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Julia Komp , Sterneköchin und Gastronomin
Vielfalt erleben
Reisen bedeutet für mich mehr als nur Abschalten vom Alltag . Man lernt sehr viel – über Kulturen , Landschaften , Menschen und auch über sich selbst . Es erfordert ein wenig Mut , auf Reisen zu gehen . Mit 27 Jahren bekam ich als Köchin meinen ersten Stern . Drei Jahre später ging ich auf Weltreise . Viele hielten mich für verrückt : „ Du hast doch alles , was du brauchst ?“ Ja , ich hatte einen tollen Job und war präsent . Aber gleichzeitig wollte ich Inspiration sammeln und neue Kulturen und Länder kennenlernen . Mehr als 25 Länder wurden es dann . Ich habe die Freiheit in der Wüste im Oman , bunte Korallen auf den Malediven und beeindruckende Teeplantagen auf Sri Lanka erlebt . Mein kulinarisches Highlight war Südkorea . Nach einer Menge frittiertem Essen in anderen asiatischen Ländern war ich froh über schmackhaftes fermentiertes Gemüse . Das sogenannte Kimchi findet sich auch heute noch auf meiner Speisekarte . Auch wenn viele skeptisch gegenüber meiner Reise waren , ohne sie hätte ich niemals meinen eigenen Kochstil in dieser Form entwickelt . Mittlerweile habe ich mein eigenes Restaurant , in dem ich
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jedem Gast eine kulinarische Weltreise serviere . Ich kann jedem nur raten , mutig zu sein und die Welt zu erkunden . Tief in mir bin ich davon überzeugt , dass man nach einem Sabbatical erst recht beruflichen Erfolg hat . Aber das Wichtigste ist : Reisen lehrt Menschen Demut und Gelassenheit – und das können wir in unserem stressigen Alltag sehr gut gebrauchen .
Andreas Altmann , Reporter und Reisebuchautor
Zukunft ungewiss
Zuerst eine Strophe aus dem Hohelied des Reisens : Hat jemand je etwas von Indien begriffen , der nicht an einem strahlenden Tag neben einem Zugfenster saß und hinaussah auf das Land – die Reisfelder , die Stille der Bäume , die blauen Eichelhäher auf den Telegraphenmasten , das Mädchen , das mit einer Blume im Haar einen einsamen Pfad entlanggeht ? Wer das bestaunen darf , den beschleicht ein nicht geheueres Glücksgefühl . Getragen von Schönheit , von Leichtigkeit und Einverstandensein . Ach ja , wie sieht die Zukunft des Reisens aus ? Null Ahnung , keine Kristallkugel steht auf meinem Schreibtisch . Ich kann nur raten : So setze ich auf „ schwarz “
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Stand : September 2020
ALTES NORMAL Geschätzter Umsatz der Tourismusbranche in Deutschland
59,1 25,9 40,6 49,7 56,4 61,8 64,4
2019 2020 2021
Pauschalurlaub
– wie schwarze Zukunft . Denn die Lobby der globalen Wachstumsnarren stoppt keiner . China hat über zweihundert neue Flughäfen angekündigt , Airbus verkündet jubelnd neue Produktionsrekorde , unser Verkehrsminister träumt 24 / 7 von nagelneuen Autobahnkilometern . Sie alle – plus Millionen mehr – helfen mit , der Erde den Atem zu rauben . Eine Satellitenaufnahme der Costa Blanca vor 30
in Milliarden Euro
2022 2023 2024 2025
Hotels Wohnungen Kreuzfahrten
Quelle : Statista
Jahren und eine von heute zeigt , mit welcher Inbrunst man Landschaften vernichten kann . Wohin also reisen , wenn der Glanz der Welt vor die Hunde geht ? Wie sang es Joni Mitchell : „ They paved the paradise and called it a parking lot .“ Vielleicht irrt Joni , vielleicht , denn in Frankreich sagen sie : „ Le pire n ’ est jamais certain “, das Schlimmste ist nie sicher . Was für eine formidable Zukunft wäre das .
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