+3 Magazin Mai 2015 | Page 4

+1 4 WER HAT NOCH ZEIT? WIR FRAGEN: ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] Im Schnitt kann jeder Bundesbürger pro Tag nur über 3:56 Stunden seiner Zeit frei verfügen. Quelle: Stiftung für Zukunftsfragen © Mark L Stephenson/Corbis Jan Gustafsson, Schach-Großmeister Die ewige Suche Ich versteh die Frage nicht. Wir sind alle so ungefähr 16 Stunden am Tag wach, oder? Geht wahrscheinlich darum, dass wir alle länger arbeiten. Oder mehr und mehr Zeit in den Untiefen des Webs verloren geht? Ich bin in beiden Fällen keine Ausnahme. Dem Lebensstil aus meinen 20ern – eigener Chef, ausschlafen, um die Welt reisen und mit ein paar Schachturnieren ein bisschen Geld verdienen – habe ich abgeschworen und verbringe den Großteil meiner Zeit in einem Büro. Internet-Startup, Schachwebsite. Ok, vermutlich relativ normal, ab 30 „seriös“ zu werden und sich verstärkt dem Broterwerb zu widmen. Ich war gerade zwei Wochen in Thailand auf einem Schachturnier – so viel Zeit muss sein! – und ein weiser Mann hat mir dort das Leben so erklärt: „Wenn man jung ist, hat man Energie und Zeit, aber kein Geld. Dann fängt man an zu arbeiten, hat noch Energie und jetzt etwas Geld, aber keine Zeit. Im Alter hat man Geld und Zeit, aber keine Energie. Dazwischen kommt die Midlife Crisis: keine Zeit, kein Geld, keine Energie!“ Ist Zeit jetzt wichtiger als Energie und Geld? Keine Ahnung. Will immer das, was ich nicht hab. Und kenne genug Leute mit Zeit und Geld, die auch nicht glücklich sind. Zeit mit Nichtstun zu verbringen macht auch nur so mittel viel Spaß. „Im Moment leben“ und „sinnstiftende Arbeit ist das größte im Leben“ hab ich gelesen. Ob Schach jetzt so viel Sinn stiftet, wer weiß. Ich verbring meine Zeit immer noch gerne damit. Sylvia Ganter, Leserin Gestalter haben mehr vom Leben Wenn man ein Kind beim Spiel beobachtet, fällt einem auf, mit welcher Hingabe es sich einer Sache widmen kann, denn der Zeitfaktor spielt meist noch keine Rolle. Das ändert sich schnell. Die Schulzeit und später Studium oder Lehrjahre werden mit zu Lernendem innerhalb einer begrenzten Zeitspanne verbracht. Steht man danach im Beruf, gilt es, sich dort in seiner freien Zeit weiterzubilden. Daneben möchte man auch Zeit mit dem Partner oder der Familie haben. Die Wahrnehmung verfließender Zeit durch Tag und Nacht, durch den Wechsel der Jahreszeiten, durch das Älterwerden geschieht durch unsere Sinne und vielleicht ist die existenziell so aufgeladene Bed