+3 Magazin Juli 2020 | Page 11

+2 11 Rebecca Peters, Stellvertretende Bundesvorsitzende Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) Träume werden real Akustisch wäre das so: Man hört entspannte Menschen plaudern und Kinder spielen. Man hört Vögel zwitschern, Blätter rauschen, vielleicht einen Trinkbrunnen plätschern. Und wenn man ganz genau hinhört, gibt es da noch das Tickern von Gangschaltungen und das Surren von leichten Elektrofahrzeugen und Wasserstoffbussen. Die Stadt der Zukunft ist eine Stadt für Menschen in Bewegung, mit sicheren und breiten Geh- und Radwegen, viel Grün, Sport- und Spielplätzen und Plätzen zum Verweilen. Die Innenstadt ist eine quirlige Fußgängerzone, die nur morgens und abends beliefert wird. Die Außenbezirke sind autoreduziert. Radschnellwege führen aus dem Umland in die Stadt hinein, für lange Pendelstrecken gibt es ein hervorragendes Bus- und Bahnsystem. Es ist eine Stadt, in der man kein Auto braucht, weil die Wege kurz sind und es bessere Alternativen gibt. Wer ein Auto benötigt, leiht sich eins oder lässt sich günstig fahren. Es ist eine Stadt voller Lebensqualität mit guter Luft, wenig Lärm und viel Platz, um sich zu bewegen und um Menschen von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Die Stadt der Zukunft ist ein Ort für alle, an dem man sich gerne aufhält und nach der Arbeit die Stühle vor die Tür stellt, um zu reden und zu schauen – anstatt sich hinter Bildschirme zurückzuziehen. Die Stadt der Zukunft ist die Stadt, von der wir alle träumen – jetzt müssen visionäre Bürgermeister und Planer sie nur noch umsetzen. Nadine Späthmann, Leserin Mehr miteinander statt nebeneinander und mehr Grünflächen statt Beton. GRÜNE INNOVATIONEN Vier Ideen für mehr Stadtqualität Mehr Bäume und Grünflächen u m H i t ze i n se l n zu reduzieren Best-Practice-Beispiel: Toronto und Montreal setzen auf Biodiversität Gemeinschaftsgärten u m Wa s se r re se r v e n zu binden und gemeinschaftliches Miteinander zu fördern Dresden baut ein Urban-Gardening- Netzwerk auf Begrünte Dächer f ü r me h r Wo h n q u a l i tä t in Gebäuden im Sommer wie im Winter Chicagos grüne Dächer verlangsamen das Ablaufen von Starkregen Vitali Klitschko, Bürgermeister der Stadt Kyjiw Digitale Metropolen D u rc h lä s s i g e Oberflächen und Feuchtgebiete f ü r e i n e b e s se re Ableitung und natürliche Filterung von Regenwasser Chinas Großstädte wollen bis zu 80 Prozent der Starkregenfälle wiederverwenden Quellen: Global Commission on Adaptation, World Resources Institute Die Städte der Welt sind derzeit mit akuten Problemen im Bezug auf Ökologie, Energieversorgung, Ressourcenmangel und Urbanisierung konfrontiert. Die Corona-Pandemie zeigt, dass sie für globale Herausforderungen nicht bereit sind und flexibler und koordinierter darauf reagieren müssen. Dabei stehen kommunale Entscheider gleichzeitig vor der Aufgabe, sich auf neue Strategien in der Stadtentwicklung zu konzentrieren. Ich liebe meine Stadt sehr und ich bin von ihrem Potenzial überzeugt. Wir tun alles, um Kyjiw zu einer europäischen und globalen Hauptstadt zu entwickeln. Sie soll Lebensqualität und gleichzeitig wirtschaftliche Attraktivität bieten. Kyjiw hat als erste ukrainische Kommune smarte Technologien und Innovationen in der Stadtverwaltung implementiert. Dabei arbeiten wir eng mit einem deutschen Partner aus Berlin zusammen. Die Kyjiwer sind in diese Entwicklungen aktiv einbezogen. Sie nutzen digitale Angebote der Verwaltung, die Vorteile der