+3 Magazin Juni 2018 | Page 8

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WIR FRAGEN :

WIE INNOVATIV IST DIE

LANDWIRTSCHAFT ?

... und was ist Ihre Meinung ?

www . plus-drei . de
antwort @ plus-drei . de
Im französischen Colmar übernehmen Hühner die Aufgabe von Müllschluckern . Pro Jahr fressen sie über 100 Tonnen Biomüll .
Quelle : dpa
© iStock ./ Thor767
Joachim Rukwied , Präsident Deutscher Bauernverband
Landwirt sucht Netz
Kaum eine Branche muss so sehr auf kurzfristige Entwicklungen reagieren wie die Landwirtschaft . Das Wetter oder Marktschwankungen zwingen zu schnellen , oft unkonventionellen Entscheidungen . Daher ist gerade die Landwirtschaft besonders aufgeschlossen für Innovationen . Zweidrittel der Bauern sagen , dass sie der Digitalisierung offen gegenüberstehen . Viele Höfe sind bereits mit digitalem Hightech ausgestattet . So arbeiten sie effizienter und nachhaltiger – und damit ressourcen- und klimaschonender . Digital Farming und Precision Farming sind die Schlagworte , die
die moderne Landwirtschaft derzeit beschreiben . Landwirte nutzen GPS- Daten , um mit teilweise selbstfahrenden Landmaschinen Düngemittel präziser auszubringen oder Pflanzen gezielter zu behandeln . Wetter-Apps , Drohnen , Melkroboter und andere Datenmanagementsysteme helfen , Ernteverfahren zu optimieren und die Betriebe auch wirtschaftlich zu stärken . Doch dafür sind die Landwirte auf schnelle Internetverbindungen angewiesen , an denen es häufig in ländlichen Regionen noch immer mangelt . Laut einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Bauernverbandes sind 77 Prozent der Landwirte mit ihrem Zugang zum Netz nicht zufrieden . Die Pläne der Bundesregierung , bis 2025 flächendeckend ein gigabit-fähiges Netz ausgebaut zu haben , sind zu wenig ambitioniert . Wir verlieren Zeit und vergeben Chancen , unsere Betriebe im internationalen Wettbewerb stark zu machen .
Johanna Scheider , Leserin
Urbane Agrokultur
Wenn ich durch die Berliner Stadtteile schlendere , fallen mir überall die bunt bepflanzten Baumscheiben auf – es sprießen unzählige Blumen und Nutzpflanzen vor den Wohnhäusern aus dem Boden . Oder ich sehe selbstgebaute Hochbeete am Straßenrand , in denen ich Kräuter , Paprika oder sogar manchmal Kartoffeln entdecke . Und auch in vielen Hinterhöfen grünt es mit akkurat abgetrennten Beeten und Gewächshäusern . Es sind kleine Großstadtoasen , versteckt zwischen Stein und Beton . Ich habe dieses Jahr selbst schon Erdbeeren direkt von meinem Balkon geerntet und besonders stolz bin ich auf meine liebevoll hochgezogenen Tomaten . Es muss also nicht immer der Wochenendausflug aufs Land zum Bauern sein , um ein Verständnis
für den Anbau von Lebensmitteln zu bekommen . Denn die innovative Landwirtschaft findet in der Stadt nicht mehr nur in spießigen Schrebergärten statt . Sie heißt hier auch Urban Gardening und man findet sie eigentlich überall – sogar Berlins Dächer werden immer grüner . Es ist auch einfach sehr schön , Pflanzen wachsen zu sehen , sich um sie kümmern und für den Grillabend stolz die Kräuterbutter mit Petersilie , Basilikum und Schnittlauch direkt vom heimischen Balkon seinen Freunden zu präsentieren . Nebenbei entsteht dabei auch ein neues Bewusstsein für Konsum und Agrarwirtschaft im Allgemeinen . So achte ich seit einigen Jahren ganz anders auf die Lebensmittel , die ich kaufe .
Eberhard Örlich , Leser
Autonome Feldroboter , Drohnen und fahrerlose Traktoren zeigen es .