+3 Magazin Februar 2019 | Page 16

+2 16 Frank Köster, Professor für Intelligente Transportsysteme, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Gelenkte Ströme Automatisierte und vernetzte Fahr- zeuge werden prägend für das Ver- kehrssystem von morgen sein. Zudem mündet der Trend zur Digitalisierung auch in digitalen Repräsentationen physischer Bausteine der Verkehrsinf- rastruktur wie Beschilderungen, Licht- signalanlagen und Spurmarkierungen sowie in der Neudefinition etablierter Systeme des Verkehrsmanagements. Dies ist zum Beispiel Grundlage für weitgehend automatisierte koopera- tive Systemverbünde, welche die Ge- staltung intelligenter Kreuzungen in unseren Städten ermöglicht: Fahrzeu- ge stellen in diesem Zusammenhang unter anderem Informationen zu ihren Zielen bereit, sodass Kapazitätsbedarfe auf einzelnen Streckenabschnitten und eine entsprechende Koordination von Verkehrsströmen in Form einer be- darfsgerechten Priorisierung am Kno- ten oder im Sinne eines kooperativen Routings – also einer Lastverteilung im Verkehrsnetz – abgeleitet werden können. Die Kreuzung liefert Infor- mationen zur Verkehrssituation, etwa zu Fußgängern und Radfahrern sowie zu Wartezeiten und Restsignalzei- ten, sodass Kreuzungen ohne unnötig starkes Verzögern oder Beschleunigen und, wenn nötig, bei spezieller Berück- sichtigung schwächerer Verkehrsteil- nehmer passiert werden können. Die Umsetzung hierzu notwendiger Funk- tionen wird auch mit Künstlicher In- telligenz erfolgen, welche zum Beispiel Veränderungen der Nutzung des Ver- kehrssystems smart abfedert. Sicher- heit, Effizienz und Komfort sind dabei wichtige Bewertungskriterien. Violeta Bulc, EU-Kommissarin für Verkehr Auf gutem Weg Intelligentere Verkehrssysteme sind kein Selbstzweck, sie sollen den Men- HIER BRAUCHEN SIE GEDULD Die staureichsten Ballungsräume Deutschlands München 51 h/Jahr Hamburg 44 h/Jahr Berlin 44 h/Jahr Stugart 44 h/Jahr Ruhrgebiet 40 h/Jahr Köln 40 h/Jahr Frankfurt 36 h/Jahr = 12 Stunden schen nützen. Intelligenter bedeutet mehr Effizienz, bessere Vernetzung, mehr Inklusion und Klimaschutz und größere Sicherheit. So können wir „Vision Zero“ Realität werden lassen: null Emissionen und null Verkehrs- tote auf europäischen Straßen bis 2050. Die EU fördert bereits zahlrei- che innovative Projekte, zum Beispiel die Erzeugung von Algorithmen, mit denen Fahrzeuge das Verhalten ande- rer Verkehrsteilnehmer im Voraus er- kennen können, oder die Entwicklung moderner Sichtsysteme für Flugzeuge, die eine sichere Landung bei schlech- tem Wetter ermöglichen. Im nächs- ten EU-Haushalt konzentrieren wir uns darauf, die digitale Verkehrsinf- rastruktur weiterzuentwickeln, nach- haltige Verkehrsträger miteinander zu verlinken und Synergien zwischen Energie, Verkehr und Telekommuni- kation zu fördern. Auch auf regulato- rischer Seite bereiten wir uns auf die Zukunft vor. Wir haben Vorschläge für den digitalen Informationsaustausch entlang logistischer Lieferketten und für die Überarbeitung elektronischer Mautdienste verabschiedet und wer- den noch im Laufe des Jahres weitere rechtliche Grundlagen zur kooperati- ven, vernetzten und automatisierten Mobilität schaffen. Die Größe der He- rausforderung ist uns allen bewusst, aber die Möglichkeiten sind es auch. Wir müssen die Digitalisierung anneh- men, wenn wir als EU die Führungs- rolle im Bereich Verkehr behalten wol- len – und das tun wir. Quellen: Inrix, Statista Markus Lewe, Präsident Deutscher Städtetag Allzeit mobil Wer heute Busse oder Bahnen nutzen will, muss rechtzeitig an einer Haltestel- le stehen. In Zukunft brauchen wir auch Anzeige den „Verkehr auf Anfrage“ als Zubringer Würzburg h/Jahr für den ÖPNV 35 und Ersatz in den Rand- stunden. Passagiere bestellen ihre Ver- kehrsmittel einfach per Smartphone zu einer großen Auswahl von Knotenpunk- Karlsruhe 34 h/Jahr ten. Algorithmen berechnen dann eine Route, auf der möglichst viele Passagie- re möglichst eingesammelt und Düsseldorf zeitnah 33 h/Jahr zügig zu ihren Zielen gebracht werden. Das Ziel muss sein, mehr Menschen in ein Wiesbaden Fahrzeug 32 zu bekommen h/Jahr und unab- hängiger vom individuellen Autover- Pforzheim 32 h/Jahr Reutlingen 31 h/Jahr Sindelfingen 31 h/Jahr kehr zu werden. Wir müssen Schiene, Nahverkehr und auch Fahrrad- und Fußgängerverkehr besser verknüpfen. Wir brauchen eine kluge Verkehrsfüh- rung mithilfe digitaler Techniken. Dazu gehört auch die E-Mobilität. Allerdings werden E-Autos bislang kaum gekauft. E-Fahrräder hingegen boomen. Daher sollten Subventionen stärker für E-Fahr- räder als für E-Autos aufgewendet wer- den. Das entspricht den Verbraucherin- teressen offensichtlich eher. In meiner Heimatstadt Münster besteht der Ver- kehr zu 40 Prozent aus Fahrradfahrern, 32 Prozent Pkw-Verkehr, der Rest fährt Bus und Bahn. Das geht nur, wenn die Infrastruktur darauf ausgerichtet ist. Für eine Verkehrswende brauchen die Kommunen in den nächsten zehn Jah- ren insgesamt mindestens 20 Milliarden Euro vom Bund und von den Ländern, um neue Verkehrskonzepte zu reali- sieren. Ohne diese Mittel wird uns ein grundlegender Wandel nicht gelingen. Internationale Fachmesse für Ladeinfrastruktur und Elektromobilität MESSE MÜNCHEN Power2Drive Europe: Laden Sie Ihr Wissen auf und entdecken Sie die Vielfalt der Elektromobilität! 50.000 Experten für Energie und Mobilität aus 160 Ländern und 1.300 Aussteller auf vier parallelen Fachmessen – Seien auch Sie Teil von The smarter E Europe!