E-Demokratie, Sicherheitssysteme und E-Business. Diese Verwaltungstools erlauben Budgeteinsparungen und effiziente Verwaltungsentscheidungen. Unsere Entwicklung basiert auf hochqualifizierten Fachkräften in der IT-Branche, Kreativwirtschaft und Pharmaindustrie. Diese Branchen sind heute entscheidend für die Stadtwirtschaft. Außerdem schaffen wir in Kyjiw neue Begegnungszonen und Naherholungsgebiete. In meinen Augen ist die Stadt der Zukunft eine Stadt, in der es sich komfortabel und angenehm leben lässt. Yannick Kantor, Leser Hoffentlich ganz bunt und grün. › DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE antwortlichen eben diese Lösungen mit hohem Tempo umsetzen. Entscheider, private Anwender, Schulen, Unis, Kliniken: Jeder von uns hat spätestens jetzt begriffen, dass wir ohne ein stabiles, sicheres digitales Netz tief fallen können. Doch in der Pandemie liegt auch eine große Chance. Wir werden Arbeiten, Lernen und Zusammenleben neu definieren. Mobile Arbeitsplätze und digitale Lernangebote werden auch nach Corona unseren Alltag bestimmen. Sie arbeiten schon jetzt mit Kommunen an Smart-City-Konzepten, etwa mit der Stadt Kijiw in der Ukraine. Was sind die Herausforderungen? Was muss nun konkret getan werden? Wir müssen nachhaltige Lösungen fürs Lernen und Arbeiten schaffen. Hierzu gehört nicht nur die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit schnellem Internet. Wichtig sind finanzielle Investitionen in Hardware an Schulen, für Studierende, aber auch für Wirtschaft und Verwaltung. Während der Lockdowns mussten Behörden schließen, aber was machen Gerichte oder Standesämter? Digitale Infrastruktur und Services sind hier die Lösung. Wir müssen die Gesellschaft digital arbeitsfähig machen und halten. Nur so kann man künftigen Krisen entgegentreten. DIGITALER GEGEN KRISEN Digitalisierungsexperte Tim Brauckmüller ist geschäftsführender Gesellschafter der atene KOM GmbH in Berlin. Das Unternehmen begleitet den öffentlichen Sektor bei der Digitalisierung und ist federführend bei der Realisierung von geförderten Breitband- und Smart-City-Projekten. Was sind zum Thema Digitalisierung die wichtigsten Erkenntnisse aus der Corona-Krise? Die letzten Monate haben deutlich gezeigt, dass es einen Bedarf an Digitalisierungslösungen gibt und geben wird. Jetzt müssen wir mit den Ver- Wir sprechen lieber von Smart Regions, denn eine Stadt ohne Pendlerverkehr und ohne die Wirtschaftskraft des Umlandes zu betrachten, wäre ein Fehler. Der Anspruch zur Einführung und Umsetzung von Smart-City-Angeboten ist hoch, insbesondere, wenn man mit einem Bürgermeister wie Vitali Klitschko zusammenarbeitet, der viele moderne Städte kennt. Gerade bei stark wachsenden Städten und Regionen muss die Verbindung aller Infrastrukturen mitgedacht werden. Besonders das Thema saubere Luft und die Transparenz der Entwicklungen für die Bürgerinnen und Bürger sind essenziell. Gut also, dass Städte wie Kijiw rechtzeitig auf digitale Konzepte gesetzt haben. Was bedeutet das in der Praxis? Wir müssen Nutzen und Funktion digitaler Anwendungen endlich vor die etablierten Prozesse stellen. Es bleibt keine Zeit für lange Prozesse, extensive Planungsschritte und Genehmigungsverfahrungen. Das heißt nicht, dass man nicht planen oder Qualität und Gesetze aufgeben oder abschaffen muss. Wir müssen die Prozesse auf den Prüfstand stellen, um schneller handeln zu können. Denn die digitale Welt führt zu immer neuen Ideen, Chancen und Lösungen. Mehr Infos unter: www.atenekom.eu