+3 Magazin Juni 2014 | Page 6

LUXUS 6 Landschaft ist Luxus für mich Eine entscheidende Facette von Luxus ist seine Seltenheit. Er ist ein Gut jenseits des Normalen und Notwendigen. Der Erwerb von Dingen dürfte die uninteressanteste Spielart des Luxus sein. Sie sind angenehm, sehr wohl. Aber das Glück, das sie schenken, ist flüchtig. Wenn es verflogen ist, hat dich das, was du hast. Ich suche das Und dann natürlich die Landschaften, die uns forttragen von unserer gewohnten, zersiedelten, motorengetakteten Umwelt. Wo der Mensch sich niederlässt, ist die Wüste etwa von niederschmetternder Trostlosigkeit. Wo er aber zurücktritt, wird ihre Trostlosigkeit zur Majestät: nur Staub auf Stein unter unendlichem Himmel. „Die Trostlosigkeit der Wüste wird zur Majestät.“ Holger Epp, Reiseblogger und Lektor Glück einer Erfahrung. Es kann ein Geschmack auf einer Reise sein. Das Erste, dass ich mir in Spanien bestelle, ist ein café con leche und ein bocadillo de jamón. Ich esse sonst nie Schinkenbrötchen. Und schon Monate vor einer Reise nach England lässt mich die Vorfreude auf den Tee jenseits des Kanals und auf die in Ghee angebratenen grünen Chilis auf den Gerichten indischer Restaurants lächeln. Oder der Atem, der sich am Glas der Laterne beschlägt, wo Gebirgswasser rufen, von Birken umsäumt, und das Licht einfach nicht ganz erlischt am nördlichen Himmel. Aber es muss ja gar nicht immer so weit sein. Manchmal tut es schon das Flussufer dort unten bei den Weiden. Und die Sorgen treiben mit den Wellen hinfort und zurück bleibt Glück. JUNI 2014 UNSERE FRAGEN . . . Fünf exemplarische Antworten haben wir vorgestellt. Im nächsten Magazin werden wir eine Auswahl der interessantesten Leserantworten auf diese Frage veröffentlichen. Werden Sie Teil einer qualitativen und spannenden Diskussion! Unter den Linden 40 10117 Berlin antwort@ warumverlag.de facebook.com/ plusdreimagazin www.plus-drei.de . . . IHRE MEINUNGEN „Luxus ist für mich natürlich in erster Linie Essen und gute Nahrungsmittel. Luxus ist für mich auch, dass wir das Glück haben, dass Nahrungsmittel bei uns stets zur Verfügung stehen. Auch sehe ich die Zeit als Luxus. Die Zeit ermöglicht es uns, gute Nahrungsmittel von schlechten zu unterscheiden. Natürlich spielt der Preis be i Nahrungsmittelqualität auch eine Rolle. Bei Fleisch steht bei mir eindeutig die Qualität im Vordergrund, auch wenn es zu Recht etwas teurer ist. Doch heißt das nicht, dass man nur mit teuren Lebensmitteln gutes Essen zubereiten kann. Auch mit einem kleinen Geldbeutel kann man Großes auf den Tisch und alle zum Lächeln bringen. Gutes Essen ist meiner Meinung nach reinster Balsam für die Seele :-) Deshalb verschwendet eurer Leben nicht mit schlechtem Essen, denn gute Nahrung macht glücklich!“ Teresa Ertlmeier „ Zeit ... “ Nach Glück streben macht unglücklich Es gibt keinen Luxus, der glücklich macht. Es gibt nur Menschen, die gelernt haben, den Luxus von Glücksmomenten zu erzeugen und zu genießen. Solche Menschen haben die Fähigkeit erworben, sich von der Dummheit des Strebens nach Glück fernzuhalten. Mit diesem Können finden wir die Luxusgüter, die uns das konkrete, individuel- die glücklich oder unglücklich stimmen können, jedoch nicht dauerhaft sein können. Wir sollten uns diesen Luxus gönnen und uns nicht verkrampft von allzu allgemeinen und nutzlosen Begriffen wie Glück leiten lassen. Dabei sollte man sich von niemandem beirren lassen, am wenigsten von den „Der Begriff Glück ist nutzlos.“ Georg Römpp, Philosoph und Autor von Das Anti-Glücksbuch le und wirkliche Leben bietet. Woraus er die Momente des Glücks bezieht, das kann nur der Mensch für sich allein bestimmen. Was dem einen sein Ferrari ist, das ist dem anderen sein Kanarienvogel. Glücklich macht man sich vor allem mit dem Luxus, das Leben nicht von ganz weit außen und als imaginäres Ganzes zu betrachten, sondern als eine Fluss von Ereignissen, geschäftstüchtigen Glücksverkäufern von Luxus- und anderen Konsumgütern. Glücklich machen wir uns durch den Luxus der Freiheit, sich nicht von anderen Menschen vorschreiben zu lassen, dass und wie man glücklich zu sein hat. Diesen Luxus machen wir selbst, indem wir die individuelle Kunst des Lebens lernen. „ Der Luxus, nichts haben zu müssen.“ N. Röseler Carl Funk „ Zeit zu haben, für die Dinge die mir wichtig geworden sind: meine Frau, meine Kinder, meine Enkelkinder, Zeit zu haben, wenn sie mich brauchen, mich um etwas bitten. Ja gerne sagen können und da zu sein. Zeit auch für meine Interessen aber das erst danach.“ Ulrich Ste „Die schönen Momente des Lebens zu entdecken und sie würdig auszukosten ... “ Till Graupner „Der Luxus, das tun zu können, was man als gewinnbringend, sinnvoll, befriedigend erachtet ... “ Anonym eingereicht „Ich arbeite in Teilzeit und verzichte damit ganz bewusst auf einen Teil meines Einkommens und zukünftiger Altersrente. Ich genieße mehr Selbstbestimmung und mehr Freizeit. Soziales Engagement, bewusster Genuss, Gelassenheit und eine große Vielfalt von intensiven Aktivitäten sind möglich. Mein gesünderes, befriedigenderes Leben ist mein Luxus, ich fühle mich wie eine Prinzessin im Paradies!“ Bärbel Petersen „Genau wie heute war auch früher Luxus ein Ausdruck von der Souveränität, Lasten abzuwerfen: Sanssouci ist nicht nur ein Schloss, es ist der Sinn von Luxus.“ Benjamin Berghaus