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PLUS EINS
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MÄRZ 2013
Was spart CO2?
© Ocean/Corbis
In den Industrienationen leben 20 Prozent
der Weltbevölkerung. Die sind verantwortlich
für 80 Prozent der CO2-Emissionen.
Quelle: UN
Regulierung als Innovationsmotor
Das Dilemma der Energiewende
Drei Dinge sparen CO2: Erstens die Produkt- und Produktionstechnik, zweitens
Regulierungen und gesetzliche Vorgaben, wie die Kraftstoffbesteuerung
oder CO2 -Vorgaben für Neuwagen, und
drittens das Verständnis und Verhalten
der Menschen. Die beste Technik bringt
wenig, wenn der Fahrstil des Einzelnen
Wer CO2 sparen will, denkt zuerst an den
Umstieg auf erneuerbare Energie bei der
Stromerzeugung. Der ist aber nur ein Aspekt der Energiewende. In Deutschland
ist der Gebäudebereich mit 40 Prozent
am Energiekonsum beteiligt. Das Einsparpotential ist immens. Etwa 90 Prozent
der Heizungsanlagen in Deutschland
und sämtliche Budgets auf Dieselmotoren gesetzt werden. Die falschen Regulierungssignale blockieren CO2-sparende
Technik. Man könnte auch sagen, der
politische Preis für CO2 ist zu niedrig angesetzt. Und dann natürlich die Grundlage aller Einsparungen – unsere Produktund Produktionstechnik.
die finanziellen Mehraufwände für die Installation innovativer Technologien nicht
kompensieren. Hier wird das Dilemma
der Energiewende deutlich: Jeder will
CO2-sparende Technologien, doch dafür
zahlen wollen nur die wenigsten.
Jetzt steht die Bundesregierung in der
Verantwortung und muss beweisen,
Menschliches Verständnis
bringt die Einsparungen auf die Straße“
„Jeder will CO2-sparende Technologien,
dafür zahlen wollen die wenigsten.“
Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Betriebswirtschaftslehre
und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen
Bert Oschatz, Geschäftsführer
des Instituts für technische Gebäudeausrüstung Dresden
nur die beiden Zustände Bleifuß und
Vollbremsung kennt. Unser Kopf und
damit unser Umweltbewusstsein prägen den CO2-Verbrauch.
Regulierende Vorgaben, wie die Kraftstoffbesteuerung, die in großen Teilen
Europas etwa aus unerfindlichen Gründen Dieselkraftstoff deutlich geringer
besteuert als etwa Ottokraftstoff, führt
dazu, dass Innovationen wie Hybridsysteme wenig in der Entwicklung beachtet
Energieeffiziente Antriebe wie Hybride
oder Elektroantriebe, Leichtbaumaterialen
wie Carbon, aerodynamisches Design,
Rollwiderstände bei Reifen sind wesentliche Produktvariablen, die allerdings auch
über ihren gesamten Produktlebenszyklus
beachtet werden sollten. Die Gesamtbilanz ist entscheidend. Die Technik liefert
die Voraussetzung, aber menschliches
Verständnis und Regulierungen bringen
die Einsparungen auf die Straße.
entsprechen nicht dem Stand der Technik. Sie sind mitunter mehr als 40 Jahre
im Einsatz. Wer seine bestehende durch
eine moderne Anlage ersetzt, etwa Gasbrennwerttechnik in Verbindung mit
Solarthermie, senkt seinen Energieverbrauch um 25 bis 40 Prozent. Diese Maßnahme ist auch wirtschaftlich, je nach
Objekt dauert es drei bis acht Jahre, bis
sich eine neue Anlage refinanziert hat.
Derzeit können die Fördermaßnahmen
dass sie ihr Energiekonzept umsetzen
will. Denn bisher ist es ihr nicht gelungen, wirksame Anreize für eine flächendeckende