+3 Magazin Juni 2021 | Page 25

TIERQUAL MIT SYSTEM

Die Tierhaltung in der deutschen Landwirtschaft ist eine Hochleistungsindustrie . Doch ihre Leistungsträger sind krank , gequält und zum Leiden verdammt . Sie vegetieren unter grausamen Bedingungen , leben auf engstem Raum , müssen Amputationen über sich ergehen lassen und haben kaum Möglichkeiten , natürliche Verhaltensweisen vollumfänglich auszuleben .
Masthühner leben mit Tausenden Artgenossen in engen Ställen ohne Tageslicht und Frischluft .
© FOUR PAWS
Jeden Tag landen Tausende sogenannter Nutztiere wie Schweine , Kühe und Hühner auf dem Müll , bevor sie den Schlachthof erreichen . Tiere werden in der konventionellen Landwirtschaft wie Massenware produziert und behandelt . So werden etwa jedes Jahr allein mehr als 620 Millionen Masthühner in Deutschland geschlachtet . Die meisten dieser Tiere stammen aus schnell wachsenden Zuchtlinien . Dies führt zu zahlreichen Gesundheitsproblemen , wie Laufschwierigkeiten , Hautentzündungen oder Herz-Kreislaufproblemen , die für Millionen der Individuen tödlich enden . Eine Milchkuh produziert heute durchschnittlich etwa fünfmal so viel Milch , als sie für ein Kalb benötigen würde . Die Konsequenz der Rieseneuter : schmerzhafte Erkrankungen , Stoffwechselstörungen und eine verkürzte Lebenszeit . Die Hochleistungszucht hat dramatische Nebenwirkungen . Trotzdem muss es immer mehr sein : mehr Fleisch , mehr Eier , mehr Milch . Die Tiere müssen unsägliche Leiden ertragen , damit möglichst billig Lebensmittel produziert werden . Schweinen wird der Ringelschwanz kupiert , Puten der Schnabel gekürzt und Kälbern die Hornanlagen entfernt . Die Bundesregierung weiß um diese grausamen Praktiken . Gemeinsam haben Politik und Industrie ein hochsubventioniertes System erschaffen , das auf Export und Masse setzt , aber keine Rücksicht auf Mensch , Tier und Klima nimmt .
TIERE BRAUCHEN MEHR PLATZ Konsequent stellt die Bundesregierung Wirtschaftlichkeit über das Staatsziel Tierschutz . Es muss eine Abkehr von den gigantischen Agrarfabriken erfolgen , die den Tieren unzureichende Haltungsbedingungen auf viel zu wenig Platz bieten . Die Folgen davon sind Krankheiten und Stress unter den Tieren , was zu einem massenhaften Einsatz von Antibiotika führt . Doch Schweine und Rinder sind mehr als Schnitzel und Steak . Es sind fühlende , soziale Lebewesen , die ein Anrecht auf eine hohe Lebensqualität haben .
Die meisten Kälber werden in den Milchrinderanlagen geboren und in der Regel direkt nach der Geburt von ihren Müttern getrennt .
Die konventionelle Landwirtschaft verursacht aber nicht nur Leid und Schmerzen bei den Tieren , sie trägt mit ihrem Medikamenteneinsatz zu Resistenzentwicklung bei , die auch für die Gesundheit von Menschen potenziell gefährlich werden kann .
GEMEINSAM FÜR EINE ZUKUNFT OHNE TIERLEID Die industrielle Tierhaltung hat keinen Platz mehr in einer modernen , nachhaltig orientierten Gesellschaft . Immer mehr Verbraucher : innen legen Wert auf Nachhaltigkeit und dem Wohlergehen von Tieren . Sie wollen kein Tierleid auf dem Teller . Es ist Aufgabe der Politik , den Dialog zwischen Agrarwirtschaft und Öffentlichkeit zu fördern und gleichzeitig für die Landwirt : innen Rahmenbedingungen zu schaffen , damit diese umwelt- , tierund klimagerecht wirtschaften können . Zwar hat die aktuelle Bundesregierung die sogenannte Borchert-Kommission beauftragt , Vorschläge für einen Umbau der Tierhaltung zu erarbeiten . Doch die bisherigen Pläne werden kaum Veränderungen bringen , sondern den grausamen Status quo für die übergroße Mehrheit der Tiere erhalten . Tierschutzwidrige Praktiken , wie das Abschneiden von Ringelschwänzen und Hochleistungszucht oder die Haltung von Schweinen und Rindern auf Vollspaltenböden sollen weiterhin subventioniert werden . Eine zukünftige Agrarpolitik muss sich jedoch auf Transparenz , Klima- und Tierschutz stützen . Um die Versäumnisse der Bundesregierung aufzuholen braucht es eine Zukunftspolitik , die sich am Gemein- und am Tierwohl orientiert .
© Compassion in World Farming