+3 Magazin November 2017 | Page 20

+3 20 › Peter Zec, Initiator und Geschäftsführer Red Dot Awards Deutsche Unternehmen im Fadenkreuz Unter Laien herrscht häufig die Mei- nung, dass Design Kunst ist. Betrach- tet man den Beruf des Entwerfers genauer, so hat er wenig mit dem des Künstlers gemeinsam. Kurt Weide- mann, deutscher Grafikdesigner und Typograph, zog eine klare Linie zwi- schen Kunst und Design: „Design braucht reichlich Objektivität. Kunst ist subjektiv. Design schließt intelli- gente Kompromisse. Kunst schließt sie aus. Design ist auf das Machbare ausgerichtet. Kunst ist Utopie. De- sign muss greifbar und verständlich sein. Kunst nicht.“ Und damit liegt er vollkommen richtig, denn gutes De- sign ist nicht einfach nur schön. Gut gestaltete Produkte überzeugen durch hohe Funktionalität, einfache Hand- habung, technische Innovationen und haptische Besonderheiten. Es gibt zahlreiche Designklassiker, wie von Le Corbusier oder Ray und Charles Eames, die beweisen, dass gute Ge- staltung über Jahrzehnte hinweg Be- stand haben kann – ein Aspekt, der besonders in der heutigen Wegwerf- gesellschaft eine entscheidende Rolle spielt. Zeitloses Design beschreibt eine Formensprache, die sich durch Gerad- linigkeit auszeichnet. Die gute Qualität der Klassiker wird maßgeblich durch den Einsatz von innovativen und nach- haltigen Materialien geprägt. Gelingt dieses Zusammenspiel, kann ein Pro- dukt stilprägend für einen gesamten Bereich werden und sogar den Status eines Kunstwerkes erreichen. Kai Ehlert, Leser Hauptsache gut Allgemeingültige Kriterien zur Be- antwortung dieser Frage gibt es nicht. Dafür ist das Feld zu groß und zu vielfältig. Entscheidend ist, ob ein Produkt alle geforderten Funktio- nen – einschließlich der ästhetischen Funktion – erfüllt, um in den Rang eines Kunstwerks erhoben zu wer- den. Der Grafikdesigner und Künst- ler Anton Stankowski bringt es auf den Punkt: „Es ist egal, ob Kunst oder Design, nur gut muss es sein.“ Heinrich Paravicini, Vorstand Design, Art Directors Club für Deutschland e.V. (ADC) Die Antwort ist: Nie Der Designer ist kein freier Künstler, sondern er entwickelt Lösungen für ein Problem. Er stellt sich nicht der programmatischen Herausforderung eines Themas losgelöst vom Kontext der Auftragssituation. Dabei ist es unerheblich, ob er sich die Aufgabe selbst stellt oder ob dies ein Auftrag- geber tut. Es bleibt das lösungsori- entierte Handeln, was ihn antreibt. Gleichwohl kann und soll dies nicht nur zur Profitmaximierung seines Auftraggebers geschehen, sondern auch zur Verbesserung der Gesell- schaft und des Zusammenlebens der Menschen. Daher und ob der Tatsa- che, dass Design in den meisten Fäl- len mit Formgebung und kreativen künstlerischen Techniken arbeitet, rührt wohl der Umstand, dass Design oft mit Kunst verwechselt wird. Der Designer möchte mit ästhetischen Mitteln die Welt besser und auch schöner machen, aber er tut dies nie zum Selbstzweck, sondern zum Anzeige Karin Unkrig, Leserin Keine Garantie Wann wird Design zu Kunst? Wenn ein Gegenstand neu gedacht wird, in einer überraschenden Form auftritt und noch in seiner ursprünglichen Zu- schreibung funktioniert. So geschehen bei der Museum Watch von Movado. Nicht hingehauen hat dies meiner Meinung nach bei der Zitronenpresse Juicy Salif von Alessi: Sie ist zu um- ständlich und nimmt zu viel Platz weg. Zweck. Das Kunst-Missverständnis liegt also in der Ästhetik seines Tuns. Wenn Design zur Kunst erhoben wird, ist das nie der Anspruch des Desig- ners, sondern es ist die Gesellschaft, die seine ästhetischen Ergebnisse zu Kunst stilisiert. Wenn zum Beispiel auf der Messe „Design Miami“ Möbel oder Objekte wie Kunst präsentiert und gehandelt werden, ist dies das Ergebnis der Tätigkeit von Kuratoren und Vermarktern, nicht das Selbst- verständnis des Designers, der die Objekte geschaffen hat. So gesehen: Kunst ist, was zu Kunst erklärt wird. Design will Design sein. Bernhard Peters, Leser Gegenstand mit Seele In der Produktgestaltung ist es sehr verführerisch, sich auf das „künstle- rische Moment“ zurückzuziehen. So sieht ein Produkt sehr schnell nach Kunst aus. Gutes Design, das Kunst sein kann, ist für mich auch immer funktionierendes Design. Durch die Funktion wird ein Produkt für mich vollständig, komplett. Die Funktion verbirgt sich in der Gestaltung, ist vielleicht die Seele des Produkts. Ein Produkt wird für mich zur Kunst, wenn Form, Ornamentik, Farbe und Funktion zu einer Einheit finden, die eigenständig ist, eine Seele hat, eine besondere Ausstrahlung. Ein Produkt, das anhaltend spannend bleibt, bei je- dem Anschauen neu entdeckt werden will, zeitlos mitgenommen und im- mer wieder neu wahrgenommen wird. Wenn ein Produkt mit mir in meiner Lebenszeit wächst, sich mit verändert, selbstverständlich wertvoll wird und bleibt, dann ist es auch Kunst, die ich nicht missen möchte. R7 mk2 Product line drawings 20171012.1 Ruark G rey CMYK 1 0.4.9.77 R1 mk3 Ruark G reen CMYK 5 3.0.85.0 R7 mk2 R1 mk3 R1 mk3 R2 mk3 MR1 mk1 R2 mk3 R2 mk3 R4 mk3 MR1 mk2 R4 mk3 R4 mk3 BackPack II MR1 mk1 MR1 mk1 MR1 mk1 MR1 mk2 MR1 mk2 MR1 mk2 BackPack II Product line drawings 20171012.1 Jan Willmann, Juniorprofessor für Theorie und Geschichte des Design, Bauhaus-Universität Weimar Identität im Wandel TAD-Audiovertrieb GmbH Steinbühl 8 . 93444 Bad Kötzti ng Tel. +49 (0)9941 9084210 [email protected] | www.tad-audiovertrieb.de distributed by tad-audiovertrieb.de So viel gleich vorweg: Der Übergang von Design zu Kunst ist