+2
Sandra Navidi,
Finanzmarktexpertin
und Buchautorin
Der Macht- und
Einflussfaktor
Geld ist das Blut im Kreislauf unseres Finanzsystems, unserer Märkte
und unserer Wirtschaft. Kommt der
Geldfluss zum Erliegen, besteht die
Gefahr eines systemischen Zusammenbruchs. Die grundlegende Bedeutung von Geld für die Gestaltung
unserer Gesellschaft und Kultur verleiht den Chefs der Zentralbanken,
Banken und anderer Finanzinstitute eine besondere Macht. Ihre Entscheidungen über Geldschöpfung,
Kapitalflüsse und Investitionen haben
direkte Auswirkungen auf das Leben
eines jeden einzelnen von uns. Sie bestimmen, welche Firmen Kredite bekommen, wo Arbeitsplätze abgebaut
werden und wie viel unser Erspartes
bringt. Geld schafft und vertieft ihre
Beziehungen und auf der Grundlage
generieren sie wiederum neuen Geldfluss. In ihrem persönlichen Mikrokosmos ist Geld vor allem ein sozialer
Statusmarker. Die Globalisierung,
Technologisierung und Finanzialisierung hat den Wohlstand zunehmend
in der Hand einer kleinen internationalen Super-Elite konzentriert, die
mehr miteinander gemeinsam hat, als
mit den Menschen in ihren jeweiligen
Heimatländern. Sie können aufgrund
ihrer Netzwerke und Nähe zum Geld
im Verhältnis zum Rest der Gesellschaft überproportional mehr Geld
generieren, was ihre Position und die
verzerrte Dynamik des Systems weiter perpetuiert. Wenn nicht baldmöglichst längst überfällige Regulationsmechanismen aktiviert werden, wird
die Schere zwischen Arm und Reich
auch weiterhin immer größer werden.
Leonie Fischer, Leserin
Ich steig aus
In Zeiten, in denen ein Minuszins auch
für Kleinsparer nicht ausgeschlossen
ist, habe ich das einzig richtige gemacht. Ich habe meinen Job gekündigt, werde mein Geld für meine täglichen Dinge ausgeben und endlich das
machen, wovon ich die letzten zehn
Jahre geträumt habe: Ich werde in
Vollzeit Keramiken herstellen und sie
in einem kleinen Lädchen verkaufen.
Christian Schönfeld, Leser
Ich habe mir zwei großformatige Leinwände einer jungen Malerin gekauft.
Auch wenn sie im Wert nicht steigen,
so kann ich sie wenigstens jeden Tag
ansehen.
11
Matthias Muck,
Professor für Banking
und Finanzcontrolling,
Otto-Friedrich-Universität
Bamberg
Wahl der Mittel
Was mache ich mit meinem Geld?
Diese Frage stellen sich aktuell viele Anleger. Angesichts der aktuellen
Niedrigzinsphase könnte die Antwort schlicht lauten: ausgeben. Das
muss nicht zwangsläufig bedeuten,
das ganze Vermögen in privaten
Konsum zu lenken. Viele Haushalte
entdeckten jüngst zum Beispiel Wohnimmobilien als Geldanlage. Das hat
allerdings auch zu entsprechenden
Immobilienpreiserhöhungen
geführt. Wer deshalb Vermögen auf andere Weise bilden möchte, muss sich
neu orientieren. Die Zeiten sicherer
und hoher Renditen sind nicht nur
bei Spareinlagen oder auf den Anleihemärkten vorbei. Auch Lebensversicherun