+3 Magazin Februar 2021 | Page 11

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© Andreas Grasser © Martin Magunia © Martin Magunia

UNSERE KLIMAZIELE ERREICHEN WIR NUR MIT ENGAGIERTEN KOMMUNEN

© Martin Magunia
Dr . Stefan Wilhelmy ,
Bereichsleiter der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt ( SKEW )
Viele deutsche Städte , Gemeinden und Landkreise sind Vorreiter in Sachen Klimaschutz : Sie reduzieren ihre Treibhausgasemissionen , erhöhen ihre Energieeffizienz oder stärken umweltverträgliche Mobilität vor Ort . Seit einigen Jahren setzen sie sich auch international immer stärker für den Klimaschutz ein , zum Beispiel im Rahmen kommunaler Klimapartnerschaften .
Knapp 80 solcher Klimapartnerschaften gibt es inzwischen . Dabei arbeiten eine deutsche Kommune und eine Kommune aus dem Globalen Süden bei Klimaschutz und Klimafolgenanpassung zusammen . Zum Beispiel förderten der Enzkreis und der tansanische Masasi District den Aufbau kleiner Solarstrom-Anlagen für ländliche Gesundheitszentren , um die dort medizinisch dringend notwendige Stromversorgung sicherzustellen . Die Partnerschaft Nürnberg – San Carlos in Nicaragua engagiert sich für die Wiederaufforstung und sensibilisiert die Bevölkerung in beiden Städten für die Bedeutung von Wäldern für das Klima . Bei allen Partnerschaften geht es nicht um große Investitionen oder prestigeträchtige Vorhaben , sondern in erster Linie darum , im Rahmen überschaubarer Projekte Erfahrungen und Wissen auszutauschen und zugleich Wirkungen und Verbesserungen in beiden Kommunen zu erzielen . Der Charme der Klimapartnerschaften liegt auch darin , dass die Partnerkommunen im gemeinsamen Prozess lernen , auf Augenhöhe miteinander zu arbeiten .
Die deutschen Klimapartner sind sehr unterschiedlich . Mit dabei sind Großstädte wie Hamburg , aber auch kleine Kommunen wie das bayerische Markt Tettau mit gerade einmal 2.100 Einwohnerinnen und Einwohnern . Viele nutzen das Thema Klimaschutz , um eine neue kommunale Partnerschaft zu begründen , während andere schon zuvor eine enge Freundschaft zu ihren Partnern in Afrika , Asien oder Lateinamerika pflegten . Alle Klimapartnerschaften werden von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt ( SKEW ) von Engagement Global zusammen mit der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ( BMZ ) unterstützt .
Die ersten Klimapartnerschaften wurden vor zehn Jahren geschlossen . Die Idee dazu entstand im Vorfeld unserer Bundeskonferenz für kommunale Entwicklungspolitik im Juni 2009 , als das Scheitern des 15 . Klimagipfels der Vereinten Nationen in Kopenhagen bereits absehbar war und vielen klar wurde , dass auf internationaler Ebene zu diesem Zeitpunkt kein klimapolitisches Weiterkommen in Sicht war . Bei der Konferenz unter dem Titel „ Herausforderung : Klimawandel “ formulierten die Teilnehmenden das damals sehr ambitionierte Ziel „ 50 kommunale Klimapartnerschaften bis 2015 “. Damals gab es schon viele kommunale Partnerschaften zwischen deutschen Städten , Gemeinden und Landkreisen mit Kommunen im Globalen Süden . Sie widmeten sich hauptsächlich dem Schüler- und Kulturaustausch , humanitären Hilfsaktionen und Bildung . Der Klimawandel und Klimaschutz waren dabei allenfalls punktuell ein Thema – etwa in kleinen Projekten zum Einsatz von Solarkochern – aber eben noch nicht strategisch verankert . Es gab auch noch keine Fördermittel des Bundes für die kommunale Entwicklungspolitik wie die heutige vom BMZ finanzierte Förderung entwicklungspolitischer Klimaaktivitäten kommunaler Partnerschaften .
„ Wollen wir die 2015 in Paris beschlossenen globalen Klimaziele erreichen , muss noch viel geschehen . Dabei ist jeder gefragt .
Die Partnerkommunen sind oft mit ähnlichen Problemen konfrontiert . Klimabedingte Überflutungen oder Trockenheit kennen keine Grenzen zwischen Ländern oder Kontinenten . Zudem gehört es heute in das Pflichtenheft jeder Kommune weltweit , energieeffizient zu handeln und vermehrt erneuerbare statt fossile Energien zu nutzen . Da ist es immer hilfreich , von den Erfahrungen anderer zu lernen . Die südafrikanische Stadt Durban hat etwa schon früh begonnen , sich an den Klimawandel anzupassen . Der Anstieg des Meeresspiegels ist für sie eine ernste Bedrohung und auch die Biodiversität ist durch den Klimawandel gefährdet . Von dem großen in Durban vorhandenen Wissen profitieren im Rahmen der Klimapartnerschaften viele : Durbans deutsche Partnerstadt Bremen , Bremens Partnerstadt Windhoek in Namibia und alle anderen Klimapartnerschaftskommunen , denn sie tauschen sich regelmäßig unter anderem in den von der SKEW organisierten Netzwerken aus , in Deutschland , Afrika , Asien oder Lateinamerika . Auch für die deutschen Partner ist der Austausch ein großer Gewinn : Die Südpartner setzen immer wieder entscheidende Impulse und schärfen das Bewusstsein der deutschen Kommunen für die Notwendigkeit der Klimafolgenanpassung .
Das gilt auch und ganz besonders für Kommunen – in Deutschland und weltweit .“
Das Engagement und die Erfolge der Klimapartnerschaften wurden schon vielfach ausgezeichnet . Beim renommierten Deutschen Nachhaltigkeitspreis waren in den vergangenen Jahren allein vier Klimapartnerschaften unter den neun Finalisten in der Kategorie „ Kommunale Partnerschaften “ – und jedes Jahr hat eine Klimapartnerschaft den Preis gewonnen , zum Beispiel im vergangenen Jahr die Klimapartnerschaft zwischen dem Landkreis Karlsruhe und der Stadt Brusque in Brasilien .
Die COVID-19-Pandemie stellt viele Partnerschaften vor große Herausforderungen und hat den Fachaustausch ins Digitale verlagert , aber die Umsetzung der Aktivitäten geht dennoch weiter . Diese Erfahrungen können die Kommunen als Chance nutzen , denn auch für ihre Klimapartnerschaften gilt : Während der Corona-Pandemie haben sie ihren Blick fürs Wesentliche geschärft und neue Formen der Zusammenarbeit erprobt , um sich weiter gemeinsam und partnerschaftlich zu engagieren , damit wir unsere Klimaziele doch noch erreichen und uns auf die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels einstellen .
Mehr Infos unter : skew . engagement-global . de Oder schreiben Sie uns an : info @ service-eine-welt . de mit ihrer
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