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Frank Köster,
Professor für Intelligente
Transportsysteme,
Carl von Ossietzky
Universität Oldenburg
Gelenkte Ströme
Automatisierte und vernetzte Fahr-
zeuge werden prägend für das Ver-
kehrssystem von morgen sein. Zudem
mündet der Trend zur Digitalisierung
auch in digitalen Repräsentationen
physischer Bausteine der Verkehrsinf-
rastruktur wie Beschilderungen, Licht-
signalanlagen und Spurmarkierungen
sowie in der Neudefinition etablierter
Systeme des Verkehrsmanagements.
Dies ist zum Beispiel Grundlage für
weitgehend automatisierte koopera-
tive Systemverbünde, welche die Ge-
staltung intelligenter Kreuzungen in
unseren Städten ermöglicht: Fahrzeu-
ge stellen in diesem Zusammenhang
unter anderem Informationen zu ihren
Zielen bereit, sodass Kapazitätsbedarfe
auf einzelnen Streckenabschnitten und
eine entsprechende Koordination von
Verkehrsströmen in Form einer be-
darfsgerechten Priorisierung am Kno-
ten oder im Sinne eines kooperativen
Routings – also einer Lastverteilung
im Verkehrsnetz – abgeleitet werden
können. Die Kreuzung liefert Infor-
mationen zur Verkehrssituation, etwa
zu Fußgängern und Radfahrern sowie
zu Wartezeiten und Restsignalzei-
ten, sodass Kreuzungen ohne unnötig
starkes Verzögern oder Beschleunigen
und, wenn nötig, bei spezieller Berück-
sichtigung schwächerer Verkehrsteil-
nehmer passiert werden können. Die
Umsetzung hierzu notwendiger Funk-
tionen wird auch mit Künstlicher In-
telligenz erfolgen, welche zum Beispiel
Veränderungen der Nutzung des Ver-
kehrssystems smart abfedert. Sicher-
heit, Effizienz und Komfort sind dabei
wichtige Bewertungskriterien.
Violeta Bulc,
EU-Kommissarin
für Verkehr
Auf gutem Weg
Intelligentere Verkehrssysteme sind
kein Selbstzweck, sie sollen den Men-
HIER BRAUCHEN SIE GEDULD
Die staureichsten Ballungsräume Deutschlands
München 51 h/Jahr
Hamburg 44 h/Jahr
Berlin 44 h/Jahr
Stugart 44 h/Jahr
Ruhrgebiet 40 h/Jahr
Köln 40 h/Jahr
Frankfurt 36 h/Jahr
= 12 Stunden
schen nützen. Intelligenter bedeutet
mehr Effizienz, bessere Vernetzung,
mehr Inklusion und Klimaschutz und
größere Sicherheit. So können wir
„Vision Zero“ Realität werden lassen:
null Emissionen und null Verkehrs-
tote auf europäischen Straßen bis
2050. Die EU fördert bereits zahlrei-
che innovative Projekte, zum Beispiel
die Erzeugung von Algorithmen, mit
denen Fahrzeuge das Verhalten ande-
rer Verkehrsteilnehmer im Voraus er-
kennen können, oder die Entwicklung
moderner Sichtsysteme für Flugzeuge,
die eine sichere Landung bei schlech-
tem Wetter ermöglichen. Im nächs-
ten EU-Haushalt konzentrieren wir
uns darauf, die digitale Verkehrsinf-
rastruktur weiterzuentwickeln, nach-
haltige Verkehrsträger miteinander
zu verlinken und Synergien zwischen
Energie, Verkehr und Telekommuni-
kation zu fördern. Auch auf regulato-
rischer Seite bereiten wir uns auf die
Zukunft vor. Wir haben Vorschläge für
den digitalen Informationsaustausch
entlang logistischer Lieferketten und
für die Überarbeitung elektronischer
Mautdienste verabschiedet und wer-
den noch im Laufe des Jahres weitere
rechtliche Grundlagen zur kooperati-
ven, vernetzten und automatisierten
Mobilität schaffen. Die Größe der He-
rausforderung ist uns allen bewusst,
aber die Möglichkeiten sind es auch.
Wir müssen die Digitalisierung anneh-
men, wenn wir als EU die Führungs-
rolle im Bereich Verkehr behalten wol-
len – und das tun wir.
Quellen: Inrix, Statista
Markus Lewe,
Präsident Deutscher
Städtetag
Allzeit mobil
Wer heute Busse oder Bahnen nutzen
will, muss rechtzeitig an einer Haltestel-
le stehen. In Zukunft brauchen wir auch
Anzeige
den „Verkehr auf Anfrage“ als Zubringer
Würzburg
h/Jahr
für den
ÖPNV 35
und
Ersatz in den Rand-
stunden. Passagiere bestellen ihre Ver-
kehrsmittel einfach per Smartphone zu
einer
großen Auswahl
von Knotenpunk-
Karlsruhe
34 h/Jahr
ten. Algorithmen berechnen dann eine
Route, auf der möglichst viele Passagie-
re möglichst
eingesammelt und
Düsseldorf zeitnah
33 h/Jahr
zügig zu ihren Zielen gebracht werden.
Das Ziel muss sein, mehr Menschen in
ein Wiesbaden
Fahrzeug 32
zu bekommen
h/Jahr und unab-
hängiger vom individuellen Autover-
Pforzheim 32 h/Jahr
Reutlingen 31 h/Jahr
Sindelfingen 31 h/Jahr
kehr zu werden. Wir müssen Schiene,
Nahverkehr und auch Fahrrad- und
Fußgängerverkehr besser verknüpfen.
Wir brauchen eine kluge Verkehrsfüh-
rung mithilfe digitaler Techniken. Dazu
gehört auch die E-Mobilität. Allerdings
werden E-Autos bislang kaum gekauft.
E-Fahrräder hingegen boomen. Daher
sollten Subventionen stärker für E-Fahr-
räder als für E-Autos aufgewendet wer-
den. Das entspricht den Verbraucherin-
teressen offensichtlich eher. In meiner
Heimatstadt Münster besteht der Ver-
kehr zu 40 Prozent aus Fahrradfahrern,
32 Prozent Pkw-Verkehr, der Rest fährt
Bus und Bahn. Das geht nur, wenn die
Infrastruktur darauf ausgerichtet ist.
Für eine Verkehrswende brauchen die
Kommunen in den nächsten zehn Jah-
ren insgesamt mindestens 20 Milliarden
Euro vom Bund und von den Ländern,
um neue Verkehrskonzepte zu reali-
sieren. Ohne diese Mittel wird uns ein
grundlegender Wandel nicht gelingen.
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