+3 Magazin Juni 2017 | Page 16

+2 16 › Stefan Kapferer, Vorsitzender der Hauptge- schäftsführung, Bundes- verband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) SCHWEISSTREIBENDER KLIMAWANDEL Sogenannte Heiße Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius sind häufiger geworden. 20 18 Intelligent vernetzt In der Energiewelt von morgen wird Energie aus Quellen wie Wind und Sonne dominieren, aber die Zukunft gehört nicht allein einem Energieträ- ger. Denn der Umbau klappt nur ab- gesichert durch flexible Gaskraftwerke und innovative Speichertechnologien. Massiv verändern wird sich auch die Erzeugungsstruktur: Zu den bisheri- gen mittleren und großen Kraftwerken werden sich immer mehr kleine Anla- gen gesellen. Bereits heute erzeugen über 1,6 Millionen Windräder und Solaranlagen dezentral Strom. Viele Kunden werden künftig selbst zu Ener- gieproduzenten – über die Solaranlage auf dem Dach oder die Wärmepumpe im Keller. Einen Teil dieser Energie werden diese Haushalte selbst nutzen, einen weiteren Teil ins Stromnetz ein- speisen. Das erfordert gut ausgebaute Netze und Steuerungstechnologien, die den Strombedarf und die Vielzahl unterschiedlicher Erzeugungsquellen in Einklang bringen. Dazu könnten auch Elektroautos beitragen: Nachts 16 14 Trend (1951 bis 2016) Anzahl Heißer Tage 12 10 8 6 4 2 0 1959 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 Jahr Quellen: Deutscher Wetterdienst lädt ein E-Fahrzeugbesitzer in seiner Garage sein Auto und fährt morgens zur Arbeit. Sein Elektroauto parkt dann in der Tiefgarage und ist ans Stromnetz angeschlossen. Wird im Stromnetz Energie benötigt, kann ein Teil des in der Autobatterie gespei- cherten Stroms genutzt werden. Auch das Erdgasnetz kann als Speicher dienen: Mittels Elektrolyse lässt sich überschüssiger Windstrom in Gas um- wandeln und ins Gasnetz einspeisen. Dieses grüne Gas kann zur Stromer- zeugung oder in einem Privathaushalt als Wärmeenergie eingesetzt werden. Marie Schmidt, Leserin Wundertüte Zukunft Vielleicht ist der Energieträger der Zukunft ja noch gar nicht im Einsatz? Zurzeit liegt der Fokus auf dem Netz- ausbau. Da die Energieproduktion im- mer dezentraler wird und viele Strom- produzenten oft gleichzeitig ins Netz einspeisen wollen, bringt uns dieses Vorgehen mittelfristig auch weiter. In Zukunft wird es aber mehr auf die Speicherkapazitäten ankommen als auf die Netze. Nicht nur, weil bei der Weiterleitung des Stroms durch die Netze Energie verloren geht. Das ist beim Auf- und Entladen von Spei- chern bislang genauso. Kürzlich ha- ben es Wissenschaftler geschafft, aus einer Rose einen Hochleistungsspei- cher zu machen, der ohne Energiever- lust immer wieder aufgeladen werden kann. Hier schlummern langfristig eine Menge innovative Ansätze für die Energiefrage. Wenn ich zum Beispiel daran denke, dass sich Pflanzen per Photosynthese selbst mit Energie ver- sorgen können, fängt bei mir die Fan- tasie an zu blühen. NEUE REZEPTUR Der deutsche Strommix ist im Wandel* Der deutsche Strommix im Wandel Dr. Stefan Eckhoff, Leiter Investor Relations, Energiekontor AG Bru ostromerzeugung in Deutschland ab 1990 nach Energieträgern Erneuerbare Mineralölprodukte Kernenergie Erdgas Braunkohle Steinkohle Übrige Energieträger 100% Wohin entwickelt sich die Branche für erneuerbare Energien? Die Energiekontor AG wurde vor über 25 Jahren als Windenergieentwickler gegründet und zählt zu den Pionieren der Branche für erneuerbare Energi- en. Mittlerweile hat das Unternehmen rund 900 Megawatt an Wind- und Solarparks in Deutschland, Großbri- tannien und Portugal projektiert und gebaut und betreibt über ein Viertel davon im eigenen Bestand. Aus unserer Sicht steht die gesamte Branche derzeit vor einem Umbruch. Das Ausschreibungssystem in Deutsch- land und anderen europäischen Län- dern bedeutet einen weiteren Schritt in Richtung eines freien Wettbewerbs aller Energieversorgungssysteme. Die Ausschreibungen bilden dabei nur eine Art Übergangsphase, bevor die erneuerbaren Energien, allen voran Wind und Solar, direkt mit der kon- ventionellen Stromerzeugung konkur- rieren werden. Teilweise ist dies heute schon der Fall. So wurde die Förde- rung von Onshore-Windenergie in einem unserer Kernmärkte, Großbri- tannien, seit der Parlamentswahl im 80% 60% 40% 20% 0 ‘90 ‘92 ‘94 ‘96 ‘98 ‘00 ‘02 ‘04 ‘06 ‘08 *Anteil an der jährlichen Bruttostromerzeugung nach Energieträgern ‘10 ‘12 ‘14 ‘16 Quellen: AG Energiebilanzen, Statista DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Mai 2015 faktisch bereits eingestellt. Dort konzentriert sich Energiekontor daher auf windstarke und großflächi- ge Standorte, wie man sie vor allem in Schottland vorfindet, und gründet die Wirtschaftlichkeit von Windparks nur noch auf Stromabnahmeverträgen mit großen Ind