+3 Magazin Februar 2019 | Page 14

+2 14 › Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender Bundesverband Fuhrparkmanagement (BVF) Summe der Einzelteile Alle in unseren Verkehrssystemen vorhandenen Abläufe sind nur Al- gorithmen. Und da die menschliche Verarbeitungskapazität komplexer Zusammenhänge recht begrenzt ist, wird die Digitalisierung und die Automatisierung des Verkehrs vie- le Dinge vereinfachen. Sind die Al- gorithmen intelligent konfiguriert und aufeinander abgestimmt, sind alle wesentlichen Dinge miteinander vernetzt und nehmen aufeinander Rücksicht, könnte es funktionieren. Es wird nicht so sein, dass nie mehr Unfälle passieren – aber es werden deutlich weniger werden. Auf der anderen Seite kann Verkehr nur so intelligent sein, wie die intelligent programmierte Software, die Hard- ware und die notwendigen techni- schen Rahmenbedingungen das zu- lassen. Ein optimal vernetzter Zug, dessen Pünktlichkeit an veralteten Gleisen, ein paar Schneeflocken oder einem entwurzelten Baum scheitert, der kippt auch das komplette aufei- nander aufgebaute Verkehrssystem. Grundvoraussetzung und dringen- der Wunsch aller Fuhrparkbetreiber muss daher sein, von der Politik und allen Akteuren zu erwarten, Investiti- onen rechtzeitig zu tätigen und in die richtigen, zukunftsweisenden Kanäle fließen zu lassen. Intelligent ist Ver- kehr dann für alle Beteiligten, wenn er gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Interessen und Bedürf- nisse erfüllt, leicht zu verstehen und einzusetzen ist und durch intelligente Vernetzung optimale Lösungen für alle Menschen zu erzielen sind. Toni Jukic, Teamleiter Hyperloop, Technische Universität München Alles ist machbar Von München nach Berlin in 30 Mi- nuten? Was wie eine Utopie klingt, soll der Hyperloop ermöglichen. Nachdem der Unternehmer Elon Musk diese Idee 2013 in einem Whitepaper ver- öffentlichte, trug er die Entwicklung dieses Konzepts nicht einer seiner Fir- men auf, sondern rief einen weltweiten Studentenwettbewerb aus, um ange- henden Ingenieuren die Möglichkeit zu geben, die Zukunft des Transports mitzugestalten. Wir als studentisches Team arbeiten seit über drei Jahren an der Entwicklung von Prototypen und konnten uns bei allen drei bisherigen Wettbewerben gegen die Konkurrenz Christian Stupka, Entwickler von Mobilitätskonzepten Mobil im Quartier In Wohnquartieren der Zukunft kön- nen die Menschen stets neu überle- gen, wie sie ihren nächsten Weg am durchsetzen. Da sich die Regeln und Vorschriften wie in der Formel Eins jedes Jahr ändern, bleiben uns gera- de einmal zehn Monate, um ein neues Konzept zu entwerfen und dieses tat- sächlich zu fertigen. Eines der wenigen Teams zu sein, die nach der einwöchi- gen Testwoche alle Sicherheitstests be- standen und sich somit für den finalen Lauf qualifiziert haben, ist ein beson- deres Gefühl. Während dieses Laufs den Pod zum ersten Mal mit voller Leistung zu betreiben, ist atemberau- bend. Es ist erstaunlich zu sehen, wie viel möglich ist, wenn man all seine Kraft auf ein Ziel fokussiert. Ob das Konzept des Hyperloops in naher Zu- kunft realisiert werden kann, lässt sich schwer beurteilen. Technologisch ist meiner Meinung nach alles machbar. Eine Infrastruktur zu etablieren, bleibt dabei die größte Herausforderung. Die wichtige Frage ist, ob der Wille zur Umsetzung besteht. bequemsten zurücklegen wollen. Ein Blick ins Smartphone zeigt, wann der nächste Bus oder die nächste Tram fährt, welche E-Autos oder Zweiräder gerade in der Tiefgarage verfügbar sind. Ein weiterer Klick und schon ist das Lastenrad für die Fahrt zum Getränkemarkt gebucht. Die multimodalen Mobilitätsange- bote fließen bereits in die Gebäude- planung ein. Die Zahl der