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WIR FRAGEN:
WOHIN MIT MEINEM
TALENT?
... und was ist
Ihre Meinung?
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Die höchste jemals errichtete menschliche Pyramide
wurde 1998 in Katalonien realisiert und war ganze
zehn Stockwerke hoch.
Quelle: Wikipedia
© iStock./atlantic-kid
Marcolf Marczek,
Leser
Die Suche ist das
eigentliche Ziel
Diese Frage hab ich mir schon oft
gestellt und das hört irgendwie auch
nicht auf. „Zu allem fähig und zu
nichts zu gebrauchen“ – wer kennt
das nicht. Früher, also nach dem
Studium, bei vielen Reisen und der
Auseinandersetzung mit vielen tollen
und weniger tollen Leuten dachte ich
immer: Auf diesem Weg muss ich die
eine Stelle, die Aufgabe finden kön-
nen, für die es sich lohnt, diese gan-
zen Erfahrungen gemacht zu haben.
Eine Lebensaufgabe sozusagen. Aber
irgendwie schien da nie etwas so
Spannendes, Wichtiges oder Erreich-
bares dabei zu sein, für das es sich
gelohnt hätte, voll und ganz einzu-
steigen. Also bin ich meiner Nase ge-
folgt und habe das gemacht, worauf
ich Lust hatte. Das Interesse hat zwar
meist nicht lange angehalten und ich
bin weitergezogen, aber wenn man
etwas mit Achtsamkeit und Hingabe
tut, fügen sich die Dinge auch irgend-
wie zusammen. Mein Hobbys Reisen
und Menschen – von Talent kann
man da ja nicht reden – sind inzwi-
schen mein Beruf. Ich bin Berater für
ein weltweit tätiges Unternehmen in
der Entwicklungszusammenarbeit.
Meine Antwort wäre also: dahin, wo
es dich trägt. Nur nicht zu viel darü-
ber nachdenken, was man später mal
machen oder sein will, sondern ak-
zeptieren, dass man in dieser schnell-
lebigen Welt darauf sowieso nur ei-
nen kleinen Einfluss hat.
Marcell Jansen,
Unternehmer
und ehemaliger
Profifußballer
Zweites Leben
Einem Profisportler ist meist durch das
Alter ein Limit gesetzt, wie lange er den
Beruf ausüben kann. Ist man von Ver-
letzungen verschont geblieben, lässt es
sich beim Fußball mit Glück bis etwa
35 Jahren spielen. Ich habe zwölf Jah-
re als Profi spielen können und mein
Talent hätte es mir auch erlaubt, bei
einem ausländischen Verein noch ein
oder zwei Jahre durch einen ablösefrei-
en Wechsel die Karriere zu verlängern.
Mir stellte sich aber auch die Frage,
wie ich meine berufliche Zukunft der
kommenden 30, 40 Jahre gestalten
will – wo ich ähnlich aufblühen kann
wie im Fußball und mein Ehrgeiz ge-
fragt ist. Dieser Wechsel ist für Berufs-
sportler eine riesige Herausforderung.
Ich bin daher froh, diesen Schritt mit
29 gegangen zu sein und habe gemerkt,
dass man viel Neues in der Praxis ler-
nen muss, wenn sich so lange alles um
Fußball gedreht hat. Natürlich hilft die
finanzielle Unabhängigkeit. Mit der
Entwicklung einer App habe ich einen
Bereich gefunden, in dem meine Leis-
tung genauso gefragt ist und ich genau-
so motiviert bin. Bei Meetings bekam
ich schon Adrenalinschübe wie früher
beim Spiel. Auch im neuen Berufsle-
ben zählt die Begeisterung. Doch ganz
musste ich glücklicherweise nicht mit
dem alten Leben brechen, was auch für
meinen Körper schwierig wäre. In dem
Oberligaverein, in dem ich jetzt mit ei-
ner tollen Mannschaft kicke, muss ich
nicht täglich anwesend sein, bringe
dafür aber meine Erfahrung ein. Das
macht ganz einfach Spaß.