+3 Magazin Februar 2021 | Page 19

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Charlotte Loreck , Senior Researcher Energie und Klimaschutz , Öko-Institut
Ein kostbares Gut intelligent nutzen
Die Elektromobilität ist beim Autoverkehr der größte Hebel , um klimaschädliche Emissionen zu verringern . Je schneller wir die erneuerbaren Energien ausbauen , also je sauberer der Strom für die Fahrzeuge ist , desto größer ist der Nutzen der Elektromobilität für das Klima . Dabei gibt es verschiedene Phasen : Derzeit gilt es , sowohl den Anteil der erneuerbaren Energien allgemein als auch für die E-Fahrzeuge schnell zu vergrößern . Denkt man über den Zielzustand einer erneuerbaren Vollversorgung nach , wird aber klar : Je höher die Nachfrage nach Strom wird , desto mehr Flächen müssen mit Windrädern und Solaranlagen bebaut werden . Oder plakativ gesprochen : Je mehr Strom in Industrieprozessen , in Haushalten , beim Heizen und demnächst auch beim Autofahren verbraucht wird , desto näher müssen die Windräder an die Häuser ran . Sowohl um heute schon mehr klimaschädliche Emissionen zu vermeiden , als auch für den Verkehr der Zukunft gilt deshalb : Es braucht Alternativen
Heribert Bauer , Leser
Es gibt Alternativen
Bei der sogenannten Verkehrswende läuft einiges grundsätzlich schief . Denn die einseitige Festlegung , den Verkehr mittels batteriebetriebener Fahrzeuge zu elektrifizieren , ist beim derzeitigen Technologiestand und dem aktuellen Strommix äußerst fragwürdig . Studien haben gezeigt , dass E-Fahrzeuge hinsichtlich Ökologie , Energieverbrauch und Klimaschutz nur dann sinnvoll sind , wenn sie klein und leicht sind und über kleine Batterien für eine Reichweite bis 250 Kilometer verfügen . Die kurzfristige Lösung kann daher nur so aussehen : Umstellung der Pkw- Flotte im Klein- und Kompaktwagensegment auf Elektroantrieb mit kleinen Batterien . Sinnvoll ist auch die Elektrifizierung des innerstädtischen Lieferverkehrs . Für größe-
zum Autoverkehr . Strom ist kostbar , auch wenn er komplett aus erneuerbaren Energien kommt . Er muss intelligent genutzt werden , dort wo er wirklich gebraucht wird . Zu einer tragfähigen Klimastrategie im Verkehr gehören deshalb auch mehr Rad- und weniger Autoverkehr , ein guter öffentlicher Nah- und Fernverkehr und eine Siedlungsstruktur , die kurze Wege ermöglicht .
Martin Horn , Oberbürgermeister Stadt Freiburg
Endlich Klarheit
Seit Jahren schon befürworten viele Stimmen im Deutschen Städtetag die Vereinheitlichung der Tempobeschränkungen in den Städten . Bislang können Städte nur in sensiblen Bereichen wie Wohngebieten und Kitas oder auch aus Lärmschutzgründen Tempo 30 anordnen . Durch unterschiedliche Begründungen entstehen auf Straßenabschnitten heute unterschiedliche Höchstgeschwindigkeiten mit teilweise unterschiedlichen Zeitfenstern – ein Wirrwarr , das viele Verkehrsteilnehmer verunsichert und auch verärgert . Deshalb habe ich dem Bundesverkehrsminister vorgeschlagen , Kommunen mehr
re Pkw , mit denen oft auch längere Distanzen zurückgelegt werden , ist momentan der Diesel erste Wahl . Aktuelle Diesel sind hinsichtlich ihrer Schadstoffemissionen wesentlich besser , als ihr derzeit schlechter Ruf vermuten lässt . Mittel- bis langfristig ist der Energieträger Wasserstoff die Lösung aller Probleme . Ob damit
Elektrofahrzeuge mit Brennstoffzellen oder Fahrzeuge mit hoch effizienten Verbrennungsmotoren angetrieben werden , wird die weitere technologische Entwicklung zeigen . Der benötigte Wasserstoff muss aber unbedingt nur über Grünstrom erzeugt werden . Davon sind wir heute leider noch sehr weit entfernt .
Handlungsspielraum zu geben und Freiburg als Modellkommune für flächendeckendes Tempo 30 auszuwählen . Und zwar aus folgenden Gründen : Alle reden über nachhaltige Mobilität und fordern mehr Verkehrssicherheit . Von dem Modellversuch würden alle profitieren . Autofahrer hätten Klarheit und der Verkehr würde besser fließen . Fahrradfahrer und Fußgänger wären besser integriert und verkehrstechnisch geschützt . Und es wäre ein wichtiger Beitrag für eine nachhaltige Verkehrswende , für Sicherheit und Lebensqualität . Einfache und klare Botschaft : Überall gilt Tempo 30 , es sei denn , etwas anderes ist beschildert . Durch die Möglichkeit für Kommunen , die Geschwindigkeit auf Tempo 30 zu reduzieren , würde das Ziel eines stadtverträglichen Verkehrs näher rücken . Daher werbe ich mit dem Verkehrsminister von Baden-Württemberg für einen Modellversuch für zwei Jahre . Es ist höchste Zeit dafür .
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NACHHALTIGE LADEINFRASTRUKTUR AUFBAUEN