privaten Pkw-Stellplätze in den Tiefgaragen wird drastisch reduziert, dafür der Platz für Sharing-Angebote deutlich ausgeweitet. Fährt Familie Meier in den Süden, schaltet sie ihren Stell- platz für Dritte frei. Das entlastet die Wohnstraßen und bessert die Ur- laubskasse auf. Photovoltaik-Modu- le auf den Dächern und an Fassaden fangen die Energie der Sonne ein und speisen die E-Mobile in den Ga- ragen mit Strom. Oberirdisch sorgen handfeste Angebote für Verkehrsver- meidung. In der Quartierszentrale werden Pakete angenommen oder auf den Weg gebracht. Wer einen freien Coworking-Platz bucht, ver- kürzt seinen täglichen Arbeitsweg maximal. Ein platter Fahrradreifen? Kein Problem. Im Radlstützpunkt sorgt man für Abhilfe und hält auch die Leihräder in Schuss. In Münch- ner Neubauquartieren hat diese Zukunft längst begonnen, weil Bau- herren, Stadtverwaltung und Mo- bilitätsdienstleister eine integrierte Mobilitätsplanung ganz oben auf die Agenda gesetzt haben. Anzeige WENN SCIENCE-FICTION WAHR WIRD Das Networking-Event Hypermotion denkt Mobilität neu 3D-Drucker produzieren die gewünschte Ware direkt auf dem Weg zum Kunden im Lieferwagen – was nach einem skurrilen Science-Fiction-Film klingt, könnte die Zukunft der Logistik sein. Vorgestellt werden Visionen wie diese auf einer Veranstaltung, die 2017 bei der Frankfurter Messe an den Start gegangen ist: die Hyper- motion. Dabei handelt es sich um einen Mix aus Ausstel- lung, Konferenz, Wettbewerb und Gesprächsrunde. Als erste eigenständige Plattform für die digitale Transformation von Verkehr, Mobilität und Logis- tik zielt die Hypermotion darauf ab, die Vernetzung innerhalb der Branche anzukurbeln und Gründer- innovationen zu fördern. Unter dem Motto „Next Generation Mobility“ werden im Hypermotion- Lab junge Leute zusammengebracht, die mit inno- vativen Konzepten den Markt erobern wollen. Be- weisen können sie sich beim Startup-Pitch, einem Wettbewerb für Unternehmensgründer. Die Ver- anstaltung ist aber nicht nur Plattform für Start- ups, sondern auch für Konzerne, mittelständische Unternehmen und Vertreter aus Wissenschaft und Politik. All diese Akteure können sich auf der Hy- permotion über Projekte, politische Rahmenbe- dingungen und Zukunftsvisionen austauschen. Sie diskutieren, wie Startups die Mobility-Szene auf- mischen, was die öffentlichen Verkehrsmittel von morgen besser macht und wie die Logistik revolu- tioniert werden kann. Big Data und Smart Mobility So zeigte 2018 ein Unternehmen, wie Seilbahnen die Stadtteile in den hügeligen Metropolen Boliviens miteinander verbinden können. Andere Firmen prä- sentierten Sensortechnologien, die zur Steuerung des Stadtverkehrs eingesetzt werden. Und ein Startup stellte eine umweltfreundliche Lösung vor, die Lo- gistikprobleme in Ballungsräumen lösen könnte: den automatisierten Transport von Gütern durch unter- irdische Leitungen. Es geht also darum, intelligente Transportsysteme zu entwickeln. In Zukunft sollen neben den Fahrzeugen auch Straßen und Schienen mit Sensoren ausgestattet werden. Sie erfassen die aktuelle Verkehrsbelastung oder geben Auskunft über den Zustand von Fahrzeug und Fahrer. Beson- ders an Fahrer von Logistikdienstleistern werden heutzutage hohe Ansprüche gestellt. Kunden möch- ten ihre Waren so schnell und günstig wie nie zuvor erhalten. Anbieter experimentieren deshalb etwa mit der Lieferung direkt ins Fahrzeug – per Drohne oder autonomen Robotern. Manche Idee geht auch so weit, den Verbraucher selbst in die Lieferkette mit- einzubeziehen, indem er Zustellaufträge via App er- hält oder Pakete von Zwischenlagern ausliefert. Vom 26.-28.11.2019 geht die Hypermotion in Frankfurt am Main in ihre dritte Runde. www.hypermotion.com