+3 Magazin März 2021 | Page 10

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WIR FRAGEN :

WELCHE VERANTWORTUNG

HABEN UNTERNEHMEN ?

Wildgänse und andere Wasservögel schwören auf den Gänsemarsch als Überlebensstrategie . Wie gut sie funktioniert , hängt allerdings vom Orientierungssinn des Muttervogels ab .
Quelle : Wikipedia © iStock ./ istock-dk
Siegfried Russwurm , Präsident Bundesverband der Deutschen Industrie ( BDI )
Nachhaltig vertrauen
Die Erwartung der Gesellschaft an Unternehmen hat sich gewandelt , mit einem stärkeren Fokus auf deren moralische Verantwortung . Gerade deshalb stehen Vertreter der Wirtschaft , ihre Manager und Unternehmer , in der Pflicht , für einen rationalen Diskurs zu kämpfen und sich dem Dialog mit der Öffentlichkeit zu stellen : sachlich und unaufgeregt , aber leidenschaftlich und hartnäckig . Gut gefällt mir das Bild der ehrbaren Kaufleute . Sie kümmern sich um ihre Mitarbeiter und übernehmen Verantwortung auch für deren Umfeld . Sie liefern , was sie versprechen , sie rechnen ab , was sie leisten . Sie
schaffen Vertrauen . Ich weiß , dieses Bild wird heutzutage mitunter etwas romantisierend , teilweise auch falsch eingesetzt . Im Kern hat es mit seinem Fokus auf Anstand und Respekt , Verantwortung und Rechtschaffenheit nach wie vor Geltung . Unternehmen in dieser Tradition handeln entlang gesamtgesellschaftlicher Werte . Sie verknüpfen die betrieblichen Erfordernisse Erfolg , Gewinn und Wachstum mit den gesellschaftlichen Bedürfnissen nach Wohlstand , sozialen und ökologischen Arbeitsbedingungen sowie stetigen Innovationen . In diesem Verständnis müssen wir das Konzept der sozialen Marktwirtschaft entlang moderner Herausforderungen weiterentwickeln , hin zu einer umfassend nachhaltigen Marktwirtschaft , die nicht nur eindimensional ökologisch ist , sondern auch sozial und ökonomisch – und den Herausforderungen eines hochentwickelten Industrielandes gerecht wird .
Harald Schill , Professor für Forstbotanik , Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde ( HNEE )
Nötiges Reservoir
Wald ist wichtig . Diese fast schon schlichte These umschreibt die seit Jahrzehnten vielfach besprochene Multifunktionalität der weltweiten Waldökosysteme . Sie ist weniger eine Feststellung als vielmehr Herausforderung für uns alle , Verantwortung zu übernehmen und uns um ein ernst gemeintes Verständnis verwickelter Zusammenhänge zu bemühen . Die nachhaltige Bereitstellung des Rohstoffes Holz , die Erhaltung der Artenvielfalt wie auch die Sicherung sauberen Grundwassers oder der Kohlenstoffspeicherung zur CO 2 -Entlastung der Atmosphäre sind wenige Beispiele für
Anforderungen und Erwartungen , die dem Wald angetragen werden . Lösungen sind nur aus der Gemeinschaft aller Beteiligten und Betroffenen möglich . Jeder kann in seinem Bereich dazu beitragen . Nachdenken und Kreativität lohnen allemal . Waldschutz im Klimawandel ist dabei vorrangig Energieverzicht – von der Handy-Nutzung bis zur Flugreise . Die alte Weisheit „ Was immer du tust , tue es klug und bedenke das Ende “ reicht damit über symbolische Baumpflanzungen , großflächigen Nutzungsverzicht oder wissenschaftsbefreite Emotionalisierung hinaus . Jene die aus Passion und beruflicher Verpflichtung dem Wald zugetan sind , arbeiten ohne Medienlärm seit fast einem halben Jahrhundert am Waldumbau . Nachhaltige Waldbewirtschaftung und Waldschutz sind dabei auf forstlich kompetente und umfassend ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen – dies gilt heute mehr denn je .