+3 Magazin Juni 2020 | Page 5

+1 5 Marco Gerhardt, Leser Alle mitnehmen In Großbritannien und den USA steht F als Schulnote für ungenügend. Fridays for Future, also F F F, steht sinnbildlich für unsere aktuelle Klimabilanz. Die jungen Leute gehen für die richtige Sache auf die Straße, aber die meisten von ihnen mussten noch nie eine Stromrechnung bezahlen. Viele Perspektiven verändern sich, wenn man älter wird. Auch für diese Generation wird dies der Fall sein. Vor kurzem habe ich gelesen, der Durchschnittsdeutsche verdient 3.100 Euro brutto im Monat. Wer auch immer dieser Durchschnittsdeutsche sein soll, an einer Kasse sitzt er sicherlich nicht, auch pflegt er nicht meine Mutter. Aber genau für diesen Personenkreis, der unser tägliches Leben erst in der Form, wie wir es führen, ermöglicht, ist ein steigender Strompreis auch eine existenzielle Frage. Auf keinen Fall sollten wir Energie – Licht an, Licht aus – für selbstverständlich nehmen. Uns vielleicht dreimal überlegen, ob wir den Wasserhahn beim Zähneputzen laufen lassen. Aber wer den Euro insbesondere in dieser schwierigen Zeit dreimal umdrehen muss, der fragt sich zurecht: Wo geht die Reise hin? Kann ich noch leben neben der Arbeit oder muss ich alles in Miete und Lebenserhaltungskosten investieren? Andreas Girbardt, Bürgermeister Gemeinde Goldisthal Gewinn für die Region In unserer Gemeinde wurde zur Jahrtausendwende eines der größten Pumpspeicherwerke Europas errichtet. Wie der Name schon sagt, muss das Wasser zunächst aus einem Wasserspeicher im Tal in einen höher gelegenen Speicher auf eine Bergkuppe gepumpt werden. Es ist also kein Michael Kirchner, Leser Fossiler Sockel Es ist sicherlich richtig, alle Potenziale der erneuerbaren Energien für unsere Stromversorgung auszunutzen. Allerdings gibt es sowohl beim Ausbau des Übertragungsnetzes in Gestalt der sogenannten Stromautobahnen als auch von Windenergieanlagen und Windparks erhebliche Defizite. Solange die entsprechenden Genehmigungsverfahren durch den Gesetzgeber nicht deutlich von Hindernissen für eine zügige Entscheidung entschlackt werden, laufen wir Gefahr, dass Strom am Ende zum Luxusgut und für viele reines Wasserkraftwerk, sondern ein Energiespeicher. Die Eingriffe in die Natur waren unbestritten hoch. Es wurden mehrere Hektar Wald gerodet und eine Umgehungsstraße neu errichtet. Inzwischen haben sich die Eingriffe aus meiner Sicht kompensiert. Zwar mussten Waldflächen weichen, aber dafür sind mit dem rund 8,5 Hektar großen unteren Speicherbecken neue Lebensräume entstanden. Dort wurden zum Beispiel spezielle Flachwasserzonen für Wasservögel angelegt, die seither verstärkt beobachtet werden können. Selbst der seltene Schwarzstorch ist häufig anzutreffen. Für Bewohner der Region und Bürger unbezahlbar wird. Angesichts dieser Sachlage sollte ein Sockel aus verfügbaren heimischen fossilen Energieträgern für längere Zeit erhalten bleiben. Erst wenn das Angebot aus erneuerbaren Energieträgern stabil ist, kann auf den Sockel verzichtet werden. Simon Richter, Leser Weiterdenken Atomkraftwerke galten lange als die Lösung für unsere Energieprobleme. Mit der Endlagerung hatte sich damals aber noch niemand befasst. In meinen Augen sollte mehr in die Touristen sind die entstandenen Wasserspeicher zudem beliebte Ausflugsziele zum Wandern und Entspannen. Mein Fazit: Wasserkraftwerke sind mit erheblichen Eingriffen in die vorhandene Naturlandschaft verbunden. Mit entsprechenden Ausgleichsmaßnahmen entwickeln sich aber in und um den Wasserspeicher neue Lebensräume für einen größeren Artenreichtum. Ich sehe in der Nutzung der Wasserkraft eine gute wirtschaftliche Lösung, die langfristig auch mit dem