Regulative Hürden für dezentrale Energieversorgung abbauen

Elektromobilität gilt als wichtiger Baustein für eine klimagerechte Mobilitätswende . Laut IHK Energiewende Barometer 2020 haben bereits ein Viertel der deutschen Betriebe E-Autos im Bestand . Dennoch stellt die Einführung von E-Mobilität Unternehmen und Kommunen vor Herausforderungen , denn nicht immer ist klar , welche Regulierungen und Pflichten gelten .
Mit dem Energiewirtschaftsgesetz ( EnWG ) wurde gesetzlich festgelegt , dass Ladepunktbetreiber als Letztverbraucher und nicht als Energieversorger oder Stromnetzbetreiber gelten . Allerdings führt dies bei den meisten Betreibern nicht automatisch zu mehr Klarheit im Regulierungsdschungel – im Gegenteil . Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz ( EEG ) ist als Letztverbraucher derjenige definiert , der als Fahrzeughalter eines E-Fahrzeugs , das nicht zur Betriebsflotte gehört , den Strom verbraucht . Sind also Ladesäulenbetreiber und Fahrzeughalter nicht identisch , weil zum Beispiel externe Besucher die unternehmenseigenen Ladepunkte nutzen , liegt laut EEG eine Stromlieferung vor und es wird eine EEG- Umlage fällig . In der Konsequenz machen Unternehmen ihre Ladepunkte mitunter nicht für Externe zugänglich . Diese Entwicklung steht dem erklärten Ziel der Bundesregierung , bis 2030 eine nutzerfreundliche Ladeinfrastruktur für bis zu zehn Millionen E-Fahrzeuge zu schaffen , entgegen . Anders sieht es aus , wenn ein Unternehmen die Ladesäule selbst betreibt und auch den Strom erzeugt , zum Beispiel
Olaf Thalmann , Leiter E-Mobilität und Photovoltaik , energielenker durch eine Photovoltaikanlage . Sofern nur die Betriebsflotte die Ladepunkte nutzt , greift das Eigenversorgungsprivileg , sodass keine Stromlieferung im Sinne des EEG vorliegt . Sobald jedoch externe Nutzer beliefert werden , bedarf es eines smarten Messkonzepts , um Eigen- und Drittverbrauch zu differenzieren . Ein Drittverbrauch liegt genau genommen auch dann vor , wenn Dienstfahrzeuge privat genutzt werden . Ob in diesen Fällen allerdings wirklich eine erhöhte EEG-Umlage anfällt , muss oftmals genau geprüft werden . Hier setzen wir an und unterstützen Unternehmen und Kommunen
mit unserer Expertise . Unter Berücksichtigung rechtlicher und energiewirtschaftlicher Aspekte entwickelt energielenker mobility standortbezogene , individuelle und herstellerneutrale Konzepte , die wir bis hin zur technischen Abnahme auch in der Umsetzung begleiten . Im Rahmen ganzheitlicher Umsetzungsberatungen wird dabei auch der Einsatz erneuerbarer Energien und Batteriespeicher berücksichtigt . Neben dem Eigenversorgungsprivileg ermöglichen Photovoltaikanlagen und Speicher auch das nächtliche Laden zu geringen Kosten und sind für eine wirkliche CO 2 -Reduzierung unabdingbar .
Mehr Informationen unter : energielenker-mobility . de