+3 Magazin November 2016 | Page 10

+2 10 WIE BLEIBT EIN UNTERNEHMEN ZUKUNFTSFÄHIG? WIR FRAGEN: ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] 65 Prozent der einheimischen Reedereien erwarten für das kommende Jahr stagnierende Umsätze oder sogar einen Umsatzrückgang für die deutsche Schifffahrt. Quelle: PricewaterhouseCoopers © iStock./ Ferran Traite Soler Thomas Sattelberger, ehemaliger Manager und Autor des Buches „Das demokratische Unternehmen“ Personalarbeit 4.0 Globalisierung, Technologiesprünge und Digitalisierung stellen uns vor disruptive Herausforderungen. Kein Stein bleibt vielerorts auf dem anderen, Standardrezepte helfen nicht mehr. Jetzt ist kreativitätsfördernde Arbeitswelt und experimentelle Führungskultur gefordert. Wer erfolgreich bleiben will, darf auch vor heiligen Kühen wie dem eigenen Geschäftsmodell nicht zurückscheuen – dies zeigt das Beispiel Eon. Personalarbeit 4.0 wird branchenübergreifend zum strategischen Eckpfeiler und hängt mit Innovation 4.0 und Industrie 4.0 untrennbar zusammen. Klassische Hierarchien gehören auf den Prüfstand. In erfolgreichen Softwareschmieden wie etwa Spotify arbeiten hierarchiefreie Teams moderiert von „agile coaches“, um die beste Lösung für ein Problem zu finden – nicht die, die der Chef vorgibt. Kluge Führungskräfte wissen: Geballte TeamExpertise übertrifft das Chefhirn. Geschäftlichen Erfolg hat, wer seine Mitarbeiter bei der Festlegung von Strategie und Zielen einbezieht und sie an der Wertschöpfung beteiligt. Zukunftsfähige Unternehmen setzen auf agile, kollaborative Einheiten anstelle industrieller Galeeren, auf denen von geklonten Mitarbeitern reine Anpassung erwartet wird. Sie nehmen Rücksicht auf Lebensphasen und kritische Lebenssituationen der Mitarbeiter. Und sie heben gemeinsam mit ihnen die individuellen motivationalen Schätze – indem sie um ihre Talente herum organisieren, statt sie in die Organigramme einzupassen. Annelie Buntenbach, Bundesvorstand Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Neue Arbeitsmodelle Die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen hängt natürlich von einer ganzen Reihe unterschiedlicher Bedingungen ab. Zu den größten Herausforderungen aller Betriebe gehört jedoch der digitale Wandel. Die Digitalisierung verändert und verstärkt den globalen Konkurrenzdruck, eröffnet aber auch neue Chancen – auch und nicht zuletzt für die Qualität der Arbeit. Im Strukturwandel zur Informations- und Netzwerkökonomie müssen möglicherweise traditionelle Geschäftsmodelle und tradierte Arbeitsprozesse auf den Prüfstand. Dieser notwendige Veränderungsprozess hat die besten Aussichten auf Erfolg, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligt werden und sie sich von Anfang an mit ihrem Know-how aktiv einbringen können. Dabei geht es sowohl um die künftigen Anforderungen an Profile, Kompetenzen oder Qualifikationen als auch um die Gestaltung der Arbeitsbedingungen. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des sich abzeichnenden Fachkräftemangels braucht es auch für die künftige Wettbewerbsfähigkeit eine Unternehmenskultur, die die Ansprüche und Bedürfnisse der Beschäftigten an selbstbestimmte Arbeit stärker berücksichtigt. Neue digitale Möglichkeiten sollten auch dafür genutzt werden, – vor allem psychische – Arbeitsbelastungen zu verringern. Dazu gehört eine moderne Arbeitszeitgestaltung, die den Beschäftigten größere Spielräume für mehr Flexibilität und selbstbestimmtes Arbeiten gewährleistet.