Naturschutz vereinbar ist. Leider gibt es in Deutschland zu wenig Standorte, die für ein Wasserkraftwerk geeignet sind. Forschung gesteckt werden, um dieses Problem endgültig zu lösen. Stattdessen wird in Windkrafträder investiert, die, nachdem sie ausrangiert werden, auch irgendwo verrotten müssen. Vieles wird auch heute nicht zu Ende gedacht. Nur neu bauen und auf das Beste hoffen, das wird uns wie in der Vergangenheit auch in Zukunft auf die Füße fallen. Wohin mit dem Schrott? Ähnlich wie viele Bohrinseln im Meer versenken, kann nicht die Lösung sein. Weiterdenken ist daher die Devise. Noch nie war der Satz „Heute schon an morgen denken“ passender. Nur wird es jetzt mal Zeit, dass das auch passiert. Ich hoffe auf derzeitige und zukünftige Weitsicht. › DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE MEHR ALS NUR HEISSE LUFT Konventionelle Kraftwerke – das fehlende Puzzlestück der Energiewende Hasan Özdem, Leiter Forschung und Entwicklung, Siemens Gamesa Es ist beschlossen: Unsere Kohlekraftwerke werden abgeschaltet. Das ist richtig und gut. Doch anstatt zuverlässige Infrastruktur abzureißen und ganze Regionen zu strukturellen Umbrüchen zu zwingen, gibt es eine Möglichkeit, diese Kraftwerke für das Gelingen der Energiewende zu nutzen. Mit unserem Elektrothermischen Energiespeicher (ETES) können die fossilen Relikte der Vergangenheit zu CO 2 -freien Speicherkraftwerken der Zukunft umgebaut werden. Wind und Sonne sind heute unsere wichtigsten Energiequellen, aber sie haben ein kleines Manko: Der Wind weht nicht immer und die Sonne scheint nicht permanent. Die Energiewende gelingt aber nur, wenn erneuerbarer Strom jederzeit zur Verfügung steht. Das heißt, wir müssen beginnen, Energievorräte anzulegen. Wir betreiben seit einem Jahr in Hamburg unsere ETES-Demonstrationsanlage. In ihrem Inneren wird Vulkangestein über einen Heißluftstrom auf bis zu 750 Grad Celsius aufgeheizt, um die Energie zu speichern. Diese können wir dann bei Bedarf wieder in Strom wandeln. ETES ist aus technischer Sicht genial einfach. Das Vulkangestein ist ökologisch unbedenklich und weltweit in großen Mengen günstig verfügbar. 80 Prozent seiner Komponenten haben sich am Markt bereits bewährt. Er besteht aus Stahl, Beton und Steinen. Die große Leistung unseres Teams liegt also nicht in der Materialentwicklung, sondern darin, bestehende Technik clever neu zu kombinieren. Der größte Clou und sein Alleinstellungsmerkmal ist aber seine Kompatibilität mit bestehender Kraftwerksinfrastruktur. Denn wir arbeiten bei der Rückverstromung mit der gleichen Technik. Das heißt, wir können aus Kohlekraftwerken CO 2 -freie Energiespeicherkraftwerke machen, indem wir einfach den Kohlekessel durch unseren Energiespeicher ersetzen. Der Großteil des Dampfkreislaufs kann dann mit sauberer Energie weiterbetrieben werden. Reserve für die Dunkelflaute Die Versuchsanlage hat unsere Erwartung bestätigt, dass eine Hochskalierung in den Gigawattstundenbereich möglich ist. In dieser Größenordnung wird ein einzelnes ETES-System rund 100.000 Haushalte 24 Stunden lang sicher, kostengünstig und unabhängig von Wind und Sonne versorgen können. ETES ist darüber hinaus modular einsetzbar und kann neben Strom auch emissionsfreie Hochtemperaturwärme für industrielle Prozesse bereitstellen. Somit bringt die ETES-Technologie nicht nur die Energiewende im Strom-, sondern auch im Wärmesektor voran. Wind- und Solarenergie müssen um zuverlässige Speichertechnologien ergänzt werden, damit die Transformation zu 100 Prozent erneuerbare Energien funktioniert. Mit ETES steht dieses fehlende Puzzleteil der Energiewende nun zur Verfügung. Mehr unter: www.siemensgamesa.com/etes