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Anton Bachl,
Vorsitzender des
Bundes der
Strafvollzugsbediensteten
Sinnvoll investieren
Zeit ist das, worüber Strafgefangene
im Überfluss verfügen, und so stellt
sich die Frage, wofür sie die Zeit sinnvoll nutzen können. Um es vorwegzusagen: Zeit dient im Strafvollzug
leider immer noch viel zu wenig der
Resozialisierung. Trotzdem gelingt
es bereits heute, dass die Mehrheit
der Entlassenen entweder „geringfügiger“ oder gar nicht mehr straffällig
wird. Doch mehr ist möglich: Jede
intensive Betreuung, die eine sinnvolle Nutzung von Zeit ermöglicht,
bedeutet einen Zugewinn an Sicherheit während und nach der Haftzeit.
Jede verhinderte Straftat birgt keine
Opfer und verursacht erheblich weniger Kosten als der Strafvollzug. Derzeit werden die Strafen viel zu statisch verhängt und gehandhabt. Die
Strafzeit sollte aus einem festen Sühneteil und einem erfolgsabhängigen,
flexiblen Resozialisierungsteil bestehen. Diese Zweiteilung der Haftstrafe
ist im Strafgesetzbuch leider so nicht
verankert. Gefangene sollten ihre
Haftzeit dazu verwenden, sich mit
ihren Taten auseinanderzusetzen und
an therapeutischen Behandlungsmaßnahmen teilzunehmen. Wenn
die Sühnezeit abgelaufen ist und der
Gefangene die Zeit genutzt hat, um
eine gute Sozialprognose zu erhalten,
sollte er entlassen werden können.
Denn bei entsprechend guter Prognose ist eine Inhaftierung eher kontraproduktiv. Ich bin überzeugt, dass dadurch der Strafvollzug erfolgreicher
als bisher gestaltet werden kann und
dadurch insgesamt an Bevölkerungsakzeptanz gewinnt.
Karlheinz Geißler,
Zeitforscher
Zeit ist Honig
Der Mensch hat Zeit. Er muss nichts
dafür tun. Täglich kommt neue nach.
Er muss aber etwas tun, um keine
Zeit zu haben. „Zeit ist Geld“ – Benjamin Franklins Erfolgsformel aus
seinen „Ratschlägen an einen jungen
Kaufmann“ – steht dagegen für die
hektische und maßlose Suche nach
mehr Tempo und immer mehr Geldund Güterwohlstand. „Verschwende
weder Zeit noch Geld, sondern mach
das Beste aus beidem“, mahnt dieser
in seinem Traktat. Was aber, wenn
das Beste gar nicht in Geld verrechenbar ist? Was, wenn „Time“ nicht „Money“, sondern „Honey“ wäre? Dann
hätten die wichtigsten Dinge und
Zeiten des Lebens keinen Preis, wäre
die Zeit, was sie ja auch ist, ein Lebens- und kein Zahlungsmittel. Die
Zeiten der Liebe, der Freundschaft,
des Genusses und des Geschmacks,
die Luft, die Sonne, das Wetter, das
Vertrauen, die Zuneigung und viele
andere Zeiten mehr, sie alle sperren
sich gegen ihre Verrechnung in Geld.
Folgt man den „Zeit-ist-Geld“-Imperativen wird die „Liebe auf den ersten
Blick“ zur Zeitsparstrategie, die Tiefkühlpizza zur Familienmahlzeit und
der Klappentext zum Ersatz für die
zeitaufwändige Romanlektüre. Wer
in der Zeit ein monetäres Gut sieht,
wird blind für die Farben und taub
für die Töne der Zeiten, wird diese weder schmecken noch genießen
können. Es ist Zeit, die Zeit aus ihrer Umklammerung durch das Geld
zu befreien, um ihr ihre honigsüßen
Qualitäten wiederzugeben.
Evita H., Leserin
KINDER, WIE EURE ZEIT VERGEHT
Zurück zu den
Anfängen
ZEIT WIRD VON VERSCHIEDENEN ALTERSGRUPPEN UNTERSCHIEDLICH WAHRGENOMMEN. EINE MÖGLICHE ERKLÄRUNG:
JE MEHR NEUES UND EMOTIONALES EIN MENSCH ERLEBT, DESTO MEHR PRÄGT SICH IM GEDÄCHTNIS EIN. UND JE MEHR
ZU EINER ZEITSPANNE IM GEDÄCHTNIS ERINNERT WIRD, UMSO LÄNGER WIRD DIESE IM NACHHINEIN WAHRGENOMMEN.
sehr
schnell
Quelle: Wittmann & Lehnhoff 2005
Wie schnell verläuft Ihr tägliches Leben?
