+3 Magazin Juni 2021 | Page 21

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Hartmut Matthes , Geschäftsführer Bundesverband Lohnunternehmen
Teil der Lösung
Bauern werden in erster Linie als Produzenten von Lebens- und Futtermitteln wahrgenommen . Das war früher anders , denn es gab noch keine synthetischen Fasern für die Produktion von Funktionsbekleidung oder
Erdgas zum Heizen . Heute dagegen erleben Rohstoffe vom Acker eine Renaissance . Naturfasern für Textilien , Pflanzen für die chemische und pharmazeutische Industrie oder Bioenergie erweitern das Spektrum der Kulturarten auf den Feldern . Doch damit nicht genug , denn auch die aktuellen Herausforderungen fordern die Kreativität der Landwirtschaft . Klimawandel , eine abnehmende Biodiversität , die Belastung der natürlichen Ressourcen und so weiter wirken sich zunehmend nachteilig auch auf die Landwirtschaft aus . Damit ist sie nicht nur Teil des Problems , sondern sicher auch Teil einer Lösung . Maßnahmen zu Verbesserung
der Grundwasserneubildungsrate , Aufbau und Erhaltung von Naturräumen für mehr Artenvielfalt oder das Binden von Kohlendioxid durch Humusaufbau in den Böden gehören zukünftig vermehrt zum Aufgabenspektrum . Das hat die Landwirtschaft erkannt und stellt sich diesen neuen Zielen . Deren Erreichen ist aber fast schicksalhaft an die Frage gekoppelt , wie die Gesellschaft zukünftig leben und konsumieren will . Dies hat die Diskussion um „ Teller oder Tank “ der letzten Jahre deutlich gemacht . Eine Agrarwende wird nur funktionieren , wenn sie nicht Umkehr bedeutet und sich die gesamte Gesellschaft daran beteiligt .
Dietmar Scholz , Leser
Bauernschlau
Die Zukunft der Landwirtschaft ist gesichert , denn essen müssen die Menschen immer und eine wachsende Erdbevölkerung verheißt glänzende Absatzmärkte . Aber das ist natürlich reine Theorie und zu kurz gedacht . Der Umgang mit den natürlichen Ressourcen , die Grundlage allen Lebens und der Ernährung sind , erfordert Intelligenz , Kreativität und ein großes Bewusstsein für Nachhaltigkeit . Und genau diese Eigenschaften haben Bauern über die Jahrtausende immer ausgezeichnet und durch Krisen gebracht .
Julia Wagner , Leserin
Alte Schätze
Elefantenrüssel und die blaue Anneliese kommen bei uns regelmäßig auf den Tisch . Natürlich nur , wenn Saison ist . Hinter diesen Namen verbergen sich alte Gemüsesorten , genauer gesagt Peperoni und Kartoffeln , die ich letztes Jahr auf dem Wochenmarkt entdeckte . Ein findiger Landwirt aus unserer Umgebung bietet alte – und für mich unentdeckte – Gemüsesorten an . Auf Wunsch gibt er Tipps für die Zubereitung . Für ambitionierte Kleingärtner gibt es auch Samen und Setzlinge . Damit holt er altes Wissen in unsere moderne Welt und öffnet für uns die Schatzkiste der Natur .
Kathrin Muus , Vorsitzende Bund der Deutschen Landjugend ( BDL )
Die Zukunft ist bunt
Wer genau wissen will , wie viele Milchkühe künftig auf der Weide stehen , welche Getreidesorten in der Zukunft auf deutschen Äckern wachsen und wie Junglandwirtinnen und -wirte das Klima schützen , dem kann ich keine Antwort liefern . Aber eins steht für die nächste
Landwirtschaftsgeneration fest : Die eine Landwirtschaft wird es nicht geben . Die Landwirtschaft ist plural : Sie ist spezialisiert und dabei diversifiziert , sie ist global und regional , sie ist nachhaltig und produziert gutes Klima . Die Details werden von den künftigen Landwirtinnen und Landwirten selbst entschieden . Denn bei aller Leidenschaft , die sie mitbringen , ist ihr Beruf kein reiner Selbstzweck . Die Menschen der Branche haben Verantwortung für ihren Betrieb . Sie wissen , was funktioniert und wie sie wirtschaften müssen , um von ihrer Arbeit leben zu können und Freude daran zu haben . Sie
werden gute , fachliche und zukunftsorientierte Praxis umsetzen und dafür sorgen , dass diese wissenschaftlich sinnvoll , umwelt- und klimaschützend angepasst wird . Das geht , wenn die Gesellschaft quasi „ bezahlt “, was sie bei der Landwirtschaft „ bestellt “. Darüber haben wir auch in der von der Bundesregierung initiierten Zukunftskommission Landwirtschaft gestritten . Trotz aller Unterschiede ist es der jungen Generation dort gelungen , eine gemeinsame Zukunftsvision der Landwirtschaft auszuhandeln , die auch jungen Landwirtinnen und Landwirten eine gute Perspektive aufzeigt .
