber der Tierarzt hat unseren Kindern erklärt, dass dies eben auf einem Bauernhof auch dazugehören kann. Unsere Kinder haben es er- staunlich gut aufgenommen. Es ist natürlich die Sicht eines Gastes, dass man die Mischung aus Aktivität und Erholung genießen kann. In unserem Fall kam sogar noch der Blick auf die Berge und das viele Grün dazu. Aber alle Bauern haben bei ihrer Arbeit auch immer etwas, dem ich viel abge- winnen kann: Die gute Landluft, die vielen Tiere, durch die immer Leben da ist, und Laute, die ganz andere sind als die in einer Stadt.