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Gerd Leonhard,
Zukunftsberater und
Buchautor
Humaner Gegenpol
Beobachtet
man
technologische
Trends, so kann man nicht einfach
sagen, sie blieben – denn sie verlau-
fen exponentiell und kombinatorisch.
Was Technik kann, verdoppelt sich
nach Moores Gesetz alle 12 bis 24 Mo-
nate. Das große Dilemma ist dabei,
dass im Gegensatz zur exponentiellen
Technologie die Menschen linear sind.
Die jetzigen technologischen Fort-
schritte, wie etwa bei der Künstlichen
Intelligenz und den „denkenden Ma-
schinen“, werden uns als Menschen
ganz grundlegend verändern – nicht
nur äußerlich, sondern auch inner-
lich. Die technologischen Fortschritte
können sowohl himmlische Resultate
als auch höllische Konsequenzen mit
sich bringen, je nachdem, wie gut wir
mit diesen neuen Mächten umzugehen
wissen. Daher wird auch die digitale
Ethik eine wichtige Funktion einneh-
men müssen. Wer die Mission Control
für die Menschheit übernehmen wird,
müssen wir uns fragen. Meine Antwort
lautet: Wir müssen unsere Androrith-
men dringend mehr wertschätzen und
beschützen. Sie sind das Gegenteil von
Algorithmen; sie beinhalten mensch-
liche Eigenschaften wie Emotionen,
Empathie, Anteilnahme, Kreativität,
Geheimnisse, Zufälle und Fehler. Alles,
was Maschinen nicht können, sondern
nur der Mensch, wird immer wertvol-
ler werden. Zivilisationen werden zwar
durch ihre Technologien verändert, sie
sind aber durch ihre Menschlichkeit
definiert. Wir sollten Technologie da-
her umarmen, aber nicht zu Technolo-
gie werden.
DIE MOBILE WELT Aktuelle Trends rund um das Smartphone
Weltweiter Smartphone-Umsatz (in Mrd. US-Dollar)
500
398,1
380,2
400
300
478,7
439,9
330,4
2013
2014
2015
Mehr als ein Trend
Trends kommen und gehen – man-
che verschwinden früher, andere spä-
ter. Wenn ein Trend bleibt, dann war
es kein Trend, sondern der Beginn
einer Entwicklung. Die Antwort auf
die Frage lautet also: Kein einziger
Trend bleibt. Es stellt sich dann nur
noch folgende Frage: Wie erkenne
ich, ob es nur ein Trend ist?
2017
Über 2,5 Milliarden Menschen nutzen ein Smartphone
Künstliche Intelligenz
Virtuelle Realität
Nutzung von Machine-Learning-basierten
Smartphone-Anwendungen
Prognose: Virtual-/
Augmented-Reality-Umsatz
in Westeuropa (in Mrd. Euro)
Textvorschläge
Sebastian Mohr, Leser
2016
35%
25,7
Routenvorschläge
24%
Sprachassistent
12%
Sprachgesteuerte Suche
9%
Befragung von 24.600 Smartphone.Besitzern
aus 16 Industrieländern; Mai bis Juli 2017
1,1 2,5
2016 2017
2020
5G
Prognose: Anzahl der
5G-Mobilfunk-Anschlüsse
weltweit (in Mio.)
2019
3
2020
31
2021
182
2022
529
Quellen: Acuity Market Intelligence, Deloitte, eMarketer, Ericsson, IDC, newzoo.com, Statista
Cornelia Fichte, Leserin
Amy Zumer, Leserin
Wissbegierig
Ich denke, der Trend, immer mehr
Wissen zu wollen über die unendlich
weite Welt und über uns selbst, bleibt
uns erhalten. Es gibt so viele Dinge, die
wir schon wissen, aber noch um ein
Vielfaches mehr, was wir nicht wissen
oder gar in Erwägung gezogen haben.
Die riesengroße Neugierde, die in uns
steckt, und das fleißige, achtsame Stre-
ben nach Wissen liegen in der Natur
des Menschen. Das, was wir wissen,
ist ein Tropfen auf einem heißen Stein,
was wir nicht wissen, ist ein Ozean.
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Neue Verhältnisse
Bezogen auf unsere Gesellschaft neh-
me ich den Trend war, dass sich das
Engagement von Müttern und Vä-
tern gegenüber ihren Kindern immer
mehr angleicht. Väter verbringen viel
mehr Zeit mit ihren Kindern, als ich
es aus meiner West-Kindheit kann-
te. Sie gehen mit auf den Spielplatz,
zum Kinderarzt, zum Elternabend,
zur Schulaufführung, unterstützen bei
den täglichen Hausaufgaben oder ho-
len das Kind vom besten Freund ab.
Alltag eben. Ich hoffe, es betrifft nicht
nur den Bezirk, in dem ich lebe, dass
bei diesem schönen Wetter die Straßen
voller kinderwagenschiebender Väter
sind. Und wer dachte, hier gäbe es nur
Latte Macchiato trinkende Mütter, der
irrt. Außerdem ist es wohl inzwischen
auch eher der Cortado. Selbst bei mei-
nen Freunden in der Provinz habe ich
diesen Trend auch wahrgenommen –
okay, dort vielleicht ohne Cortado.
Konstantin Wittig, Leser
Trends mit Substanz
Die Welt dreht sich immer schneller,
zumindest fühlt es sich für mich oft
so an. Deswegen folge ich ganz be-
wusst nicht jedem neuen Trend, denn
neue Trends kommen und gehen sehr
schnell. Oft liegt es wahrscheinlich
auch daran, dass ich nicht immer den
Sinn und Nutzen erkenne, der sich
hinter einem neuen Trend versteckt.
Das führt natürlich dazu, dass ich
auch mal etwas verpasse, obwohl es
für mich die Lösung für ein Problem
gewesen wäre, nach der ich bereits
lange gesucht habe. Ich finde es im-
mer wieder bemerkenswert, wenn ich
von neuen Möglichkeiten so oft höre,
dass ich denke, das kann ja gar nicht
so toll und gut sein, wie alle immer
sagen. Irgendwann komme ich dann
trotzdem damit in Berührung und
stelle begeistert fest, was mir die gan-
ze Zeit entgangen ist. Ich glaube, dass
immer die Trends überleben, die mehr
Substanz haben als nur „cool“ zu sein.