+3 Magazin Mai 2018 | Page 10

+2 10 WIR FRAGEN: WOHIN MIT MEINEM TALENT? ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] Die höchste jemals errichtete menschliche Pyramide wurde 1998 in Katalonien realisiert und war ganze zehn Stockwerke hoch. Quelle: Wikipedia © iStock./atlantic-kid Marcolf Marczek, Leser Die Suche ist das eigentliche Ziel Diese Frage hab ich mir schon oft gestellt und das hört irgendwie auch nicht auf. „Zu allem fähig und zu nichts zu gebrauchen“ – wer kennt das nicht. Früher, also nach dem Studium, bei vielen Reisen und der Auseinandersetzung mit vielen tollen und weniger tollen Leuten dachte ich immer: Auf diesem Weg muss ich die eine Stelle, die Aufgabe finden kön- nen, für die es sich lohnt, diese gan- zen Erfahrungen gemacht zu haben. Eine Lebensaufgabe sozusagen. Aber irgendwie schien da nie etwas so Spannendes, Wichtiges oder Erreich- bares dabei zu sein, für das es sich gelohnt hätte, voll und ganz einzu- steigen. Also bin ich meiner Nase ge- folgt und habe das gemacht, worauf ich Lust hatte. Das Interesse hat zwar meist nicht lange angehalten und ich bin weitergezogen, aber wenn man etwas mit Achtsamkeit und Hingabe tut, fügen sich die Dinge auch irgend- wie zusammen. Mein Hobbys Reisen und Menschen – von Talent kann man da ja nicht reden – sind inzwi- schen mein Beruf. Ich bin Berater für ein weltweit tätiges Unternehmen in der Entwicklungszusammenarbeit. Meine Antwort wäre also: dahin, wo es dich trägt. Nur nicht zu viel darü- ber nachdenken, was man später mal machen oder sein will, sondern ak- zeptieren, dass man in dieser schnell- lebigen Welt darauf sowieso nur ei- nen kleinen Einfluss hat. Marcell Jansen, Unternehmer und ehemaliger Profifußballer Zweites Leben Einem Profisportler ist meist durch das Alter ein Limit gesetzt, wie lange er den Beruf ausüben kann. Ist man von Ver- letzungen verschont geblieben, lässt es sich beim Fußball mit Glück bis etwa 35 Jahren spielen. Ich habe zwölf Jah- re als Profi spielen können und mein Talent hätte es mir auch erlaubt, bei einem ausländischen Verein noch ein oder zwei Jahre durch einen ablösefrei- en Wechsel die Karriere zu verlängern. Mir stellte sich aber auch die Frage, wie ich meine berufliche Zukunft der kommenden 30, 40 Jahre gestalten will – wo ich ähnlich aufblühen kann wie im Fußball und mein Ehrgeiz ge- fragt ist. Dieser Wechsel ist für Berufs- sportler eine riesige Herausforderung. Ich bin daher froh, diesen Schritt mit 29 gegangen zu sein und habe gemerkt, dass man viel Neues in der Praxis ler- nen muss, wenn sich so lange alles um Fußball gedreht hat. Natürlich hilft die finanzielle Unabhängigkeit. Mit der Entwicklung einer App habe ich einen Bereich gefunden, in dem meine Leis- tung genauso gefragt ist und ich genau- so motiviert bin. Bei Meetings bekam ich schon Adrenalinschübe wie früher beim Spiel. Auch im neuen Berufsle- ben zählt die Begeisterung. Doch ganz musste ich glücklicherweise nicht mit dem alten Leben brechen, was auch für meinen Körper schwierig wäre. In dem Oberligaverein, in dem ich jetzt mit ei- ner tollen Mannschaft kicke, muss ich nicht täglich anwesend sein, bringe dafür aber meine Erfahrung ein. Das macht ganz einfach Spaß.