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WIR FRAGEN:
WAS WILL MEIN TIER?
... und was ist
Ihre Meinung?
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In der Realität gibt es keine blauen Raubkatzen, sie wären in
der Natur zu schlecht getarnt. Leicht bläulich schimmert dafür
die Hauskatzenrasse „Russisch Blau“.
Quelle: mein-haustier.de
© DYNE/dyneart.de
Sichere Obhut
Andreas Knieriem,
Direktor Zoologische
Gärten Berlin
Die Frage nach den Bedürfnissen der
Tiere ist ein elementarer Bestandteil
unserer täglichen Arbeit. Sie stellt
sich sowohl Tierpflegern im direkten
Umgang mit ihren Schützlingen als
auch Tierärzten und Kuratoren, die
sich auf wissenschaftlicher Basis mit
den körperlichen und geistigen Ansprüchen
von Tieren beschäftigen.
Für uns als zoologische Einrichtung,
die Wildtieren einen bestmöglichen
Ersatzlebensraum schaffen möchte,
sind aktuelle Forschungsergebnisse
und Untersuchungen darüber, was
welches Tier benötigt, um physisch
und psychisch gesund zu sein, essenziell.
Glücklicherweise gab und gibt
es auf diesem Gebiet immer weitere
Fortschritte. Was wir bei der Frage
nach den Empfindungen der Tiere in
menschlicher Obhut oft vergessen, ist
die Situation vieler bedrohter Tierarten
in ihrem natürlichen Lebensraum.
Wie geht es den Tieren dort, in
den letzten Fleckchen intakter Natur,
die ihnen immer weniger Schutz bieten
können? Schuppentier, Nashorn
und Malaienbär werden zur Herstellung
von Heilmitteln gejagt und getötet.
Orang-Utan, Okapi und Jaguar
müssen mit ansehen, wie ihr Zuhause,
der tropische Regenwald, unserer
steigenden Nachfrage nach Palmöl,
Fleisch und Edelmetallen weichen
muss. Das Wohlergeben unserer Tiere
in den Zoologischen Gärten Berlin ist
mir eine ebenso wichtige Angelegenheit
wie die Sensibilisierung unserer
Besucher für den verantwortungsvollen
Umgang mit unseren Ressourcen
und den Schutz von Lebensräumen.
Früh übt sich
Nina Ruge,
Moderatorin und Autorin
Vor wenigen Monaten hatte ich mein
Revival als Lehrerin: 25 Zweitklässler
blicken mich erwartungsvoll an.
Also gleich interaktiv starten: „Wer
von euch hat ein Haustier?“ Fünf
Finger zeigen auf. „Und wer von euch
hätte gern ein Haustier?“ Die meisten
Händchen schießen in die Höhe.
„Ich möchte einen Hund!“ „Nein,
eine Katze!“ „Einen Labrador!“ Meine
Aufgabe ist jetzt eine ziemlich diffizile.
Eben habe ich eine Sehnsucht
geweckt – und jetzt soll ich Kinderträume
in der Realität landen lassen.
Möglichst sanft natürlich – und mit
positiver Emotion. Ohne die lernt
man ja bekanntlich nix. Das Lernziel
also: Ich will 25 Sieben- bis Achtjährige
dazu bringen, am Ende der Doppelstunde
aus tiefer Überzeugung
zu bekennen: „Ich finde einen Hund
toll. Aber ich habe mir überlegt: Es
würde einem Tier bei uns nicht so gut
gehen, wie es das braucht. Also besser
nicht.“ Oder: „Ich finde eine Katze
toll. Und jetzt weiß ich, wie viel Zeit
und Geld sie braucht. Das möchte ich
mit meiner Familie besprechen. Ich
glaube, wir kriegen das hin.“ Je früher
gelernt, gespürt, erfahren, desto
besser: was wir Erwachsene als artgerechte
Haltung bezeichnen und
Kinder als „liebes Tier“. Zum Glück
bin ich nicht allein mit dieser besonderen
Mission. Eine Tierärztin ist an
meiner Seite und mit ihr der Bundesverband
praktizierender Tierärzte.
Rund 100.000 Grundschulkinder
haben wir mir mit diesem Unterricht
zu Mini-Tierschützern gemacht. Unser
Motto: Liebe fürs Leben!