+3 Magazin März 2019 | Page 19

+3 Klaus Hartmann, ehemaliger Kapitän der Deutschen Hochsee- handelsflotte Mit allen Wassern gewaschen Als Kapitän bin ich auf einem Fracht- schiff in 86 Tagen um die ganze Welt gefahren – von Nordeuropa nach Amerika, über die Karibik, Panama und Tahiti nach Neuseeland, Aust- ralien und Asien, danach durch den Suez-Kanal ins Mittelmeer und zu- rück nach Hamburg. Auch wenn der nautische Reiseplan sehr getaktet war und wir keine langen Stopps in den Häfen machen konnten, war es mir doch immer wichtig, Land und Leute kennenzulernen. Und das ist es auch, was mich in die Ferne zieht: Wenn ich schon auf der Welt bin, will ich auch die Welt wirklich kennenler- nen. Und damit meine ich keine All- inclusive-Reisen nach Mallorca, wo die Deutschen noch deutscher sind als in Deutschland. Nein, ich will ein Land so wahrnehmen, wie es Ein- heimische tun. Einmal machte ich Halt im Hafen von Rio de Janeiro. Ich hatte ein paar Stunden Zeit, also ging ich in die Favelas. In die Gegen- den, wo keine Touristenbusse halten, sondern das normale Volk lebt, das in Brasilien nun mal arm ist. Als ich später davon einem Bekannten er- zählte, schaute er mich fassungslos an. „Bist du verrückt“, sagte er, „das ist doch viel zu gefährlich“. Ich mach- te ihm klar, dass mich das wahre Le- ben in den Favelas mehr interessiert als das Brasilien der Hochglanzbro- schüren. Schon als Kind in der DDR träumte ich von der Welt hinter dem eisernen Vorgang. Für mich habe ich ihn durchtrennt, indem ich als 16-jähriger Junge vom Binnenland begann, als Lehrling auf einem Schiff anzuheuern. Ihr Name, Leserin Was ist Ihre Meinung? 19 Jost Kobusch, Solo-Extrembergsteiger und Autor Ich stürzte in die Leere, als ich mein Leben durch das Buch sah, das ich über mich und meinen Beruf, das Bergsteigen, geschrieben habe. Auf der Suche nach Liebe und Anerken- nung war ich wohl losgerannt, so wirkte es jetzt auf mich. Dieser Irrweg erschien mir so sinnlos. Was ich ge- sucht hatte, hätte ich auch hier finden können, dafür musste ich nicht die Welt bereisen. Am Ende ist es doch nur ein bedeutungsloser eisbedeck- ter Steinhaufen, den ich besteige. Ich produziere nichts, hinterlasse nichts. Alles was ich tue, spielt sich in mei- nem Kopf ab. Es hat gebraucht, bis ich verstand, dass es der Aufbruch ins Unbekannte ist, der mich immer wieder auf meine Expeditionen zieht. Egal wie hoch, wie schwer das Erklim- men ist – am Ende muss das Ziel den harten Weg wert sein. Ich selbst gebe diesem Aufbruch Bedeutung und nichts könnte meine Neugierde mehr befriedigen, als mich auf den Weg zu begeben, um neues Land zu ent- decken. Meinen eigenen Weg zu fin- den und zu gehen. Jede Bewegung in dieser anderen Welt ohne Menschen, ohne Kommunikation, ist Meditation. Es ist kein Urlaub, es ist eine Reise. Es ist ein Spiegel auf mich selbst. In den hohen Bergen wachse ich über mich hinaus und lasse mich dabei nicht von Gedanken limitieren. Es ist viel zu einfach, etwas als unmöglich ab- zustempeln. Das, was ich am meisten bereue, sind die Risiken, die ich nicht eingegangen bin, die vertanen Chan- cen. Auf der Suche nach Freiheit. Freiheit durch Verzicht. Ding. Wenn ich verreise, dann meis- tens, weil ich einen meiner Freunde oder Verwandten besuchen will. Das gibt mir einen Grund, zu reisen. Auf diese Weise lerne ich auch andau- ernd neue Städte kennen. Und von dort aus das Umland. Oft fährt man über das Wochenende in die Natur. Es gibt hierzulande doch immer wie- der etwas zu entdecken. Wenn ich irgendwo jemanden kenne, macht es mehr Spaß, als wenn man als Tourist in ein fernes Land reist und dann ir- gendwie isoliert ist. Mit Freunden ist es immer so, dass man etwas Beson- deres macht und automatisch auch schnell neue Leute kennenlernt. Das ist genau das Richtige für mich. Auf der Suche nach Wahrheit Schreiben Sie uns Ihre Antwort und viel- leicht erscheinen Sie im nächsten Heft. Leo Steingart, Leser Knackige Kurztrips In die Ferne zieht es mich eigent- lich gar nicht. Romantisch verklärte Weltreisen sind mir jedenfalls zu kli- scheehaft und überhaupt nicht mein Anzeige Mal wieder über den Stadtrand schauen? Kein Problem: Beste Verbindungen zwischen Berlin-Tegel und Frankfurt, Düsseldorf, Köln, München und Stuttgart € 31 , ab 99 * *One-Way inklusive Steuern. Begrenzte Verfügbarkeit. Zeitraum: 01.03.19 – 26.10.19. Stand: 30.01.19. Die allgemeinen Geschäftsbedingungen sind auf easyJet.com einsehbar. EASY_Q2_Leisure_2019_STADTRAND_241x162_SZ_IN.indd 1 22.02.19 15:05 ›