+3 Magazin März 2019 | Page 14

+3 14 WAS ZIEHT UNS IN DIE FERNE? WIR FRAGEN: ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] 2018 legten 4,3 Milliarden Passagiere mehr als 8,2 Billionen Flugkilo- meter zurück – eine Steigerung um 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einmal mehr neuer Rekord. Quelle: International Civil Aviation Organisation Gunther Tiersch, TV-Meteorologe Geliebte Fremde Nur weg hier und ab in die Wärme. Diese Kälte, diese Dunkelheit sind kaum zu ertragen. Ich sehne mich mal wieder nach Licht, Farbe und Leben- digkeit. All die tristen, eingemummel- ten Leute. Heute habe ich die Freiheit, mit dem Flugzeug in wenigen Stun- den in eine völlig andere Welt einzu- tauchen. Klar, das Wetter ist natürlich auch besser. Es ist sonnig und warm. Neugierig sauge ich fremde Kulturen auf, begegne fremden Menschen, er- lebe sie freundlich lachend, hilfsbe- reit. Als Ausländer ist man in vielen Ländern gern gesehen. Kleine Aben- teuer gehören dazu, um sich in einem fremden Land allein zurechtzufinden. So lasse ich mich auch mal treiben, denn wann kann ich mir das im Alltag noch leisten? Ich liebe die fremdarti- gen Landschaften und erfreue mich an der üppigen Pflanzenwelt. Faszi- niert sammle ich ein paar Samen oder Stecklinge. Doch die Veränderungen in den Städten der Tropen sind nicht immer leicht zu ertragen. Bevölke- rungswachstum und Landflucht sind die Realitäten, die wir ausblenden. Dennoch, ich sehne mich danach, auch in Zukunft zu reisen. Und nach der Reise wollen die vielen Fotos sortiert werden und vielleicht kann ich einige auch mal ein paar netten Freunden zeigen. „Sag mal, die sind doch ganz schön klimaschädlich, deine weiten Reisen, oder kompensierst du deinen zusätzlichen Ausstoß an CO 2 ?“ Da hab ich aber nochmal Glück gehabt und verkünde kleinlaut, dass ich mithelfe, ein paar Bäume zu pflanzen, irgendwo auf der Welt. Bernd Neff, Mitbegründer Berlin Travel Festival Inspirierender Impuls Für die meisten ist das Reisen eine Zeit, um die Seele baumeln zu las- sen und die Batterien aufzuladen. Es kann aber auch die Möglichkeit bie- ten, neue Perspektiven einzunehmen und durch neue Erfahrungen etwas zu lernen. Für andere wiederum ist es eine Zeit, die Welt um sie herum zu schätzen und an die unterschied- lichen Typen von Menschen erinnert zu werden. Wir alle entdecken gern Neues, aber zu oft werden wir dabei faul – wir bevorzugen breite, ausge- trampelte Pfade, die bereits von ande- ren geschlagen wurde. Im Jahr 2019 heißt das, digitalen Routen zu folgen, © iStock./martin-dm die auf den sozialen Medien angelegt sind. Natürlich ist es keine Schande, einem anderen an einen schönen Ort zu folgen. In der einen oder anderen Form war das schon immer der Weg der Welt. Am Anfang schlägt sich ein mutiger Pionier mit einer Machete durchs Gestrüpp, auf der Suche nach der unberührten Schönheit, und am Ende genießen wir von unseren Ho- telzimmern aus den Blick auf den tro- pischen Garten und beschweren uns über das instabile WLAN. Was bedeu- tet es, in einer solchen Welt zu reisen, in die Ideen, Kulturen und Bräuche in Echtzeit über Grenzen und Ozeane hinweg getragen und augenblicklich global werden? Es gibt dafür keinen Kodex oder vorgegebene Regeln, nur einen gemeinsamen Impuls, unsere ei- genen Wege zu suchen, unser eigenes Leben zu „buchen“ und die Geschich- ten von Außenstehenden und Einhei- mischen zu hinterfragen. Und andere zu inspirieren, dasselbe zu tun.