+3 Magazin Juli 2020 | Page 13
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ÜBERLEGUNGEN ZUR „STADT VON MORGEN“ VON DR. STEFAN WILHELMY
DIE STADT VON MORGEN
KENNT NUR EINE KONSTANTE:
SYSTEMISCHEN WANDEL
Die Corona-Pandemie hat in aller Schonungslosigkeit den
Blick auf die Wechselwirkungen in einer globalisierten Welt
und die Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung
freigelegt. Sie hat Systemschwächen offenbart und unser
Bewusstsein für soziale, ökonomische und ökologische
Missstände geschärft. Sie zwingt uns, unser Handeln neu zu
überdenken. Sie zeigt zugleich, wie wichtig handlungsfähige
politische Systeme und Verwaltungen auf den unterschiedlichen
staatlichen Ebenen sind – und wie rasch und weitreichend
gehandelt werden kann, wenn die Notwendigkeiten
dafür erkannt und Prioritäten neu gesetzt werden.
Entscheidend für den Erfolg ist aber, dass möglichst alle
daran mitwirken. Kommunikation und Teilhabe sind somit
entscheidende Erfolgsfaktoren.
Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten
Nationen mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen bildet
den umfassenden Referenzrahmen für diese globale
Neuausrichtung. Die internationale Staatengemeinschaft
bringt darin zum Ausdruck, dass die globalen
Herausforderungen nur gemeinsam gelöst werden
können. Neben den Nationalstaaten kommt
dabei den Kommunen weltweit und damit auch
den Städten, Gemeinden und Landkreisen in
Deutschland und ihren Partnern im Globalen
Süden bei allen Nachhaltigkeitszielen eine zentrale
Bedeutung zu.
Die Stadt von morgen nimmt alle Bevölkerungsgruppen mit
und achtet besonders auf benachteiligte Gruppen. Nur eine
sozial ausgewogene Gesellschaft ist auch solidarisch untereinander.
Dabei nehmen zivilgesellschaftliche Akteure eine
aktive Rolle bei der Ausgestaltung der kommunalen Nachhaltigkeit
ein. Als fester Bestandteil der Zivilgesellschaft engagieren
sich auch viele Migrantinnen und Migranten. Sie
bringen dabei nicht nur ihr Wissen, ihre Erfahrungen und
Perspektiven ein, sondern bereichern das gemeinsame Engagement
aller beteiligten kommunalen Akteure durch ihre
global gespannten Netzwerke und Sprachkenntnisse.
Die nachhaltige Kommune setzt auf eine resiliente öffentliche
kommunale Daseinsvorsorge. Dies gilt insbesondere für die
Abfallentsorgung und Recyclingwirtschaft, Trinkwasserverund
Abwasserentsorgung, erneuerbare Energien, das Gesundheitswesen
sowie den Bildungsbereich.
Fair, global und nachhaltig
Die Stadt von morgen fördert lokale, ökologische wie auch
faire internationale Wirtschaftskreisläufe. Kommunen
haben eine gewaltige Marktmacht, rund 50 Prozent der
öffentlichen Beschaffung in Deutschland. Vom Kaffee in
der Kantine über Pflastersteine für den Marktplatz bis zur
Berufsbekleidung und IT-Ausstattung gibt es schon heute
häufig faire Alternativen, die unter anderem ohne ausbeuterische
Kinderarbeit auskommen und den Erzeugern ein
angemessenes Einkommen ermöglichen. Das Beschaffungswesen
der kommunalen Verwaltung ist nach den
Kriterien eines fairen Handels auszurichten.
Die Stadt von morgen denkt global. Sie ist regional
und international vernetzt. Sie lernt partnerschaftlich
durch Erfahrungsaustausch mit anderen
Städten, durch die gemeinsame Durchführung
von Projekten und durch langfristig angelegte
Entwicklungspartnerschaften.
„Resilienz wird eine
gut funktionierende Stadt
von morgen auszeichnen.“
Die Wahrscheinlichkeit, dass uns weitere Pandemien heimsuchen,
steigt und die Folgen des Klimawandels und der Verlust
der Artenvielfalt werden uns vor noch größere Herausforderungen
stellen. Beim sogenannten Städte-Ziel 11 geht
es darum, Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig
und nachhaltig zu machen. Resilienz – die Fähigkeit
auf externe Störungen vorausschauend und schnell
zu reagieren, sie besser zu verkraften und zügig zu einem
Normalzustand zurückzukehren – wird eine gut funktionierende
Stadt von morgen auszeichnen. Was bedeutet das
konkret?
Die Stadt von morgen hat als Handlungsrahmen eine partizipativ
mit ihren Bürgerinnen und Bürgern erarbeitete
Nachhaltigkeitsstrategie, die sie konsequent umsetzt und
mit Indikatoren die Zielerreichung der ergriffenen Maßnahmen
regelmäßig überprüft. Nachhaltigkeitsstrategien
sind daher der kommunale Kompass, um die Politik in den
einzelnen Handlungsfeldern auf die globalen Herausforderungen
hin auszurichten und ständig neuen Gegebenheiten
anzupassen.
© Martin Magunia
Dr. Stefan Wilhelmy,
Bereichsleiter der Servicestelle
Kommunen in der Einen Welt
Die Stadt von morgen ist ökologischer und biologisch vielfältig.
Grüne Architektur, Parks und Grünflächen gewinnen in
vielfacher Hinsicht an Bedeutung: als Wasser- und CO 2-Speicher,
als Schutz vor urbanen Hitzeinseln, als „grüne Lunge“,
Treffpunkte und Naherholungsgebiete, als Räume, um kulturelle
Vielfalt zu leben und Stresssituationen leichter zu verkraften.
Dies wird gekoppelt mit CO 2-freien Mobilitätskonzepten.
Seuchenbekämpfung und Klimawandelanpassung
greifen hier direkt ineinander.
„Die Servicestelle
Kommunen in der Einen
Welt (SKEW) von
Engagement Global
unterstützt Kommunen dabei.“
Nachhaltige Entwicklung berührt nahezu alle Bereiche des
lokalen Handelns. Die Kommunen sind Versorger, Planer,
Beschaffer, Vorbilder und Reallabore, aber auch Botschafter
der Agenda 2030. Die Servicestelle Kommunen in der
Einen Welt (SKEW) von Engagement Global unterstützt sie
im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung dabei. Sie berät in Fragen
des fairen Handels und der fairen Beschaffung, unterstützt
bei der Erstellung von Nachhaltigkeitsstrategien, stärkt die
Teilhabe sowie die Zusammenarbeit mit migrantischen Organisationen
und bietet ein umfangreiches Unterstützungsund
Förderinstrumentarium für Partnerschaften zwischen
deutschen Kommunen und Kommunen im Globalen Süden,
aktuell auch mit einem kommunalen Corona-Solidarpaket.
Fast 1.000 deutsche Kommunen profitieren bereits von diesem
Unterstützungsangebot und richten ihr Handeln systemisch
und solidarisch auf eine global nachhaltige Entwicklung
aus. Denn: Konstant ist nur der systemische Wandel.
Mehr Infos unter:
skew.engagement-global.de
Oder schreiben Sie uns an:
[email protected]
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