+3 Magazin Mai 2018 | Page 4

+1 4 WIE SMART KANN STADT SEIN? WIR FRAGEN: ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] Bereits im April 2015 kündigte die Politik groß an, Berlin zur „Smart City“ zu entwickeln, um die „Herausforderungen der Zukunft“ zu bewältigen – passiert ist seitdem allerdings nicht viel. Quelle: berlin.de © iStock./martin-dm Luis Muñoz, Direktor Labor für Netzplanung und mobile Kommunikation, Universi- tät Cantabria (Spanien) Wandlungsfähig In weniger als 30 Jahren werden etwa 70 Prozent der Menschen in Städten leben. Daher muss es deren Aufgabe sein, städtische Dienstleistungen we- sentlich effizienter zu gestalten und in die Zukunftsfähigkeit des städtischen Ökosystems zu investieren. In diesem Zusammenhang hat die spanische Stadt Santander im Jahr 2009 eine Initiative gestartet, um sich von einer traditionellen Touristenstadt in eine Technologiestadt zu wandeln. Ziel ist die Förderung neuer wirtschaftli- cher Rahmenbedingungen, die unter anderem Informations- und Kom- munikationstechnologien in den Mit- telpunkt stellen. Teil dieser Initiative ist der Einsatz von mehr als 15.000 „Internet-der-Dinge“-Geräten, mit denen städtische Dienstleistungen wie das Müll- und Verkehrsmanage- ment oder die Bewässerung von Parks überwacht und gesteuert werden. Das Hauptanliegen war jedoch die Einbe- ziehung aller städtischen Interessen- gruppen wie Bürgern, Unternehmen und der Forschungsgemeinschaft. Dabei setzte man von Anfang an auf den Einsatz verschiedener Apps. Über sie stellte man Informationen über Nahverkehr, Einkaufsmöglichkeiten oder das kulturelle Leben zur Ver- fügung, andere sollten den Bürgern Anreize bieten, eine bessere Stadt für alle zu schaffen. Vor Kurzem startete eine Mitgestaltungs-Plattform, über die neue Ideen gemeinsam konzipiert, umgesetzt und überprüft werden können. Sie soll den Bürgern Nutzen bringen und gleichzeitig neue Mög- lichkeiten für Unternehmen eröffnen. Viola Schwarz, Leserin Summe seiner Bewohner Von der Stadt der Zukunft wünsche ich mir vor allem mehr Miteinander und weniger Anonymität. Während eines einmonatigen Aufenthalts auf Sizilien ist mir zum ersten Mal in vollem Ausmaß bewusst geworden, dass es die Menschen sind, ihr Be- wusstsein, ihre Akzeptanz, die eine Stadt zu dem machen, was sie ist. Dort hatte ich festgestellt, dass – vor allem in Catania, wo ich mich den größten Teil der Zeit aufhielt – die Fassaden außen ranzig wirkten und sich niemand groß um die Häuser oder das Erscheinungsbild der Stra- ßen zu scheren schien. Betrat man hingegen die Innenräume, fand man durchdesignte, gepflegte Woh- nungen vor. Wie offen, fantasievoll, tolerant und umweltbewusst seine Einwohner sind, spiegelt sich im Erscheinungsbild einer Stadt unmit- telbar wieder. Und das wünsche ich mir für die Stadt der Zukunft: mehr Offenheit für Neues, Streetart, Um- weltprojekte, Grünflächen und vie- les mehr. Besonders wichtige Punk- te sind meiner Meinung nach auch die Kostenfreiheit der öffentlichen Verkehrsmittel und der Ausbau der Nutzungsmöglichkeiten. Jeder sollte die Möglichkeit haben, innerhalb ei- ner Stadt von A nach B zu kommen – und das möglichst grün. Fahrräder sollten allen gehören – Konzepte, die in Holland längst zur Realität gehö- ren und sich hier noch stärker etab- lieren müssen.