+3 Magazin März 2020 | Page 23

SEGEL SETZEN FÜR EIN STÄRKERES MITEINANDER WIE BEIM ANBLICK DER ERSTEN SCHWALBEN NACH EINEM LANGEN, LANGEN WINTER  SO HABE ICH MICH GEFÜHLT, ALS ICH EURE BOOTE IM HAFEN GESEHEN HABE.“ Das erzählte uns eine Kellnerin aus Cavtat nach drei Jahren Krieg. Dabei weinte sie. Vor Freude … „Mirno more“ ist nicht mehr länger nur der Gruß der Seefahrer Dalmatiens (Bedeutung: „friedliches Meer“), sondern auch Synonym des international größten Segelprojekts für sozial- benachteiligte Kinder und Jugendliche: die friedensfl otte mirno more. Die österreichischen Medien berichteten 1994 das dritte Jahr in Folge über den Krieg am Balkan. Weite Teile des Landes waren zerstört. Der Tourismus war tot. Christian Winkler, damals 35, hatte noch zu jugoslawischen Zeiten als Skipper in Murter gearbeitet, aber 1994 seinen Job verloren. Der Kontakt mit den damals zahlreichen bosnischen Flücht- lingsfamilien in Wien brachte ihn auf die Idee, ein Versöh- nungsprojekt für und mit Kindern aus den verschiedenen Gebieten des ehemaligen Jugoslawien aufzubauen. Und so stach 1994 die erste friedensfl otte mirno more in See – mit drei Booten und 17 kroatischen, bosnisch-herzegowinischen und serbischen Kindern, auch ein erster österreichischer Bub war an Bord. „Gemeinsam in einem Boot“ war das Motto, und die Kinder nutzten die Gelegenheit, Ressentiments und Vorurteile über Bord zu werfen. Es begann als eine Initiative österreichischer Privatpersonen, um traumatisierten Kindern aus den Kriegsgebieten des ehe- maligen Jugoslawiens eine Chance zu geben, ihren oft tristen Alltag zu vergessen. Ziel war und ist es, Toleranz, Inklusion und ein friedliches Miteinander zu fördern. Mittlerweile sind bis an die 1000 benachteiligte junge Menschen aus über 30 Ländern jedes Jahr an Bord. Sie lernen in der Segelwoche einen fried- fertigen Umgang miteinander und schließen Freundschaften über ethnische und soziale Grenzen hinweg. Seit 1994 wächst und entwickelt sich das Projekt beständig weiter. Die Friedensfl otte segelt nun einmal jährlich in Kroa- tien und ermöglicht sozial und wirtschaftlich benachteiligten Kindern und Jugendlichen die Teilnahme an einer Erlebniswo- che mit sozialpädagogischem Hintergrund. Die Friedensfl otte ist mittlerweile das weltweit größte sozialpädagogische Se- gelprojekt für benachteiligte Kinder & Jugendliche und 2010 wurde sie von UNO Generalsekretär Ban Ki-moon im Rahmen eines persönlichen Empfangs ausgezeichnet. Waren im Gründungsjahr 17 Kinder auf drei Schiff en unter- wegs, so segeln seit 2008 mittlerweile über 950 internationa- le Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf rund 100 Schiff en für mehr Frieden und Toleranz durch dalmatinische Gewässer. Und auch für 2020 werden wieder 110 Schiff e erwartet. www.friedensfl otte.at