+3 Magazin Februar 2016 | Page 8

+1 +1 8 Max Springer, Leser Samira Drosster, Leserin Das richtige Maß Immer länger In Deutschland definieren sich immer noch die meisten durch ihren Job. Dabei lebt es sich auch ganz wunderbar, wenn man andere Schwerpunkte setzt und im Beruf nur soviel Energie einsetzt, damit man seinen Unterhalt bestreitet kann. Denn was hat man davon, wenn die Zeit fremdbestimmt ist und man als Entschädigung Geld bekommt, das die meisten dann doch für Konsumgüter ausgeben. Und diese schaden letztendlich auch noch unserer Erde. Soll ständiges Konsumieren für unsere Gesellschaft also wirklich besser sein? Immer noch erfährt der teure Kurztrip in die Südsee mehr Anerkennung als viele lange Spaziergänge im heimischen Wald. Das kann ich nicht nachvollziehen. Man könnte behaupten, jemand, der wenig arbeitet, würde seine Energien verschwenden, weil er sie nicht bis zum Anschlag hergibt. Aber würde man über diejenigen Indianer, die nur so viele Büffel getötet haben, wie sie tatsächlich zum Leben brauchten, auch sagen, sie seien Faulpelze? Hier bewundern wir plötzlich den Willen, sich einzuschränken, sehen es als nachhaltig an. Und das Arbeit selten einen tieferen Sinn gibt als Freundschaft und Liebe, wie alles, was man sonst nur erfahren kann, wenn man auch Zeit dafür hat, haben zum Glück dann doch die meisten gemerkt. Ich wünsche mir eine gerechtere Aufteilung der Arbeitsjahre zwischen den Generationen. Wenn der Jahrgang derjenigen, die wie ich in den 1980er-Jahren geboren wurden, noch 50 Jahre Arbeitsleben vor sich hat, dann graut mir nur noch vor der Arbeit. Früher haben sich die Menschen noch auf die Rente gefreut. Wenn sie in so weite Ferne gerückt ist, sucht man sich andere Möglichkeiten, dem Arbeitsalltag zu entfliehen. Ulrike Laux, Bundesvorstand Industriegemeinschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) Stress durch Turbo-Putzen Mit jedem Lohnplus steigt der Leistungsdruck auf Reinigungskräfte: „Ich habe mich auf mehr Geld gefreut und jetzt das – meine Arbeitszeit wird gekürzt, die Fläche aber nicht. Das Ergebnis: Am Monatsende habe ich keinen Cent zusätzlich, aber unter enormen Zeitdruck geputzt. Wir sollen bis zu tausend Quadratmeter in der Stunde reinigen, das ist nicht zu schaffen.“ So und ähnlich lauten Beschwerden, die bei der GebäudereinigerGewerkschaft IG Bau auflaufen. Ein weiterer Grund für die Leistungsver- dichtung: Personalabbau. Wo früher neun Reinigungskräfte für Sauberkeit sorgten, sind es heute nur noch vier. In einer Umfrage der IG Bau von 2015 unter Reinigungskräften bejahten 54 Prozent die Frage, ob sich das Reinigungsrevier in den letzten zwei Jahren bei gleichbleibender Stundenzahl vergrößert hat. Drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie oft bis sehr oft im Job unter Stress stehen. Die Arbeitgeber der Branche sahen zunächst kein Problem. Ihre Behauptung: „Leistungsverdichtung gibt es nicht.“ In der Tarifrunde 2015 verlangte die IG Bau dann Maßnahmen gegen Turbo-Putzen und setzte mit Praktikern besetzte Expertengruppen durch. Bis Ende Mai sollen Ergebnisse vorliegen. Als Verhandlungsführerin der IG Bau ist es mir wichtig, auch interessierte Beschäftigte in diesen Prozess einzubeziehen, damit die optimalen Lösungen gefunden werden. Denn unser Motto heißt: Aus der Praxis für die Praxis. Die Belastung für Beschäftigte durch flexible Arbeitsformen und eine permanente Erreichbarkeit sollte nicht Gerhard Huhn, Lehrcoach und Leiter der Flow Akademie Berlin Höre auf dich selbst Objektiv ist das nicht in einer Mengengröße anzugeben. Es kommt auf Art und Gestaltung der Arbeit, die gesellschaftlichen und sozialen Bedingungen und vor allem auf die äußerst unterschiedlichen persönlichen Voraussetzungen an. Ein Schriftsteller oder ein Dirigent wird das gesunde Maß an Arbeit anders bewerten als ein Minenarbeiter oder ein Fluglotse. Individuell ist das also durchaus möglich. Jeder Mensch verfügt über ein inneres Feedbacksystem, das ihm Rückmeldungen über die Qualität seiner Bewegungen vermittelt und das dafür sorgt, dass Bewegungsabläufe optimaler und sicherer immer wieder aktiviert werden können. Parallel dazu gibt es ein Selbstbewertungssystem, das uns in jedem Moment Auskunft über unsere Lebensqualität gibt. Wenn wir auf dessen Signale achten, können wir uns im gesunden Balancebereich zwischen Unterforderung (Langeweile) und Überforderung (Stress) bewegen. Wir spüren dann eine Stimmigkeit, eine tiefe Befriedigung mit dem, was wir tun oder wahrnehmen. Wir sind im Flow. Denken und Handeln gehen flüssig ineinander über. Wir leben unsere Talente und Interessen zielgerichtet dort aus, wo wir für uns wesentliche Werte verwirklichen, also Sinn erleben. So zu arbeiten ist gesund. Leider ist vielen Menschen der Zugang zu dieser Wahrnehmung verschüttet und muss erst wieder erschlossen werden. Hier liegt ein wichtiges Arbeitsfeld von Coaches und Therapeuten, aber auch von Lehrern und Führungskräften. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Benjamin Klenke, Leiter Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), brainLight GmbH Gesund in die Zukunft Wir leben in einer Zeit, in der sich die unternehmerischen Erfolgsbedingungen markant verändern. Die großen Heraus- forderungen wie globaler Wettbewerb, Digitalisierung, demografischer Wandel und Anstieg der Volkskrankheiten erzwingen mehr Aufmerksamkeit für den Schutz und die Förderung der Gesundheit. Im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) geht es nicht nur um Vermeidung von Risiken und Reduzi W'V