+3 Magazin März 2014 | Page 12
INTERNATIONAL
12
MÄRZ 2014
WELTWEIT
LASSEN SICH
MANNIGFALTIGE
ANTWORTEN
AUF UNSERE
TITELFRAGEN
FINDEN.
WIR ENTSCHEIDEN UNS
IN JEDER AUSGABE
FÜR DREI BEISPIELE.
DER BLICK ÜBER DEN
TELLERRAND ERWEITERT
OFTMALS DIE EIGENE
PERSPEKTIVE UND
ERÖFFNET NEUE WEGE.
Freigab
Die Post spielt eine große Rolle in der Geschichte von
St. Helena, einem britischen Überseegebiet im Südatlantik. Lange Zeit bestimmte der Anbau von Flachs
für Postsäcke die Wirtschaft der entlegenen Vulkaninsel und die eigenen Briefmarken sind noch heute bei
Sammlern sehr begehrt. Außerdem ist die Post St. Helenas zuverlässigste Verbindung mit der Außenwelt:
26 Mal im Jahr bringt das Postschiff von Kapstadt aus
Briefe und Reisende auf die Insel.
Denn während das Internet das Leben überall auf der
Welt verändert, ist es auf St. Helena noch nicht so recht
angekommen: Bei 16 kbit/s können die vielen jungen
Leute, die Bildung und Berufschancen im Ausland suchen, nicht einmal mit ihren Eltern skypen. St. Helena
ist stark abhängig von britischen Hilfszahlungen, die
eigene Wirtschaft verlässt sich inzwischen größtenteils auf Napoleon-Touristen und den Anbau des teuersten Kaffees der Welt.
Die Initiative „A human right“ setzt sich dafür ein,
St. Helena mit einer besseren Internetversorgung
aus der Isolation zu holen. EFive Telecom willigte ein,
das geplante Glasfaserkabel von Brasilien nach Südafrika um wenige Kilometer zu verschieben, so dass
St. Helena davon profitieren kann. Dazu muss das 8.970
Kilometer lange Kabel um 50 Kilometer verlängert
werden. Von der
Anbindung an schnelles Internet verspricht sich
St. Helena einen bedeutenden Anstieg
des lokalen Bruttoinlandsprodukts durch bessere Bildungsmöglichkeiten und ein attraktiveres Umfeld für
Offshore-Unternehmen. Um das Projekt umzusetzen
fehlt allerdings noch die Unterstützung der britischen
Regierung, die die zusätzlichen Kosten von 12 Millionen
Euro übernehmen soll. Wenn die britische Regierung
die Kosten nicht tragen will, wäre vielleicht FacebookMilliardär Mark Zuckerberg der richtige Ansprechpartner. Denn das Ziel seines Projekts „Internet.org“ ist
nichts weniger als die Anbindung jedes einzelnen Menschen auf der Welt an das Internet.
Bisher musste die Verlegung des Kabels nach St. Helena
wegen Umwelteinflüssen immer wieder verschoben
werden. So lange wird es noch schneller gehen,
wenn Uni-Absolventen die Bilder ihrer Abschlussfeier
auf dem traditionellen Weg zu ihren Eltern schicken:
mit der Post.
Zahlen
Kosten für 10 Gigabyte Datentransfer
in einem Monat auf St. Helena, in Euro
960
Kosten für unbegrenzten Datentransfer
in einem Monat in Deutschland, in Euro
10
Anteil der Bevölkerung St. Helenas,
die das Internet nutzt, in Prozent
33
Anteil der deutschen Bevölkerung,
die das Internet nutzt, in Prozent
76,5
Quelle: Cable & Wireless, Internet World Stats
© Library of Congress, Geography and Map Division/Science Photo Library/Corbis
St. Helena:
Internet für den
entlegensten Ort der Welt