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Die Vision lebt
Christof von Kalle , Direktor Klinisches Studienzentrum , Charité Universitätsmedizin Berlin und Vorsitzender Beirat Vision Zero e . V .
In Deutschland sterben pro Jahr knapp 250.000 Menschen an Krebs . Würde man für jeden dieser Todesfälle ein Kreuz auf deutschen Autobahnen aufstellen , so stünde alle 57 Meter eines . Vision Zero will diese unhaltbare Situation ändern . Ziel der Initiative ist es , die Zahl der krebsbedingten Todesfälle drastisch zu senken , idealerweise gegen Null zu bringen . Eine Utopie ? Mitnichten ! Allein durch einen gesunden Lebensstil ließen sich rund 40 Prozent aller Krebserkrankungen von vornherein vermeiden . Weiteres Potenzial steckt in der Früherkennung , die Krebs in einem noch heilbaren Stadium erkennt . Und schließlich verbessern therapeutische Innovationen die Chancen auf Heilung oder sie verwandeln tödliche Erkrankungen in chronische . Tatsächlich ist die Vision Zero in Teilbereichen der Onkologie schon heute zum Greifen nah . So beträgt die Heilungsrate bei Kindern rund 84 Prozent , und mit der Impfung gegen das humane Papillomvirus ließe sich der durch diesen Erreger verursachte Gebärmutterhalskrebs eliminieren . Vision
Zero ist davon überzeugt , dass Vergleichbares auch in anderen Teilbereichen möglich ist . Dazu stehen die Mitglieder in engem Austausch mit allen onkologischen Fachgruppen , sie entwickeln Denkanstöße und skizzieren Lösungen für Versorgungsdefizite – immer mit dem Ziel , Menschen vor Krebserkrankungen zu schützen und die Vision von einer Welt ohne krebsbedingte Todesfälle zu verwirklichen .
Erkrankungs- und Sterberisiko für Krebs innerhalb der nächsten zehn Jahre nach Alter in Deutschland
mit 40 Jahren
mit 50 Jahren
mit 60 Jahren
mit 70 Jahren
Lebenszeitrisiko
Stand : 2008 vision-zero-oncology . de
1,9 % 0,6 %
6,4 %
5,9 %
2,4 %
10,9 %
15,8 %
Männer
25,4 %
25,9 %
50,7 %
Erkrankungsrisiko
Gundi Günther , Leserin
Mit Mut und Demut
Solch eine Krebsdiagnose verändert das Leben kolossal , nicht nur für die Betroffenen , auch für das nahe Umfeld . Als meine Schwester diese Nachricht erhielt , machten sich Schock ,
LANGZEITRISIKO Krebserkrankungen werden mit zunehmendem Alter häufiger
42,8 %
Sterberisiko
Angst und Hilflosigkeit breit , aber auch ein ungeahnter Aktionismus . Zum Thema wurde alles aus Schulmedizin und Homöopathie gelesen , ausprobiert und in den Alltag eingebaut . Einen ganz wichtigen Teil bildeten aber auch die Menschen an ihrer Seite , die nahe waren und das bis heute sind . Das Leben wurde komplett umgestellt . Eine große Demut dem Leben gegenüber – und Mut , der im Wort selbst steckt – kam hinzu und die Einstellung , dass erlaubt ist , was gesund hält und glücklich macht .
Frauen
20,2 %
14,9 %
3,2 % 0,6 %
6,6 % 1,8 %
11,2 % 3,7 %
6,5 % mit 40 Jahren
mit 50 Jahren
mit 60 Jahren
mit 70 Jahren
Lebenszeitrisiko
Quellen : RKI , Statista
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT , ALSO EINE ANZEIGE

ZIELGERICHTET GEGEN KREBS

„ Es geht darum , die körpereigene Abwehr gegen den Tumor ins Boot zu holen “, sagt Dr . Wilfried Stücker über den innovativen Therapieansatz , den sein Team am Immun-Onkologischen Zentrum Köln ( IOZK ) verfolgt . Die zelluläre Immuntherapie der Kölner Translationseinrichtung , die neuartige Therapieoptionen aus der Grundlagenforschung frühzeitig in die Praxis umsetzt , lässt sich problemlos mit gängigen Standardtherapien kombinieren – und wirkt außerordentlich zielgenau gegen den Krebs .
In welchem Stadium ist eine Impfung am sinnvollsten ? Natürlich bringt eine frühe Impfung die besten Ergebnisse . Im Idealfall sollte man sie direkt nach einer OP erwägen , damit keine Metastasen entstehen . Aber auch zu einem späteren Zeitpunkt der Erkrankung kann die IOZK-Immuntheapie gegebenenfalls für mehr Lebensqualität und längere Lebenszeit sorgen .
Mehr Informationen unter : iozk . de
Wie funktioniert die Immuntherapie ? Wir setzen bei der Immunreaktion an . Das System reagiert normalerweise nur bei fremden Zellen oder bei Beteiligung von Bakterien oder Viren . Das Problem ist , dass Tumorzellen häufig als körpereigen und somit ungefährlich bewertet werden – sonst hätten sie auch gar keine Chance . Wir haben nun die Option , Tumorzellen mit einem Virus zu infizieren . Durch diese Virusinfektion entsteht eine modifizierte Tumorzelle , die vom Immunsystem als fremd und gefährlich eingestuft wird . So wird die körpereigene Immunabwehr mobilisiert .
Für welche Patienten ist diese Therapieform geeignet ? Eine derart maßgeschneiderte und personalisierte Krebsimpfung empfiehlt sich für alle soliden bösartigen Tumoren , die metastasieren können . Keine Option ist die zelluläre Immuntherapie bei hämatologischen Krebserkrankungen , die das blutbildende System betreffen . Eine entscheidende Voraussetzung ist außerdem , dass das Immunsystem der Patienten noch aktiv sein muss .
Gibt es Nebenwirkungen ? Es gibt minimale Reaktionen , die jedoch zu vernachlässigen sind , da es eine spezifische Therapie ist . Sie geht ganz gezielt gegen die Tumorzellen vor . Anfangs treten dabei allenfalls grippale Symptome auf . Ist das Immunsystem dann erst mal darauf trainiert , Tumorzellen als solche zu erkennen , bildet sich in der Regel ein immunologisches Gedächtnis , das heißt , die richtige Immunantwort bleibt längere Zeit erhalten . Nur bei Mutationen muss die immun-onkologische Therapie entsprechend angepasst werden . Bei Wiederholungsimpfungen treten dann häufig gar keine Nebenwirkungen mehr auf .