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Marc-Oliver Prinzing , Vorstandsvorsitzender Bundesverband Fuhrparkmanagement ( BVF )
WIND OF CHANGE In welchen Bereichen der Autoindustrie der größte Innovationsdruck herrscht elektrischer Antrieb 54 %
Hürden abbauen
U m f ra g e u n te r 2 1 0 Ma n a g e r n d e r Au to m o b i l b ra n c he ( H e r s te lle r , Zu l i e fe re r , H a n d e l ) aus deutschen Unternehmen ab 500.000 Euro Jahresumsatz , Januar-Februar 2020 ; Mehrfachnennung möglich
Brennstoffzellentechnologie
Batterietechnologie
autonomes Fahren
Effizienz und Schadstoffreduzierung von
Verbrennungsmotoren
vernetzte Mobilität , nahtlose Mobilitätsdienstleistungen
E-Fuels
Connected Cars
Die Frage danach , wer denn nun den Verkehr elektrisiert , ist spannend . Ist es der Staat durch Subventionen , die die Nutzer motivieren sollen , ihre Einkaufs- und Nutzungsgewohnheiten durch finanzielle Anreize zu ändern ? Oder sind es die Hersteller , die durch eine verbesserte Angebotspalette von Elektromobil-Modellen die Nachfrage schaffen ? Oder sind es die Stromanbieter in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden , die durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur und schlanke Abrechnungssysteme ein Stück mehr Attraktivität für die Elektrifizierung des Verkehrs schaffen ? Nein , das alles reicht allein nicht , sonst hätten wir bereits mehr E-Fahrzeuge auf den Straßen . Unser Tipp : Möglichst viele Hürden für die Umstellung der Unternehmensfuhrparks beseitigen . Damit würde ein wichtiger Hebel beim Umstieg zu neuen Technologien aktiviert , denn Betriebe sind mit mehr als 60 Prozent aller Neuzulassungen die wichtigsten Autoeinkäufer . Elektroautos würden also attraktiver werden , mit positiven Auswirkungen auf das Klima – spätestens , wenn sich die Ökobilanz der Fahrzeuge auch auf Langstrecken gegenüber modernen Dieselmotoren weiter verbessert . Zudem kommen dann zügig attraktive Gebrauchtfahrzeuge für Privatkäufer auf den Markt . Damit die Verantwortlichen in den Unternehmen über die komplexen
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT , ALSO EINE ANZEIGE

DIE E-FLOTTE EINLADEN !

Christopher Kirschbaum , Leiter Client Management , chargecloud
Das Potenzial ist riesig , der aktuelle Anteil noch verschwindend gering : Während elf von 100 deutschen Arbeitnehmern einen Dienstwagen fahren , liegt der Gesamtanteil von Elektrofahrzeugen in Unternehmensflotten bei nur einem Prozent . „ Der Wechsel zur E-Mobilität endet für Unternehmen nicht mit dem Leasing
neuer Fahrzeuge “, weiß auch Christopher Kirschbaum , Verantwortlicher für das Client Management bei chargecloud , dem Kölner Experten für E-Mobilität . chargecloud berät Unternehmen verschiedenster Branchen bei der grünen Transformation ihrer Fuhrparks . Die neue Technologie bedeutet dabei vor allem aber eine Transformation der internen Prozesse – für Kirschbaum einer der wichtigsten Gründe für das Zögern vieler Firmen : „ Dass die Elektrifizierung der Unternehmensflotten und damit der Aufbau und Betrieb einer eigenen Ladeinfrastruktur eine Zukunftsinvestition mit langfristigem Mehrwert darstellt , ist in den meisten Chefetagen heutzutage bekannt . Die Aufgabe unserer Software-Lösung ist es darüber hinaus , allen damit verbundenen Prozessen , vom Monitoring bis hin zur Dienstwagenabrechnung , die Komplexität zu nehmen und somit ein Produkt für jede Unternehmensgröße anzubieten . Nur so kann die eigene E-Flotte reibungslos und profitabel etabliert werden .“
Mehr Infos unter : chargecloud . de
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Dimensionen der Elektromobilität im Fuhrpark Bescheid wissen , gibt es nun den umfassenden Fleetricity- Kurs beim Fuhrparkverband . Das erleichtert einiges .
Reiner Waldhaus , Leser
Systemisch denken
Die angestrebte Wende hin zur E- Mobilität im Individualverkehr kann meine Ansicht nach nur schneller gelingen , wenn die Lademöglichkeiten im öffentlichen Raum schnell und
Steffen Bengel , Mobility Ecosystems Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation ( IAO )
Riesiges Potenzial
Im privaten Bereich sind E-Fahrzeuge längst angekommen . Das zeigt nicht zuletzt die Zahl der Neuzulassungen hybrider und rein elektrisch betriebener Fahrzeuge . Daneben gilt es aber auch , die Einflussnahme des Wirtschaftsverkehrs zu betrachten , auf den immerhin ein Drittel der Gesamtfahrleistung entfällt . Gerade bei der Elektrifizierung von Zustellflotten der Kurier- , Express- und Paketlogistik ( KEP ) besteht ungemeines Potenzial , doch der Weg dahin ist durch zahlreiche Hindernisse erschwert . Faktoren wie die Anschlussleistung und die bauliche Ausstattung vieler älterer
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Quelle : PwC
in großer Anzahl ausgebaut würden . Zudem sollten die verschiedenen Ladesysteme möglichst vereinheitlicht sowie die Abrechnungssysteme einfach und transparent gestaltet werden . Der Gesetzgeber sollte dies durch entsprechende Verordnungen einfordern oder durch finanzielle Anreize fördern . Die finanzielle Förderung der Ladestationen im privaten Bereich durch KfW-Mittel ist ein gutes Mittel , um die Kapazitäten auszubauen . Generell halte ich die E-Mobilität nur für sinnvoll , wenn nachhaltig erzeugter Strom geladen wird . Dieser Bereich ist daher zwingend weiter auszubauen , um die Klimaziele zu erreichen . Wichtig finde ich aber auch , dass bei der Produktion der E-Autos auf soziale und ökologische Standards in der gesamten Lieferkette , also vom Abbau aller benötigten Rohstoffe bis zur Montage , größter Wert gelegt wird .
Depots , die Planungssicherheit von Zustelltouren hinsichtlich der Reichweite oder der Reparaturaufwand an defekten Fahrzeugen lassen bislang viele KEP-Dienstleister davor zurückschrecken , elektrisch betriebene Zustellflotten in spürbarem Umfang auszurollen . Aus diesem Grund werden in bundesweiten Forschungsprojekten Elektrifizierungspotenziale bislang überwiegend dieselbetriebener Zustellflotten ermittelt . Demnach weisen insbesondere kurze Innenstadttouren mit einer hoher Empfängerdichte in relativer Nähe zum Paketzentrum vielerlei Möglichkeiten zur Elektrifizierung auf . Je nach Standort lassen sich schätzungsweise 20 bis 70 Prozent aller gefahrenen Zustelltouren durch am Markt verfügbare elektrische Nutzfahrzeugmodelle ersetzen . Eine umfängliche Flottenelektrifizierung ist demnach kurz- bis mittelfristig nur durch Fortschritte in der Batterietechnologie möglich .