+3 Magazin Juli 2016 | Page 20

+3 20 › Ansgar Oberholz, Mitbegründer Coworking-Café „St. Oberholz“ Berlin Das Ende der Arbeit Offenheit, leichte Zugänglichkeit, Kollaboration und Community. Diese Prinzipien werden im Coworking vereint. Wissensarbeiter und vermehrt andere Berufe suchen nach genau diesen Rahmenbedingungen, da sie ihrer Arbeit förderlich sind, sie teilweise erst möglich machen. Diese Grundlagen findet man kaum in herkömmlichen Festanstellungen, in denen der größte Teil der Arbeitnehmer verharrt. Man findet sie in Coworking-Spaces. Der wachsende Erfolg dieser Branche steht im Zusammenhang mit dem steigenden Bedarf nach genau diesen Voraussetzungen und ist damit ein Zeichen für den Wandel der Arbeitswelt. Eine neue Technologie ist kurz davor, endnutzerfähig zu werden. Ist das uns bekannte Internet nach der hierarchischen Client-Server-Struktur aufgebaut, bildet die Blockchain das genaue Gegenteil ab: Sie ist dezentral, autonom, transparent und kann nicht manipuliert werden. Sie ist das perfekte technologische Werkzeug zum Wandel der Arbeit. Hier können komplexe, sich selbst regulierende kollaborative Strukturen organisiert werden, ohne Serverparks aufbauen zu müssen. Wir befinden uns am Anfang einer Transformation, die von den Zutaten Coworking und Blockchain befeuert wird und deren Verlauf sich nicht vorhersehen lässt, da sie nicht top-down gesteuert wird, sondern organisch und dezentral stattfindet. Nur eines scheint gewiss: Arbeit, so wie wir sie heute kennen, wird es wohl bald so nicht mehr geben. Und es fühlt sich ganz gut an. Sascha Busselbart, Leser Betina Fischer, Leserin Empathisch kollegial
 Wenn es um Kundenbedürfnisse geht, sind viele Unternehmen sehr innovativ. Sie haben verstanden, dass es die begeisterten Kunden sind, die den Unternehmenserfolg ermöglichen. Dass aber auch die Bedürfnisse der Mitarbeiter ausreichend befriedigt werden sollten, nimmt noch immer nur ein Bruchteil der deutschen Unternehmen ausreichend zur Kenntnis. Dabei ist es längst wissenschaftlich belegt, dass mit steigendem Grad der Mitarbeiterzufriedenheit auch der Grad der Kundenzufriedenheit steigt. Es braucht mehr Führungskräfte, die sich in ihre Mitarbeiter einfühlen und ihnen in ihrem Arbeitsalltag zur Seite stehen. Die als emphatischer Coach die Karriere ihrer Mitarbeiter fördern, auch um Fachkräfte im Unternehmen zu binden. 
Sonst werden schnell die Annehmlichkeiten wie ein gutes Gehalt, flexible Arbeitszeiten oder Sabbaticals zu kleinen süßen Bonbons, die schon nach kurzer Zeit ausgelutscht sind. Was folgt, ist wieder die Unzufriedenheit im Job, die gefühlte Sinnlosigkeit der Tätigkeit, wenn die zwischenmenschlichen Beziehungen nicht aktiv gelebt werden. 
