+3 Magazin Juni 2021 | Page 4

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WIR FRAGEN :

WAS LÄSST STARTUPS WACHSEN ?

Ein deutsches Einzelbüro sollte laut Arbeitsstättenverordnung mindestens acht Quadratmeter groß sein – in Japan ist es nicht einmal die Hälfte .
Quellen : haufe . de , officee . jp © iStock ./ maselkoo99
Stephan Stubner , Rektor Handelshochschule Leipzig ( HHL ) und Business Angel
Imperfektion wagen
Unseren Studenten und Gründungsteams rate ich immer wieder : Kommt raus aus der Deckung . Geht früh raus mit eurem Produkt , eurem Service , um Erfahrungen zu sammeln und eure Kunden besser kennenzulernen . Um ein tieferes Kundenverständnis zu bekommen , das weit über die gängigen soziodemografischen Kriterien hinausgeht , muss ich mich fragen : Was ist mein Kunde eigentlich für ein Mensch , was braucht er wirklich ? Anstatt zu lange zu optimieren und in Richtung Perfektion zu streben , ist es viel wichtiger , möglichst frühzeitig herauszufinden , was
die Leute interessiert – und was nicht . Ein motiviertes Team , eine solide Finanzierung , wenig Bürokratie , all das braucht es natürlich auch . Aber letzten Endes ist die eigene Startup-Idee bloß eine Hypothese , bis ich sehe , wie die Menschen darauf reagieren . Das Schlüsselwort lautet daher : Imperfektion . Man muss sich einfach trauen , diesen Schritt zu machen , auch wenn das Produkt noch längst nicht perfekt ist . Der erste funktionsfähige Prototyp , das Minimal Viable Product , muss zu den Kunden gelangen , um das nötige Feedback zu bekommen – über Kunden und Produkt . Man braucht diese Iterationsschleifen einfach . Vor allem darf man keine Angst vor den Kunden haben : Gerade die ersten Interessenten antizipieren oft , dass es sich nur um einen Prototyp handelt , und können so zu Evangelists werden : Menschen , die gespannt sind auf den nächsten Schritt – und die gewillt sind , ihn mitzugehen .
Christian Miele , Vorstandsvorsitzender Bundesverband Deutsche Startups
Wettbewerb um die klügsten Köpfe
Nur mit kompetenten und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist ein erfolgreicher Unternehmensaufbau möglich . Startups befinden sich bei der Gewinnung von Talenten in einem globalen Wettbewerb um die klügsten Köpfe . Mitarbeiterbeteiligungsprogramme sind hier ein anerkanntes und bewährtes Instrument . International wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für Mitarbeiterbeteiligungen spielen daher eine entscheidende Rolle . Mitarbeiterbeteiligungen sind aber nicht nur ein Erfolgsfaktor für das
Startup selbst , sondern sie ermöglichen auch den Mitarbeitenden eine Teilhabe am wirtschaftlichen Erfolg . Davon profitiert wiederum das gesamte Startup-Ökosystem . Denn Untersuchungen zeigen , dass Mitarbeitende mit ihren erzielten Erlösen oft selbst ein Unternehmen gründen oder in ein Startup als Business Angel investieren . In Deutschland treten daher am 1 . Juli neue Regeln für Mitarbeiterbeteiligungen in Kraft . Auch wenn die neuen Regelungen in die richtige Richtung weisen , der erhoffte und erforderliche große Wurf für das Startup-Ökosystem sind sie nicht . Damit wurde eine Chance vertan , für eine der wichtigsten Herausforderungen deutscher Startups , der Talentgewinnung , zukunftsweisende Rahmenbedingungen zu schaffen . Eine neue Bundesregierung ist aufgefordert , das Thema Mitarbeiterbeteiligungen erneut aufzugreifen . Deutschland muss Magnet für internationale Top-Talente werden .