+3 Magazin Juni 2019 | Page 6

+1 6 Marc S. Tenbieg, Geschäftsführender Vorstand Deutscher Mittelstands-Bund (DMB) Unternehmen auf solche Unterstüt- zung. Der Grund ist einfach: Die Bü- rokratie der Fördergeldbeantragung hat ihre Tücken und es fehlt häufig das geeignete Personal zur Beantra- gung. Für kleine mittelständische Unternehmen hat sich die Finanzie- rungssituation in den letzten Jahren kaum verbessert. Es gilt: Je kleiner das Unternehmen desto schwieriger ist der Zugang zu klassischen Kredi- ten – trotz niedriger Zinsen. Kapital- nachfragende Unternehmen haben nicht immer ausreichende Sicherhei- ten. Traditionell schätzen Unterneh- men noch die individuelle Betreuung der Hausbank. Nur scheut man auf Neue Chancen nutzen Der Mittelstand steht immer wieder vor der Herausforderung, notwendi- ge Investitionen zu finanzieren oder Kapital für Innovationsprojekte zu beschaffen. Auch wenn die Förder- landschaft auf nationaler und euro- päischer Ebene viele Angebote be- reithält, verzichten gerade kleinere Bankenseite die Vergabe von mittel- bis langfristigen Krediten, da diese mit starken Unsicherheiten verbun- den sind. Kein Wunder also, dass die Bedeutung des klassischen Bankkre- dits abnimmt. Selbstständige greifen dann eher auf private Rücklagen zu- rück – soweit diese überhaupt ausrei- chend vorhanden sind. Hier lohnt es sich, über den Tellerrand zu schauen. Dank Internet und Digitalisierung sind andere Finanzierungsformen auf dem Vormarsch. Private Geldge- ber, Factoring, Leasing und Crowd- Financing können gute Alternativen sein. Sie in die eigenen Überlegungen aufzunehmen, kann sich lohnen. AUF WACHSTUMSKURS Umsätze und Beschäftigungszahlen haben im Mittelstand deutlich zugelegt Umsatzwachstum Gesamter Mielstand 4,7% Unter 5 Beschäftigte 2,7% 2,8% 5 bis 9 Beschäftigte 1,6% 1,5% 4,7% 10 bis 49 Beschäftigte 5,5% 2,9% 3,2% 5,1% ab 50 Beschäftigte FuE-intensives Verarbeitendes Gewerbe 6,0% Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe 3,5% 5,9% 2,9% Bau Wissensintensive Dienstleistungen Beschäftigungswachstum 2,9% 1,7% 6,2% 3,4% 4,9% Sonstige Dienstleistungen 2,8% Umfrage unter 9.666 mielständischen Unternehmen, 2018 Quelle: KfW Gundi Günther, Leserin Kenne deine Trümpfe Seit 25 Jahren bin ich Geschäftsfüh- rerin eines bundesweiten Sportfach- verbandes und leite die Geschäftsstel- le. Ein Unternehmen mit Aufgaben speziell für den Sportbereich, aber auch mit einer Verwaltung ähnlich der eines mittelständischen Betrie- bes. Zusammen in einem 14-köpfi- gen, sehr motivierten reinen Frau- enteam organisieren wir den Sport. Das funktioniert hervorragend und ist gewachsen durch die Möglichkeit, Mitarbeiter in Teilzeit zu beschäfti- gen. Damit sind wir ein überaus fa- milienfreundliches Unternehmen, das mit großer Tatkraft, nach ökolo- gischen Grundsätzen, mit der Mög- lichkeit einer individuellen Arbeits- zeitgestaltung und einem herzlichen Umgang miteinander eine moderne Unternehmensstruktur betreibt. Das Zauberwort „Eigenverantwortung“ steht in unserer Servicezentrale im Kosmos Sport für eine erfolgreiche Personalentwicklung mit großer Empathie für die Sportlerinnen und Sportler und einer ebensolchen Lo- yalität zum Verband. Durch Koope- rationen mit Win-Win-Effekten und Thorsten Schröder, Leser Daniel Marquard, Leser Einfach und rentabel Startup-Mentalität Mich wundert, dass in Deutschland noch so wenige Menschen die direktes- te Art der Unternehmensfinanzierung nutzen: den Kauf von Aktien. Man beteiligt sich direkt am Unternehmen und hat entsprechend seinem Anteil als Aktionär auf der Hauptversamm- lung einen Einfluss auf die Firmenpo- litik. Gerade in Zeiten von Minizinsen sind die Dividenden, die Aktien abwer- fen, nicht