Wir brauchen Unternehmen, die die Bedürfnisse aller Menschen in den Mittelpunkt stellen. Allen voran die der angestellten Belegschaft. Wir sollten eine empathische Ökonomie gestalten, die allen Menschen dient und in der die Arbeit wieder Spaß macht. Dann wird ein hohes Engagement am Arbeitsplatz genauso selbstverständlich sein, wie es sonst in der Familie und Freizeit gelebt wird. Soziale Tugenden stärken Weg vom Effizienzdenken und zurück zu einem Arbeiten, dass auch Platz für Momente lässt, die nicht an direkten Erfolg gekoppelt sind. Dazu gehört beispielsweise ein Lunchtermin, ohne dabei ein Geschäft abwickeln zu müssen oder auch Zeit für einen Kaffee zu haben, ohne dabei E-Mails zu checken. Früher gab es diese Pausen, weil die Technik nicht so weit war, heute ist die Technik schneller als der Mitarbeiter und die meisten denken, man müsste ihr hinterherrennen. Doch der Weg sollte dahin gehen, dass man wieder mit Kollegen spricht. Einfach, weil es schön ist, mehr von anderen Menschen zu erfahren und es diese Momente sind, die uns gerne zur Arbeit gehen lassen. Jeanny Koch, Leserin Mit einem dicken Gehalt statt einem feuchten Händedruck „für die Sache“. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Christoph Kahlenberg, Manager Arbeitsmarktprojekte und Leiter der Randstad-Akademie, Randstad Deutschland Die Zukunft ist flexibel Die Arbeit der Zukunft wird nicht nur vernetzter und digitaler, sondern auch flexibler. Die so genannten Generationen Y und Z platzieren selbstbewusst ihre Anforderungen. Hinzu kommt, dass die rasante Entwicklung bei internetbasierten Arbeitsvorgängen die Unabhängigkeit von Zeit und Ort erhöht. Das schafft Raum für mehr Flexibilität in der Arbeitswelt. Das gilt auch für die Zusammenstellung von Teams. Nicht nur Mitarbeiter unterschiedlicher Disziplinen arbeiten immer häufiger projektbezogen zusammen, auch der Mix zwischen Festangestellten, Freelancern und externen Mitarbeitern nimmt zu. Doch wie finden Mitarbeiter und Unternehmen zueinander? Hier sind wir als Personaldienstleister gefragt. Für Unternehmen suchen wir zur richtigen Zeit die richtigen Talente. Und für unsere Mitarbeiter und Bewerber eröffnet sich die Möglichkeit, zu ihrer individuellen Lebenssituation die jeweils am besten passende Aufgabe zu finden, die sie weiterbringt. Im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung sammeln sie Praxiserfahrung in interessanten Einsätzen der unterschiedlichsten Branchen. Freelancer sind hingegen stärker punktuell in ortsunabhängigen Projekten tätig. Über unsere direkte Personalvermittlung öffnen sich Türen in die Direktanstellung bei Top-Unternehmen. Wer als Unternehmen in puncto Karrierechancen die einzelnen Bedürfnisse berücksichtigt, ist als Arbeitgeber und Dienstleister deutlich attraktiver. Denn das ist die Zukunft der Branche: Flexibilität wird zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor für alle Seiten. DIE ERWARTUNGEN DER DEUTSCHEN AN IHRE BERUFLICHE TÄTIGKEIT berufstätige Bevölkerung, ab 16 Jahre 73% 64% 62% 53% 47% sicherer Arbeitsplatz Spaß bei der Arbeit unbefristeter Arbeitsvertrag Tätigkeit aus Berufung Anerkennung erhalten 38% 37 % 35% 30 % 28% lange Ausübungszeit angemessene Bezahlung Vereinbarkeit mit Privatleben Zukunftsorientierung Abwechslungsreichtum 26% 26% 24% 24% 23% hohes Einkommen freie Arbeitseinteilung Raum für Entwicklung feste Arbeitszeiten flache Hierarchien 23% 22% 21% 20 % 19 % Entscheidungsfreiheit kurzer Arbeitsweg wenig Stress kurzfristige Flexibilität gute Aufstiegsmöglichkeiten Quelle: Allensbacher Archiv, lfD-Umfrage 11055 Oliver Z. Weber, Medien- und Kulturwissenschaftler, Köln Schritt halten Wir stehen an der Schwelle zum sogenannten Arbeiten 4.0 in der Industrie 4.0. Gesellschaft, Kommunikation und Arbeiten werden dabei von diversen Megatrends geprägt. Alle wissenschaftliche Beschäftigung kommt hier in etwa zum gleichen Ergebnis. So sind die wirkungsmächtigsten Megatrends: Digitalisierung, Globalisierung und die Überalterung der westlichen Gesellschaften. Wir müssen länger arbeiten und werden projektförmiger und in diversifizierten Teams beschäftigt sein. Teams werden bunter sein, multiethnisch und mehrgenerationell. Zudem wird die Entgrenzung von Privatem und Beruflichem voranschreiten. Der reine Konsument wird immer mehr verschwinden, der Prosument, also der Nutzer, der auch Input liefert und Ideen entwickelt, wird an Bedeutung gewinnen. Bei aller „Smartheit“ von WorkSpaces und der Konvergenzen von Freizeit und Arbeitszeit wird das Thema Datensicherheit immer wich- tiger: Welche Daten darf wer unter welchen Bedingungen für was nutzen? Die IT entwickelt Lösungen, und je mehr sie das tut, werden Applikationen und Endgeräte noch wichtiger. Arbeitnehmer wie -anbieter müssen sich deshalb darauf einstellen, dass klassische sozialversicherte Vollzeitjobs immer mehr verschwinden. Für einen Teil der Gesellschaft wird es keine Beschäftigung mehr geben. Das muss gemanagt werden. Von der Politik, den Unternehmen und der gesamten Gesellschaft. Wir brauchen Konzepte und Strategien für Erfassung, gerechte Entlohnung und soziale Absicherung.