+3 Magazin Juni 2021 | Page 10

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WIR FRAGEN :

WOFÜR BRAUCHEN WIR E-HEALTH ?

Brillenträger sind nicht nur unter Ärzten in der Mehrheit : 63 Prozent der erwachsenen Deutschen tragen eine Sehhilfe – oder bräuchten zumindest eine .
Quelle : Berufsverband der Augenärzte Deutschlands
© iStock ./ nensuria
Sebastian Zilch , Geschäftsführer Bundesverband Gesundheits-IT ( bvitg )
Besser digital versorgt
E-Health tut unserem Gesundheitssystem gut – in vielen Bereichen : So ermöglichen telemedizinische Lösungen eine bessere medizinische wie pflegerische Versorgung . Mit digitalen Services wie dem elektronischen Rezept oder einer Online-Terminvergabe schließt das Gesundheitswesen zu anderen Gesellschaftsbereichen auf . Gespannt darf man auf die Apps auf Rezept sowie die digitale Patientenakte blicken , in der alle Versicherten freiwillig Zugriff auf ihre Gesundheitsdaten haben . Viele der digitalen Angebote kommen Patientinnen und Patienten zugute , doch auch die Ärzteschaft
profitiert . Sie kann sicherer miteinander kommunizieren sowie Medikation und Vorerkrankungen ihrer Patientinnen und Patienten besser im Blick behalten . Zusätzlich stehen ihnen zunehmend Entscheidungs- oder Assistenzsysteme für ihre tägliche Arbeit zur Verfügung . Ohne digitale Lösungen wäre unsere Versorgung schon heute undenkbar , aber es ist noch Luft nach oben . Gerade in den vergangenen Monaten wurde die zentrale Bedeutung von Gesundheit deutlich . Im März sprach sich der Sachverständigenrat Gesundheit in seinem Gutachten für mehr Digitalisierung in Deutschlands Gesundheitswesen aus . Dessen zentrale Botschaft lautete : „ Daten teilen , heißt besser heilen “. Wir sollten sie uns zu Herzen nehmen , denn digitale Lösungen sind unerlässlich für ein zukunftssicheres Gesundheitssystem , das Gesundheit besser versteht , bewahrt und befördert .
David Matusiewicz , Professor für Medizinmanagement , FOM Hochschule für Oekonomie und Management
Der neue Standard
Durch das Digitale-Versorgung-Gesetz ( DVG ) sind rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen worden , um Digitale Gesundheitsanwendungen ( DiGA ) in die Versorgung zu bekommen . Als DiGA wird ein Medizinprodukt bezeichnet , dessen Hauptfunktion auf einer digitalen Technologie beruht . DiGA sind keine theoretischen Modelle mehr , sondern verändern jetzt gerade die Versorgungsrealität des Gesundheitswesens in Deutschland . Die derzeit mehr als ein Dutzend DiGA für Indikationen wie Depressionen , Tinnitus , Migräne oder Adipositas bedeuten einen Meilenstein für die
Innovationsfähigkeit des Gesundheitswesens und werden im Laufe der Zeit weiter ausgebaut . Beim sogenannten Fast-Track-Verfahren wird das Beste aus zwei Welten vereint : der Wert der Schnelligkeit , das „ Startup-Tempo “, für Innovationen mit der „ Sorgfalt von Studien “, um das Nutzen- und Schadenpotenzial abwägen zu können . So kommen Innovationen in Zukunft schneller bei den Patienten an und Deutschland avanciert zum weltweiten digitalen Vorreiter . Doch was bedeutet dies für den Patienten ? DiGA werden in ein paar Jahren zum neuen Standard in der Versorgung und die neue Formel lautet : zu Hause vor ambulant vor stationär . Hierbei ist es wichtig , dass die Ärzte auf dieser digitalen Reise nicht abgehängt , sondern mitgenommen werden , da diese zunehmend mit einem Engaged Patient und Expert Patient konfrontiert werden und sich die Arzt-Patienten-App-Beziehung in einem Dreierverhältnis verändert .