Wie schnell verging das letzte Jahr für Sie?
Wie schnell vergingen die letzten 10 Jahre für Sie ?
sehr
langsam
Alter
14-19
20-29
30-39
40-49
50-59
60-69
70-79
80-94
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Felix Walchshöfer,
Geschäftsführer
TEAMCHALLENGE
Nehmt euch die Zeit!
Zeit ist für einen Selbstständigen immer knapp und deshalb ein kostbares
Gut. Trotzdem habe ich mir letztes
Jahr die Zeit genommen, an der Triathlon-Veranstaltung DATEV Challenge
Roth teilzunehmen. Ich wollte wissen, was die Athleten fühlen, wenn
sie über den berühmten Solarer Berg
fahren, wollte das Rennerlebnis und
die besondere Challenge-Atmosphäre endlich einmal selbst spüren. Ja,
ich wollte auch einmal Athlet sein
und nicht „nur“ Veranstalter. Das
war natürlich mit einem sehr hohen
Trainingsaufwand verbunden, denn
Triathlon besteht ja aus drei Sportarten: Schwimmen, Radfahren und
Laufen. Dabei ist die Organisation
des Events, immerhin des weltgrößten Triathlon-Wettkampfs auf der
Langdistanz, längst zum Ganzjahresprojekt geworden. Vor allem in
den letzten Wochen vor dem Rennen
– also genau dann, wenn am meisten trainiert werden muss – steuern
auch die Vorbereitungen für den
Wettkampf auf ihren Höhepunkt
zu. Seither weiß ich, was eine echte
Doppelbelastung ist. Aber wenn man
einigermaßen strukturiert ist und
ein gutes Team hinter sich hat, findet man auch die Zeit – man muss es
nur wollen. Jedenfalls bin ich glücklich darüber, mir die Zeit genommen
zu haben. Im Nachhinein kann ich
sagen: Mit dieser Erfahrung habe
ich mir selbst ein wunderbares Geschenk gemacht. Denn ich habe gelernt, wie wichtig es ist, sich Zeit für
sich selbst zu nehmen. Für mich war
dieser „Time-Out“ Luxus pur!
Wer hat noch Zeit? Bei dieser Frage musste ich augenblicklich an den
Klassiker „Momo“ von Michael Ende
denken und an die grauen Männer,
die die Zeit stehlen. Ich denke, dieser
Roman ist eine wunderbare Metapher
für den heutigen Umgang mit der
Zeit. Geht man etwa in ein Schulzentrum, s o sieht man, wie die Kinder bei
schönem Wetter in der Pause fröhlich
auf dem Schulhof spielen. Betrachtet
man aber die Mittelstufe, fällt auf,
dass kaum welche auf dem Schulhof
sind; viele sind im Gebäude, reden
oder machen Hausaufgaben. Doch wo
ist die Oberstufe? Die sind allesamt
im Gebäude, machen Hausaufgaben,
lernen, nur um am Nachmittag noch
ein wenig Zeit zuhause zu haben. Mit
zunehmendem Alter verlässt nicht
nur die Energie unseren Körper, sondern auch die Zeit – erst schnell und
dann immer langsamer. Wieso kann
sich nicht jede Person auf dieser Welt
etwas von den Kindern abschauen?
Wir leben in einer solch ernsten
Welt ohne Zeit, nur weil wir uns vormachen, dass wir uns mehr auf die
Arbeit konzentrieren müssen. Spaß?
Nur wenn man Zeit hat! Ich sage
nur: Versucht ein Kind zu sein! Geht
hinaus und seid Momo! Die grauen
Männer, der Alltag, soll euch nicht
davon abhalten, mal etwas anderes
zu tun, etwas, was vielleicht Spaß
machen könnte! Denn die einzigen,
die heute noch Zeit haben, sind Kinder. Deshalb sollte man das Kindliche, sei es auch noch so klein, immer
in sich bewahren.
Randulf Präter, Leser
„Willst du was gelten, mach dich selten!“ Stets tun, als hätte man keine
Zeit. Und so verbauen wir uns oft genug die Chance auf schöne gemeinsame Momente.