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Zuverlässig fördern
Alle Menschen müssen Zugang zu sauberer und bezahlbarer Energie haben . Das ist ein Grundrecht und zwingend , um der Klimakrise zu begegnen . Aber wie ? Theoretisch ist es klar : Der Anteil an erneuerbaren Energien muss erhöht , die Energieeffizienz gesteigert und mit viel Energieautarkie saubere Nahwärme am Haus und im Quartier produziert werden . Und praktisch ? Da scheitert dieses Nachhaltigkeitsziel der Weltgemeinschaft häufig am zu kleinen Geldbeutel . Viele haben einfach nicht die Mittel , um die eigene Immobilie klimafit zu machen . Sie brauchen Förderung vom Staat , um die Mammutaufgabe zu stemmen . Doch der lässt die Menschen mit ihren Bau- und Sanierungsprojekten und hohen Energiepreisen gerade im Regen stehen . Ohne Ankündigung oder Übergangslösung stoppte die neue Bundesregierung im Januar die im großen Stil beworbene Bundesförderung effiziente Gebäude ( BEG ). Damit verprellt sie Menschen , die seit Jahren darauf eingeschworen wurden , ihr Haus energetisch zu sanieren . Es muss anders gehen . Indem die Politik verlässlicher
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Manfred Jost , Präsident Verband Wohneigentum
wird und sich nicht nur an Zahlen , sondern an den Bedürfnissen der Menschen orientiert . Indem sie individuelle Beratung ermöglicht , die bezahlbare Wege aufzeigt . Die Bundesregierung muss die Förderung schnellstmöglich wieder aufnehmen und auskömmlich ausstatten , damit Verbraucher und Verbraucherinnen verlässlich planen können . Nur bei zuverlässiger Förderung haben wir die Chance , die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen .
Henning Kulbarsch , Leser
Künstlich verteuert
Ein wichtiger Baustein bei der sozialverträglichen Energiewende ist die Abschaffung der Stromsteuer . Was ursprünglich als „ Einstieg in die ökologische Steuerreform “ gedacht war , stellt sich heute als Hemmschuh bei der Verwirklichung der klimapolitischen Ziele heraus . Wie die EEG-Umlage , deren Abschaffung geplant ist , sorgt auch die Stromsteuer für eine künstliche Verteuerung von Strom . Dabei ist Strom heute die einzige Möglichkeit , über die Sektorenkopplung ,
PREISPYRAMIDE In Deutschland ist Strom besonders teuer
Iran |
0,004 |
Russland |
0,052 |
Bulgarien |
0,117 |
Norwegen |
0,125 |
Kroatien |
0,138 |
Israel
Schweden
Litauen
|
0,152
0,164
0,164
|
Niederlande |
0,165 |
Polen |
0,166 |
Slowakei |
0,169 |
Frankreich |
0,185 |
Griechenland |
0,187 |
Schweiz |
0,201 |
Spanien
Luxemburg
|
0,207
0,211
|
Österreich
Tschechische Republik
|
0,214
0,224
|
Italien
Portugal
|
0,225
0,231
|
Irland |
0,242 |
Großbritannien |
0,248 |
Belgien |
0,266 |
Dänemark |
0,294 |
Deutschland |
0,318 |
Juni 2021 , in Euro pro Kilowattstunde Quelle : Global Petrol Prices etwa durch Power-to-Gas , die fossilen Energieträger Kohle , Erdöl und Erdgas durch erneuerbare , CO 2 -neutrale Energieträger zu ersetzen . Dies gilt vor allem für die bisher besonders von fossilen Energieträgern geprägten Bereiche Mobilität und Wärme . Wir müssen also Anreize zur substituierenden Nutzung von Strom setzen , anstatt ihn zu verteuern . Die Stromsteuer macht heute rund sieben Prozent des Strompreises aus . Gerade auch vor dem Hintergrund steigender Energiepreise in der EU und der Belastung ärmerer Haushalte ist es geboten , diese unnötige Steuer abzuschaffen , um klimafreundliche und sozialverträgliche Energienutzung zu fördern .
Tempo machen
Andreas Löschel , Professor für Umwelt- / Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit , Ruhr-Universität Bochum
Die Frage , wie Energie sauber wird , ist in Deutschland seit zwei Jahrzehnten entschieden : durch den massiven Ausbau erneuerbarer Energien . Bei der Umsetzung stockt es aber . Das liegt beim besonders wichtigen weiteren Ausbau der Windenergie an Land an fehlenden Flächen und langwierigen Verfahren . Oft fehlt es aber auch an Akzeptanz , selbst wenn eine schweigende Mehrheit die Energiewende unterstützt . Hier muss Vertrauen und Transparenz geschaffen werden , nicht nur finanzielle Beteiligung . Denn ohne die Windenergie und einen umfassenden Netzausbau wird es nicht klap- pen . Die stärkere Fokussierung auf Photovoltaikanlagen umschifft diese Probleme , dürfte aber teurer werden . Nun war die Bezahlbarkeit der Transformation bisher nicht in Frage gestanden : Im letzten Jahrzehnt sind die Ausgaben der Letztverbraucher für Energie weniger stark gestiegen als die Wirtschaftsleistung . Das ändert sich gerade aber massiv – vor allem wegen des extremen Anstiegs der Preise für fossile Energien . Der eingeschlagene Weg ist also richtig . Aber die Spielräume für die vielen Baustellen werden kleiner . Gerade gesehen bei der Frage der energetischen Sanierung . Auch über eine langfristig höhere CO 2 -Bepreisung bei Gebäuden und Verkehr wird nicht mehr gesprochen . Dabei ist gerade das der günstigste Weg , Energie sauber zu bekommen und die schwierigen Verteilungseffekte hoher Energiepreise abzufangen . Und natürlich durch ein viel stärkeres europäisches Vorgehen .
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