+3 Magazin Mai 2015 | Page 21

Das sagten Sie zur letzten Ausgabe 21 WARUM FASZINIERT GESCHWINDIGKEIT? Luca von Kiel Selten versprüht ein bei uns gängiges Wort weltweit so viel Faszination wie die „Autobahn“. Touristen, Tuningfans, Testosterongesteuerte – jeder liebt die linke Spur aus einem Grund: legal dem Geschwindigkeitsrausch erliegen. Was bei uns selbstverständlich ist, gilt anderorts als verrückt. Wobei die meisten, vor allem die Einheimischen, den praktischen Nutzen der aufgehobenen Geschwindigkeitsbegrenzung verstehen. Firmenvertreter und Familienväter werden wohl kaum einsehen, ihre komfortable Reisegeschwindigkeit von 200 km/h zu reduzieren. Für mich ist es logisch, dass Fahrzeuge, die mit viel Leistung gebaut werden dürfen, auch ausgefahren werden. Man möchte wissen, was möglich ist, wo die Grenzen liegen. Natürlich ist es ein Reiz, ein Rausch. Als Motorradfahrer sauge ich die Landschaft unter mir auf, es existiert nur das Hier und Jetzt. Es ist ein ungemeines Gefühl von Freiheit, den Gashahn aufzudrehen. Dass Deutschland im Verhältnis zu der Anzahl an Verkehrsteilnehmern wenig Verkehrstote verzeichnet, spricht für den verantwortungsvollen Umgang mit diesem Gesetz. Letztendlich liegt es an jedem selbst, wie schnell er fahren will, Hauptsache das KFZ ist „Autobahn-proofed“! Hans Höpner Vermutlich sehr stark die Illusion, man könne durch schnelles Fahren verlorene oder falsch geplante Zeit zurückholen – das ginge aber nur mit Lichtgeschwindigkeit. Amélie Geschwindigkeit ist der Wahn unserer Zeit. Michael Weil Geschwindigkeit die Illusion vermittelt, geschwind viel Neues zu erleben. Billo Heinzpeter Stude Die Natur kann pfeilschnell sein. Jahrtausende hat der Mensch gebraucht, es den schnellen Tieren nachzutun; dem Reh, das flieht, dem Kormoran, der sich kopfvoran ins Wasser stürzt, um einen Fisch zu erbeuten. Das hat schon unsere ersten Vorfahren verwundert, frustriert und herausgefordert. Unfähig, die schnellen Tiere einzuholen, rächten sie sich mit Methoden, sie einzufangen. Wenn die schnellen Fische vor dem Boot fliehen, landen sie im Netz. Und dann kann’s nicht schnell genug gehen. Rauf mit dem Netz, an Bord, und ab in die Verarbeitung unter Deck, wo die Fische lebend filetiert werden. Wenn sie denn nicht schon im Netz zerdrückt wurden oder vom Druckabfall beim raschen Hieven geplatzt sind. Und ab in die Kühlkammer. Gefrorene Geschwindigkeit. Es kann nicht rasch genug gehen, selbst beim Essen nicht. Aus dem Tiefkühlfach, in die Mikrowelle, auf den Tisch. Schnell essen, schnell nach B fahren, schnell dies und jenes. Nichtstun wäre schrecklich, viel tun berauscht. So kommt das Ende schneller als gedacht, als wär man insgeheim darauf zu gerast. Ilonka In den USA haben sie ihre Waffen, wir