zu verachten, und die Chan- cen auf Kursgewinne macht dieses Investment doppelt spannend. Gerade kleinere Unternehmen sollten über- legen, sich als Aktiengesellschaft zu organisieren und sich somit ein Stück weit von den Banken zu emanzipieren. Bevor man zum Mittelstand wird, müs- sen Mindset und Produkt stimmen. Wenn man für seine Idee brennt, fin- det man auch Wege, sie zu finanzieren. mit dem Generieren von Zuschüssen verwirklichen wir ganz neue Projekte und verbinden die unterschiedlichs- ten Genres miteinander, weil Sport fast zu allem passt. Natürlich ist die- se Art der „Geldbeschaffung“ keine leichte Sache, erfordert viel Einsatz und Aufwand und besonders Wo- men-Power – aber es lohnt sich. Ich bin sehr stolz auf unser vertrauens- volles Miteinander und unsere Ar- beit. Ein ganz besonderer Dank gilt meinen lieben Kolleginnen. Helmut Karrer, Vorstand Deutscher Factoring-Verband Attraktive Alternative Factoring, also der Verkauf von For- derungen, wird immer beliebter – ge- rade im Mittelstand. Allein die Um- sätze der Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbands stiegen 2018 um vier Prozent auf rund 242 Milliarden Euro. Die Kundenzahl nahm über- proportional sogar um 20 Prozent auf nunmehr 43.830 Kunden zu. Viele Anbieter haben dabei mittel- ständische Kunden für sich als Tätig- keitsfeld erkannt. Von der Anzahl der Factoring-Kunden werden zwischen- zeitlich sogar schon über 92 Prozent im Segment bis zehn Millionen Euro Factoring-Umsatz bedient, dem ty- pischen Umsatzsegment für kleine Susanne Behnke, Leserin Traditioneller Weg Eine einfache Antwort: die Banken. Wenn sich diese auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren und statt Geld- marktgeschäften die Gelder der Kunden sinnvoll verwalten, steht den Unterneh- men genug Kapital zur Verfügung. Viola Kruse, Leserin Unternehmer Kunde Ich fände es interessant, wenn auch die Kunden eines Unternehmens die Mög- lichkeit haben würden, es ein Stück weit zu finanzieren oder sich sogar am Unternehmen zu beteiligen. Man könnte für ein Produkt verschiedene Preise aufrufen: Der eine Preis spiegelt den Gegenwert der Ware wider, beim anderen Preis erwirbt man zusätzlich einen winzigen Anteil am Eigenkapi- tal des Unternehmens. So könnte zum Beispiel ein neues Automobilmodell in einer limitierten Sonderedition zu etwas ganz Besonderem werden. Kun- den könnten so ihr Vertrauen und ihre Wertschätzung zum Unternehmen und seinen Produkten zum Ausdruck bringen. Das Unternehmen wiederum erweitert seine Kapitalbasis und bindet die Kunden noch fester an sich, da die- se in Zukunft ein Interesse am Unter- nehmen haben, das weit über die bloße Nutzung seiner Produkte hinausgeht. Ihr Name, Leserin Was ist Ihre Meinung? Schreiben Sie uns Ihre Antwort und viel- leicht erscheinen Sie im nächsten Heft. und mittlere Unternehmen. Die Fac- toring-Quote, also das Verhältnis des Gesamtumsatzes zum Bruttoinlands- produkt, liegt bereits bei über sieben Prozent, was bedeutet, dass über sieben Prozent des gesamten Brut- toinlandsprodukts durch Factoring abgebildet werden. Dies zeigt, wel- che erhebliche Bedeutung Factoring inzwischen für die Unternehmensfi- nanzierung, gerade auch des Mittel- stands, erlangt hat. Dies verwundert nicht, wenn man sich die grundsätz- lichen Vorteile der Finanzierungsal- ternative Factoring ansieht: sofortige Liquidität statt hoher Außenstände, verlässliche und sichere Finanzpla- nung, Einräumung längerer Zah- lungsziele gegenüber Debitoren, Er- höhung der Eigenkapitalquote und besseres Rating, Sicherheit durch Schutz vor Zahlungsausfällen oder Entlastung beim Debitorenmanage- ment. Und das sind nur einige der Gründe, die Factoring heute so at- traktiv machen.