+3 Magazin Juni 2016 | Page 11

+2 Sandra Navidi, Finanzmarktexpertin und Buchautorin Der Macht- und Einflussfaktor Geld ist das Blut im Kreislauf unseres Finanzsystems, unserer Märkte und unserer Wirtschaft. Kommt der Geldfluss zum Erliegen, besteht die Gefahr eines systemischen Zusammenbruchs. Die grundlegende Bedeutung von Geld für die Gestaltung unserer Gesellschaft und Kultur verleiht den Chefs der Zentralbanken, Banken und anderer Finanzinstitute eine besondere Macht. Ihre Entscheidungen über Geldschöpfung, Kapitalflüsse und Investitionen haben direkte Auswirkungen auf das Leben eines jeden einzelnen von uns. Sie bestimmen, welche Firmen Kredite bekommen, wo Arbeitsplätze abgebaut werden und wie viel unser Erspartes bringt. Geld schafft und vertieft ihre Beziehungen und auf der Grundlage generieren sie wiederum neuen Geldfluss. In ihrem persönlichen Mikrokosmos ist Geld vor allem ein sozialer Statusmarker. Die Globalisierung, Technologisierung und Finanzialisierung hat den Wohlstand zunehmend in der Hand einer kleinen internationalen Super-Elite konzentriert, die mehr miteinander gemeinsam hat, als mit den Menschen in ihren jeweiligen Heimatländern. Sie können aufgrund ihrer Netzwerke und Nähe zum Geld im Verhältnis zum Rest der Gesellschaft überproportional mehr Geld generieren, was ihre Position und die verzerrte Dynamik des Systems weiter perpetuiert. Wenn nicht baldmöglichst längst überfällige Regulationsmechanismen aktiviert werden, wird die Schere zwischen Arm und Reich auch weiterhin immer größer werden. Leonie Fischer, Leserin Ich steig aus In Zeiten, in denen ein Minuszins auch für Kleinsparer nicht ausgeschlossen ist, habe ich das einzig richtige gemacht. Ich habe meinen Job gekündigt, werde mein Geld für meine täglichen Dinge ausgeben und endlich das machen, wovon ich die letzten zehn Jahre geträumt habe: Ich werde in Vollzeit Keramiken herstellen und sie in einem kleinen Lädchen verkaufen. Christian Schönfeld, Leser Ich habe mir zwei großformatige Leinwände einer jungen Malerin gekauft. Auch wenn sie im Wert nicht steigen, so kann ich sie wenigstens jeden Tag ansehen. 11 Matthias Muck, Professor für Banking und Finanzcontrolling, Otto-Friedrich-Universität Bamberg Wahl der Mittel Was mache ich mit meinem Geld? Diese Frage stellen sich aktuell viele Anleger. Angesichts der aktuellen Niedrigzinsphase könnte die Antwort schlicht lauten: ausgeben. Das muss nicht zwangsläufig bedeuten, das ganze Vermögen in privaten Konsum zu lenken. Viele Haushalte entdeckten jüngst zum Beispiel Wohnimmobilien als Geldanlage. Das hat allerdings auch zu entsprechenden Immobilienpreiserhöhungen geführt. Wer deshalb Vermögen auf andere Weise bilden möchte, muss sich neu orientieren. Die Zeiten sicherer und hoher Renditen sind nicht nur bei Spareinlagen oder auf den Anleihemärkten vorbei. Auch Lebensversicherun