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WER FINANZIERT DEN
MITTELSTAND?
WIR FRAGEN:
... und was ist
Ihre Meinung?
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Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 67.895 Patente
angemeldet – knapp 90 Prozent davon von kleinen und
mittleren Unternehmen (KMU).
Quelle: Deutsches Patent- und Markenamt
Peter Altmaier,
Bundesminister für
Wirtschaft und Energie
Günstige Bedingungen
Für innovative Geschäftsideen brau-
chen Unternehmen eine solide Fi-
nanzierung. Damit der Mittelstand
auch in Zukunft die Triebfeder einer
dynamischen
Wirtschaftsentwick-
lung in Deutschland bleibt, ist der
zuverlässige Zugang zu geeigneter
Finanzierung eine maßgebliche Vo-
raussetzung. Dafür kommen Eigen-
mittel und Finanzierungsangebote
von Kreditinstituten sowie privaten
Kapitalgebern in Betracht. Zusätzlich
unterstützt die Bundesregierung klei-
ne und mittlere Unternehmen sowie
Freiberufler, Gründungsinteressierte
und Startups mit einem vielfältigen Fi-
nanzierungsförderangebot. Diese Pro-
gramme stellen zinsgünstige Kredite,
Beteiligungskapital oder Zuschüsse für
Gründungsvorhaben und Wachstums-
investitionen bereit. Damit sollen ins-
besondere junge Unternehmen in allen
Phasen unterstützt werden. Ein ent-
scheidender Erfolgsfaktor speziell für
Startups und junge Technologieunter-
nehmen ist ein ausreichender Zugang
zu Wagniskapital. Deutschland soll als
Investitionsstandort für Wagniskapital
international wettbewerbsfähig wer-
den. Mit passgenauen Instrumenten
verfolgen wir eine doppelte Förder-
strategie: Dringend benötigtes Kapital
wird aus öffentlichen Mitteln zur Ver-
fügung gestellt und so gleichzeitig pri-
vates Kapital mobilisiert. Ohne Geld
bleibt eine Idee oft nur eine Idee. Aber
nicht nur die Finanzierung ist wichtig,
sondern auch die Wertschätzung von
Unternehmertum in der Gesellschaft.
Dafür setze ich mich etwa mit meiner
Gründungoffensive ein.
© iStock./SIphotography
Hans-Werner Grunow,
Unternehmensberater
und Buchautor
Solide Basis
Wichtigster Finanzier des deutschen
Mittelstands sind die Unternehmen
selbst. Über einbehaltene Gewinne
hat der Mittelstand seine Finanzaus-
stattung in den vergangenen 20 Jah-
ren auf eine solide Basis gestellt und
die Finanzierungsstrukturen weitge-
hend krisenfest gemacht. Die Eigen-
kapitalquote stieg von sieben Prozent
im Jahr 1998 auf 29 Prozent im Jahr
2018. Der Bankkredit, damals mit
einem Bilanzanteil von fast 40 Pro-
zent die wichtigste Finanzierungs-
quelle, kommt heute nur noch auf 21
Prozent. Gleichzeitig werden für den
Mittelstand – infolge des Ausbaus
gruppeninterner Wertschöpfungsket-
ten mit stärkeren Unternehmensver-
flechtungen – sogenannte Verbundfi-
nanzierungen immer wichtiger: Etwa
15 Prozent der benötigten Mittel wer-
den auf diese Weise arrangiert. Und
rund ein Zehntel der Bilanz entfällt
auf Lieferantenkredite. Kaum eine
Rolle für den Mittelstand spielen da-
gegen Kapitalmarktfinanzierungen.
Gleiches gilt für die direkte Finanzie-
rung von mittelständischen Unter-
nehmen seitens der Investoren ohne
Einschaltung von Intermediären wie
zum Beispiel Banken oder Kapitalan-
lagegesellschaften. An dieser Struktur
kann nur ein wirklich innovatives Ins-
trument etwas verändern. Im Durch-
schnitt betrachtet ergibt sich also ein
sehr günstiges Bild. Doch bei eini-
gen mittelständischen Unternehmen
sieht es weniger gut aus. Hier ist es
künftig wichtig, Prozesse zu optimie-
ren und sich gegenüber Finanziers
möglichst attraktiv zu präsentieren.