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TRADITION TRIFFT INNOVATION

Irland setzt auf „ Origin Green “. Ein Gespräch mit Gabriele Weiss Brummer , Market Manager von Bord Bia , über die nachhaltige Landwirtschaft der grünen Insel .
Wenn es um Fleisch geht , suchen immer mehr Konsumenten nach natürlichen und qualitativ hochwertigen Produkten . Warum ist Irland dabei eine so gute Adresse ?
Irlands Landwirtschaft beruht auf einer jahrtausendlangen Tradition mit Farmen in Familienbesitz sowie kleinen Herden von durchschnittlich 80 Rindern . Aufgrund des moderaten Klimas und der saftig grünen Weiden verbringen diese Tiere mindestens 220 Tage auf offenen Weiden , wo sie sich frei bewegen und grasen können . Massentierhaltung ist hier ein Fremdwort . Stattdessen wird durch nationale Zertifizierungen sowohl Qualität als auch Nachhaltigkeit in der Haltung und Produktion sichergestellt , auf die Verbraucher vertrauen können .
Mit „ Origin Green “ setzt Irland das weltweit einzige nationale Nachhaltigkeitsprogramm für Lebensmittel und Getränke um . Wie genau funktioniert dieses Programm ?
Das Programm ist eine freiwillige Art der Selbstregulierung der Farmer Irlands , um die besondere irische Qualität und ihr einmaliges Ökosystem für die Zukunft zu bewahren . Mit modernsten Technologien und strengen Kontrollen wird an der Verringerung des CO 2 -Ausstoßes sowie einem effizienten Wasser- und Energieverbrauch auf den Farmen gearbeitet . Auch Bio-Diversität , Bodenmanagement , Tierwohl und Rückverfolgbarkeit werden in den Betrieben kontrolliert . Das Programm verbindet alle Teile der Lieferkette : 54.000 landwirtschaftliche Betriebe ,
300 irische Lebensmittelproduzenten , die Regierung und internationale NGOs . Durch diese Zusammenarbeit können messbare Nachhaltigkeitsziele gesetzt und Umweltauswirkungen reduziert werden . Außerdem dient „ Origin Green “ der lokalen Gemeinschaft und schützt die reichhaltigen natürlichen Ressourcen , die Irland besitzt .
Wie sieht generell die Zukunft des Fleischmarkts , etwa in Bezug auf die Rindfleischkategorie , aus ?
Durch die Corona-Pandemie und andere Entwicklungen wie die Schweinepest hat sich die
Betrachtungsweise einiger Verbraucher stark verändert . Herkunft , Qualität und Tierwohl in Verbindung mit Nachhaltigkeit spielen eine immer größere Rolle . Fleischersatzprodukte oder auch zellbasiertes Fleisch aus dem Labor werden neben dem klassischen Fleisch eine eigene Rolle im künftigen Konsum einnehmen . Inwieweit jedoch eine Verdrängung des natürlichen Fleischproduktes stattfinden wird , bleibt abzuwarten . Das Geschmackserlebnis und die Nährstoffe etwa im Rindfleisch sowie gleichzeitig die verwendeten Inhalts- und Nährstoffe bei Ersatzprodukten werden dabei auch in Zukunft eine große Rolle hinsichtlich der Akzeptanz beim Verbraucher spielen .
Mehr Informationen unter : irishbeef . de